Tilman Weber
Nach einem Zubau weiterer 6,1 GW Windkraft im Meer innerhalb des vergangenen Jahres hat sich die weltweit installierte Offshore-Windstrom-Erzeugungskapazität bis Ende 2019 auf fast 29 GW erhöht. Dies bilanzierte die Weltwindenergieorganisation GWEC bereits am vergangenen Donnerstag. Während China im zweiten Jahr in Folge der Markt mit dem größten Zubau war, bei fast 2,4 GW neu installierter Meereswindkraft, blieben auch Großbritannien mit 1,8 und Deutschland mit 1,1 GW die Märkte auf den Plätzen zwei und drei. In Europa meldeten ansonsten nur noch Dänemark und Belgien nennenswerte neue Installationen – und dies im Gleichschritt von 374 und 370 MW. In Asien kamen noch 120 MW vor der taiwanesischen Küste und eine 3-MW-Testturbine in japanischem Gewässer hinzu. Auch vor Portugal stach eine einzelne Pilotanlage mit acht MW in die See – eine schwimmende Windturbine.
Ausbau um ein GW höher als in früherer Statistik
GWEC meldet damit nun einen sogar um noch einmal ein GW stärkeren Offshore-Windkraftausbau im Vergleich zu einer früheren Statistik. Diese hatte im Februar das sogenannte World Forum Offshore Wind (WFO) vermeldet – und dabei den Jahreszuwachs der installierten Leistung auf 5,2 GW festgelegt. Dabei hatte auch der europäische Windenergieverband Wind Europe im Februar den britischen Zubau selbst noch um 0,1 GW geringer mit 1,7 GW eingestuft. Allerdings wertet GWEC im Unterschied zu WFO alle bereits ans Netz angeschlossenen Kapazitäten – unabhängig davon, ob nur einige oder schon alle der geplanten Anlagen des neuen Windparks errichtet sind. WFO hingegen zählt fertig errichtete Anlagen eines neuen Windparks und hiervon sowohl die ans Netz angeschlossenen als auch die noch nicht ans Netz angeschlossenen Maschinen – freilich unter der erschwerten Bedingung, dass der gesamte Windpark errichtet ist und mit der Stromeinspeisung zumindest begonnen hat. WFO hatte im Februar die bisher insgesamt errichtete Kapazität der Offshore-Windkraft auf 27,2 GW und damit um zwei GW geringer berechnet als nun GWEC.
2024 werden 80 Gigawatt am Netz sein
Schon bis Ende 2024 werde die installierte Leistung weltweit auf rund 80 GW zunehmen, kalkuliert GWEC jetzt – was einer Zunahme der heutigen Kapazität innerhalb von fünf Jahren um 172 Prozent gleich käme. Dies ergäben die eigenen Berechnungen, betonte die Organisation in Brüssel.
Neue Märkte USA, Japan, Vietnam, Südkorea
Insbesondere die neu in den Offshore-Windenergie-Markt eintretenden Länder seien für das exponentiell zunehmende Wachstum der kommenden fünf Jahre verantwortlich, deutet GWEC an. Demnach sei der weiter Fahrt aufnehmende oder erstmals beginnende Ausbau in Taiwan, den USA, Japan, Vietnam und Südkorea relevant. Diesen schreibt GWEC „ehrgeizige Ambitionen“ zu.
Gemäß den GWEC-Daten beziehungsweise je nach Zählweise auch der Umfang des jährlichen Installationsgeschäftes mehr oder weniger deutlich zu. Der Weltwindenergierat in Brüssel hatte im Jahr davor noch Netzanschlüsse bei den Windparks im Meer von 4,5 GW errechnet. Das offiziell in Hamburg und Singapur ansässige Weltforum für Offshore Windenergie war gemäß seiner Bilanzierungsmethode von einem Zubau um 5 GW ausgegangen.
16,3 GW jährlich ab 2025?
Schon im Juni 2019 und damit vor einem Dreiviertel Jahr hatte GWEC den Ausbau der weltweiten Offshore-Windkraft bis zum Jahr 2030 auf mindestens 188 GW kalkuliert. Diese Erwartung ergebe sich aus einem Abgleich der nationalen Ausbauziele, der schon bekannten Auftragspipelines für den Bau neuer Windparks sowie der Ergebnisse der bisherigen Ausschreibungen für neue Offshore-Windparks. Damit das Basis-Szenario auch Realität wird, müssten in den Jahren ab 2026 jährlich mindestens 15 bis 20 GW zusätzlich ans Netz kommen. Tatsächlich würden demnach – aufbauend auf der jetzt aktualisierten Prognose eines Ausbaustands bis Ende 2024 von 90 GW – ab 2025 jährlich 16,33 GW Zubau genügen.
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