Die in Japan neu installierte Solarstromleistung stieg um atemberaubende 270 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres. Insgesamt gingen im Land der aufgehenden Sonne im ersten Quartal 2013 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 1,5 Gigawatt neu ans Netz. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2012 waren es nur 400 Megawatt. Damit hat das Land eine gute Ausgangsposition, um Deutschland als weltweit umsatzstärksten Solarmarkt in diesem Jahr abzulösen. Das ist das zentrale Ergebnis der aktuellen Länderstudie zu Japan, die die Marktanalysten von IHS iSupply im kalifornischen El Sgundo veröffentlicht haben.
Keine Eintagsfliege
Obwohl Japan voraussichtlich China bei der Installation neuer Solarstromleistung nicht übertreffen wird, gehen die Analysten von IHS iSupply davon aus, dass der Umsatz im Kaiserreich höher ist als in China. Das liegt vor allem daran, dass die Preise für Photovoltaiksysteme in Japan viel höher sind als im Reich der Mitte. „Diese hohen Systempreise haben schon immer zu einem beträchtlichen Anteil der Einnahmen der Photovoltaikbranche geführt“, erklärt Sam Wilkinson, Solaranlayst von IHS iSupply. „Jetzt machen die hohen Preise Japan weltweit zum Markt Nummer Eins und sie ziehen die Aufmerksamkeit der Hersteller in der ganzen Welt auf sich.“ Die Analysten prophezeien, dass der phänomenale Start ins neue Jahr in Japan keine Eintagsfliege ist. Die Geschäfte werden auch über den gesamten Jahresverlauf weiter gut laufen. Die Nachfrage wird weiterhin hoch bleiben, so dass am Ende des Jahres doppelt so viel Solarstromleistung zugebaut sein wird, wie im vergangenen Jahr. Der Umsatzanteil am gesamten Photovoltaikweltmarkt wird von 14 auf 24 Prozent in diesem Jahr steigen. Im Jahr 2011 hatte Japan einen Anteil am Gesamtumsatz der Photovoltaikbranche von neun Prozent. Insgesamt erwarten die Marktforscher einen Umsatz von 20 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Das wäre eine Steigerung um 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der weltweite Umsatz mit Photovoltaikanlagen wird in diesem Jahr im Gegensatz dazu nur um vier Prozent wachsen.
Internationale Anbieter können profitieren
Dabei ist der japanische Markt nicht ohne Herausforderungen. Für internationale Anbieter ist es nicht so einfach, Investoren zu finden. Außerdem machen es die strengen Zertifizierungsvoraussetzungen vor allem für Wechselrichterhersteller schwer, sich auf dem japanischen Markt zu etablieren. Auch haben die Japaner ein sehr starkes Markenbewusstsein und greifen sehr gern auf einheimische Produkte zurück. Sam Wilkinson geht davon aus, dass mindestens 40 Prozent der verbauten Komponenten für die neuen Anlagen aus japanischer Produktion stammen werden. Ausländische Hersteller haben da nur Chancen, wenn sie sich einen Partner in Japan suchen. Das gilt vor allem für kleine Anlagen auf Hausdächern. Wenn es aber um große Solarparks geht, stehen die Chancen für ausländische Anbieter besser. Zusätzlich wird das am schnellsten wachsende Segment das der Anlagen mit mehr als einem Megawatt Leistung sein. Ein Wachstum von unglaublichen 500 Prozent sagt Wilkinson für dieses Marktsegment voraus. „Die internationalen Modulanbieter werden erfolgreicher sein, wenn sie sich mit lokalen Projektentwicklern zusammentun. Dann werden sie auch größere Mengen nach Japan exportieren können, um den Markt dort zu bedienen“, rät der Analyst aus Kalifornien.
Zubau in Europa sinkt um ein Drittel
Im Gegensatz zur Erfolgsgeschichte im Fernen Osten sind die Zahlen für Europa ernüchternd. Um 34 Prozent sank der Zubau an Solarstromleistung im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Anteil am Gesamtumsatz der Branche sank von 70 auf 40 Prozent in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Die Marktforscher von IHS iSupply erwarten im Verlauf des Jahres einen weiteren Rückgang. „Die kontinuierliche Absenkung der Einspeisevergütung und der Förderung in Kombination mit der drohenden Einführung von Antidumpingzöllen hat bei vielen Lieferanten dazu geführt, dass sie sich anderen Märkten zuwenden“, weiß Sam Wilkinson. (Sven Ullrich)