Nach einer Unterbrechung von 17 Tagen läuft heute die Modulproduktion bei Conergy Solar Module in Frankfurt (Oder) wieder an. Die Modulherstellung wurde am 5. Juli dieses Jahres nach der Insolvenzanmeldung der Muttergesellschaft in Hamburg gestoppt. „Wir freuen uns sehr, dass wir heute dieses positive Signal an Mitarbeiter und Kunden senden können“, sagt Sven Starke, Geschäftsführer von Conergy Solar Module. „Die Produktionsunterbrechung war notwendig, um kurzfristig diverse Rechtsbeziehungen zu klären. Darüber hinaus war die Sicherstellung einer nachhaltig stabilen Produktion und Auslastung ein elementarer Schritt. Bei unseren Kunden ist der Bedarf an unseren hochwertigen Premiumprodukten nach wie vor groß. Diese Nachfrage können und werden wir bedienen.“ Immerhin sind die Auftragsbücher der Modulfabrik gut gefüllt und die Löhne der 320 Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld gesichert.
Volle Auftragsbücher bei Mounting Systems
Auch für die Zukunft der anderen Conergytochter, den Gestellhersteller Mounting Systems im brandenburgischen Rangsdorf, äußert sich der Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz zuversichtlich. „Für Mounting Systems führen wir bereits erfolgversprechende Gespräche mit potenziellen Investoren“, sagt er. Immerhin läuft die Produktion von Montagesystemen in Rangsdorf mit unverändert sehr guter Auslastung. Der Gestellproduzent beliefere derzeit zahlreiche Aufträge für internationale Projekte, die Auftragsbücher sind nach wie vor voll, betont Conergy.
Grundlegende Einigung unterzeichnet
Sowohl Mounting Systems als auch die Modulfabrik in Frankfurt (Oder) gehören nicht zu den Bestandteilen von Conergy, die der Finanzinvestor Kawa Capital Management aus Miami, Florida, übernehmen will. Kawa hat sich mit der Conergy AG in Hamburg darauf geeinigt, die globalen Vertriebseinheiten des Unternehmens und die damit verbundenen Verwaltungs-, Management- und Infrastrukturen zu übernehmen. Eine entsprechende Absichtserklärung haben beide Parteien bereits unterzeichnet. Die Details der Transaktion werden in den kommenden Wochen festgelegt. Der Kaufvertrag soll spätestens in der zweiten Augusthälfte unterschriftsreif sein. Er steht noch unter dem Vorbehalt bestimmter aufschiebender Bedingungen. „Kawa ist unser Wunschpartner“, betont Philip Comberg, Vorstandsvorsitzender von Conergy. „Wir haben bereits seit Monaten intensive Verhandlungen zum Einstieg bei Conergy geführt und waren uns über die Zukunftsstrategie für Conergy schon lange einig.“ Conergy hat sich in den vergangen beiden Jahren konsequent auf den internationalen Vertrieb und Serviceleistungen ausgerichtet. Gleichzeitig habe man an neuen Finanzierungs- und Asset Management Services gearbeitet, erklärt Comberg. „Damit ist Conergy für die künftigen Anforderungen der solaren Wachstumsmärkte bestens aufgestellt. Mit Kawa haben wir nun einen starken Finanzpartner an unserer Seite, der langfristig in das Unternehmen investiert, um unsere ‚Downstream-Strategie‘ nachhaltig umzusetzen.“ Die beinhaltet die Trennung des Unternehmens von unrentablen Produktionsbereichen und die Konzentration auf den Vertrieb, das Marketing und den Verkauf von Solaranlagen und Kraftwerken an den Endkunden.
Internationale Vertriebsstellen gerettet
Sollte das Geschäft zustande kommen, wären damit die Niederlassungen von Conergy in den USA, in Kanada, Singapur, Thailand, Spanien, Australien, Italien, Frankreich, Griechenland, Zypern und Großbritannien gesichert. Sie waren zu keinem Zeitpunkt von der Insolvenz betroffen, betont das Management in Hamburg. Über den Erhalt der weiteren internationalen Niederlassungen verhandelt der Vorstand noch mit Kawa. Aber auch für die Muttergesellschaft in Hamburg und die Zweigstelle in Zweibrücken gibt es eine Vereinbarung. Kawa will die dortige Verwaltung, das Management und die für den Betrieb erforderlichen Einheiten, die entsprechenden Infrastrukturfunktionen sowie die Marke „Conergy“ übernehmen.
Klares Signal an den Markt
Kawa will den Einstieg bei Conergy als klares Signal an den Markt verstanden wissen. „Die globalen Solarmärkte werden mit dem Erreichen der Netzparität überdurchschnittlich wachsen“, sagt Daniel Ades, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von Kawa. „Wir sehen großes Potenzial, länderübergreifend Solarkraftwerke zu finanzieren und zu realisieren und so stabile Kapitalrückflüsse für unsere Fonds zu erwirtschaften. Im Fokus stehen dabei sowohl private und gewerbliche Aufdachanlagen als auch Großkraftwerke. Die hohen Qualitätsstandards und die langjährige Erfahrung mit mehr als 2,3 Gigawatt realisierter Solarleistung machen Conergy zu einem führenden Solarunternehmen im Downstream-Markt und zum idealen Partner für die erfolgreiche Umsetzung unserer langfristigen Investitionsstrategie“, erklärt Ades. Auch Sven-Holger Undritz sieht die grundlegende Einigung über die Übernahme als positives Signal sowohl an die Mitarbeiter von Conergy als auch für den Markt. „Wir wussten, dass wir sehr schnell sein müssen, wenn wir eine Lösung erzielen wollen, die eine Vielzahl von Arbeitsplätzen erhält“, sagt er. „Eine solche Lösung scheint sich nun, nur zwei Wochen nach Insolvenzantragsstellung, tatsächlich abzuzeichnen. Dies ist insbesondere der hervorragenden Vorarbeit des Conergy Vorstands und der im Vorfeld geführten Verhandlungen zu verdanken.“ In den kommenden Wochen werden der Insolvenzverwalter, der Vorstand von Conergy und Kawa an der Finalisierung des Kaufvertrags arbeiten. (Sven Ullrich)