Die größte Aufdachphotovoltaikanlage der Dominikanischen Republik ist am Netz. Wie die Planer von Soventix aus dem hessischen Wesel berichten, wurden zehn Generatoren auf den Dächern der Freihandelszone in Santiago De Los Caballeros im Norden des Inselstaates in Betrieb genommen. Sie leisten zusammen 1,929 Megawatt und liefern Strom für die Unternehmen, die sich in der Freihandelszone Corporación Zona Franca Santiago (CZFS) niedergelassen haben. Für Soventix ist das bereits die zweite Großanlage im Urlauberparadies der Karibik, nachdem das Unternehmen bereits vor zwei Jahren einen Solarpark mit einer Leistung von 34 Megawatt gebaut hat. Die Anlage diene zudem als Referenzprojekt für zukünftige Vorhaben in der kommerziellen Solarstromerzeugung in der Dominikanischen Republik, wie Soventix mitteilt.
Nachfrage steigt
Die Nachfrage nach solchen Anlagen steigt in dem Land. Damit wollen sich Unternehmen vor allem gegen die unsichere Stromversorgung in den lokalen Netzen absichern, wie Alfonso Rodriguez, General Manager der Soventix Caribbean, weiß. „Die Schwankungen des Stromnetzes stellen die Unternehmen noch immer vor große Herausforderungen“, sagt er. Zwar hat sich die Versorgungssicherheit in den vergangenen Jahren vor allem aufgrund eines leidlich vorankommenden Netzausbaus verbessert. Doch müssen nicht nur die Haushalte, sondern auch die Unternehmen im Lande immer wieder mit Stromausfällen zurechtkommen.
Hohe Strompreise treiben den Markt
Die Photovoltaik ist dabei eine der besten Lösungen. Schließlich ist das Potenzial für die Sonnenstromerzeugung riesig. Zwar ist die Region, in der die Freihandelszone von Santiago liegt, für Dominikanische Verhältnisse mit wenig Sonneneinstrahlung gesegnet. Doch liegt sie immer noch doppelt so hoch wie in den sonnigsten Regionen Deutschlands. Das garantiert höchste Erträge und damit auch einen wirtschaftlichen Betrieb. Da helfen auch die hohen Strompreise in der Dominikanischen Republik weiter. Sie sind zwar im Vergleich zu anderen Ländern der Karibik relativ niedrig. Doch mit durchschnittlich gut 27 Cent pro Kilowattstunde immer noch viel höher als der Strom aus einer Solaranlage. „Mit den exzellenten Einstrahlungswerten ist Photovoltaik in weiten Teilen des Landes bereits wettbewerbsfähig gegenüber traditionellen Energieträgern“, bestätigt Thorsten Preuschgas, Geschäftsführer der Soventix-Gruppe. „Damit bieten sich für die Bevölkerung und internationale Investoren attraktive Perspektiven. Wir verzeichnen hier eine immer stärkere Nachfrage nach Photovoltaikanlagen.
Komponenten zollfrei einführen
Die Regierung in Santo Domingo unterstützt solche Vorhaben, wo immer es geht, auch wenn die Planer immer wieder auf administrative Hürden stoßen. Das größte Problem ist, dass einerseits kein zentraler Ansprechpartner in der Verwaltung vorhanden ist. Vielmehr teilen sich eine ganze Reihe von Behörden die Verantwortung für die Genehmigung und den Anschluss solcher Systeme. Zudem gibt es immer wieder Engpässe bei der Lieferung von Zweirichtungszählern, die für den Netzanschluss von Photovoltaikanlagen notwendig sind, wie Planer immer wieder berichten.
Allerdings genießen die Projektierer und die Betreiber der Anlagen verschiedene Steuervorteile. So ist schon die Einfuhr der Komponenten für Solaranlagen zollfrei, so lange sie die Vorgaben der Regierung erfüllen. So müssen die Solarmodule eine Mindesteffizienz von 13 Prozent haben. Für die Wechselrichter gilt ein minimaler Wirkungsgrad von 95 Prozent, um von der Nationale Energiekommission CNE für die Zollbefreiung zugelassen zu werden. Den Betreibern von Solarstromanlagen gewährt die Regierung zudem eine Befreiung von der Einkommenssteuer in Höhe von 40 Prozent der Investitionssumme des Generators. Diese wird jeweils zu gleichen Teilen innerhalb von drei Jahren auf die Einkommenssteuerschuld des Betreibers gutgeschrieben. Bis zum Jahr 2020 müssen die Anlagenbetreiber zudem keine Einkommenssteuer auf den selbst erzeugten und an Dritte gelieferten Strom bezahlen. Als dritten Anreiz können die Investoren in Solaranlagen noch einen zinsgünstigen Kredit vom Staat bekommen, der immerhin 40 Prozent der gesamten Investitionssumme abdeckt.
65 Prozent weniger CO2 bis 2030
Unter anderem mit diesen Maßnahmen will Santo Domingo zum einen die Stromversorgung durch den Bau von dezentralen Erzeugungsanlagen absichern. Zum anderen will die Regierung damit auch den Umstieg auf erneuerbare Energien erreichen, um sich unabhängiger von Energielieferungen aus dem Ausland zu machen. Schließlich beruht die Stromerzeugung zu 87 Prozent auf fossilen Energieträgern, die teuer aus dem Ausland importiert werden müssen. Mit 35,1 Prozent sind Dieselgeneratoren und Erdölkraftwerke immer noch die größten Stromlieferanten des Landes. Dazu kommen noch 23,34 Prozent des Stroms, der mit Erdgasanlagen produziert wird. Mit 13.55 Prozent spielt auch die Kohleverstromung eine nicht unwesentliche Rolle bei der Stromerzeugung in der Dominikanischen Republik. Den größten Teil des Ökostroms im Lande liefern Wasserkraftwerke mit einem Anteil von 9,5 Prozent. Die Windkraft produziert immerhin 1,98 Prozent des Stroms in dem karibischen Inselparadies. Mit einem Anteil von 0,15 Prozent spielt die Photovoltaik bisher kaum eine Rolle.
Das soll sich ändern. Schließlich hat die Regierung das Ziel ausgegeben, den Treibhausgasausstoß bis 2030 um bis zu 65 Prozent zu senken. Um das zu erreichen, soll die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien im Jahr 2030 auf mindestens 85 Prozent ansteigen, so der Plan der Regierung. Hier wird die Solarenergie eine wesentliche Rolle spielen. (Sven Ullrich)