Nicole Weinhold
Die Ocean Renewable Energy Action Coalition (OREAC), eine Initiative von führenden Offshore-Entwicklern, Versorgern und Non-Profit-Organisationen, hat im Rahmen der Wind Energy Hamburg Digital Messe in ihrem neuen Report "The Power of Our Ocean" herausgearbeitet, wie sich 1.400 Gigawatt (GW) Leistung an Offshore-Windkraft bis 2050 realisieren lassen. Dafür hat OREAC eine Roadmap erarbeitet, die den schrittweisen Ausbau der Meereswindkraft ermöglicht - inklusive Maßnahmen, wie der Ausbau sozioökonomisch, ökologisch und gesundheitlich Vorteile bringen kann. Betont wird in dem Bericht, dass eine Zusammenarbeit von Industrie, Regierungen und den Offshore-Firmen unerlässlich ist, um eine nachhaltige Entwicklung von Meeresenergie sicherzustellen.
Hunderttausende Jobs
Benj Sykes, Head of Market Development, Consenting and External Affairs at Ørsted, und Stephen Bull, Senior Vice President Offshore wind at Equinor, die beiden Gründer der Initiative OREAC, standen auf der Wind Energy Hamburg Digital dem GWEC-Chef Ben Backwell Rede und Antwort.Backwell erinnert zunächst daran, dass heute etwa 32 bis 33 Gigawatt im Meer installiert seien, dass aber die internationale Regenerativagentur IRENA mit ihren Offshore-Prognosen gar nicht so weit weg ist von OREAC: IRENA prognostiziert 1.000 GW. Stephen Bull betonte während der Vorstellung des Bericht, dass ein stabiler, langfristiger politischer Rahmen maßgeblich sei, damit die Industrie sich entsprechend entwickeln kann, um das Ziel von 1.400 GW zu erreichen. Benj Sykes ergänzte, Offshore sei ein enormer Wirtschaftsfaktor: "Wir werden hunderttausende Jobs und eine starke küstennahme Wiirtschaft schaffen."
Offshore-Ausbauziele anzuheben
OREAC will mit dem Bericht Regierungen motivieren, ihre Offshore-Ausbauziele anzuheben, um das Ziel von 1.400 GW tatsächlich bis 2050 zu erreichen. "Politischer Mut ist jetzt nötig", betonte auch Manon van Beek, Vorstandsvorsitzende und CEO von der Firma Tennet. Der Green Deal der EU sei positiv zu bewerten, aber jetzt seien in den einzelnen Staaten strategische Entscheidungen nötig. Polens Umweltminister Michał Kurtyka konnte - selten aber wahr - hier mit positivem Beispiel voran gehen. Sein Land hat gerade ein Offshore-Gesetz verabschiedet, das 5,9 Gigawatt bis 2030 und acht bis elf GW bis 2040 vorsieht. "Das Gesetz muss noch vom Parlament abgesegnet werden, aber ich bin optimistisch", so Kurtyka. "Wir haben auch in der Ostsee große Potenziale." Ziel sei es, die Natur für die nächsten Generationen zu schützen. Neben Polen hatte auch Großbritannien gute Nachrichten im Gepäck. Dort will die Regierung nun 40 statt 30 Gigawatt bis 2030 realisieren.
EU 450 GW Offshore bis 2050
Backwell fragte die Diskutanten, ob sie sich vorstellen können, dass die EU 450 GW Offshore bis 2050 schafft. Der deutsche Wirtschaftsstaatssekretär Andreas Feicht sagte: "Ja, das können wir schaffen." Wichtige Themen seien dabei die rechtlichen Rahmenbedingungen, das Thema Netzanschluss, auch die Produktion von Wasserstoff auf dem Meer und die Kooperation zwischen den Ländern. Fest steht, dass innerhalb der EU die Rahmenbedingungen dafür besser vereinheitlicht würden.
OREAC hat parallel zu dem Report noch ein Offshore Wind Market Readiness Assessment Toolkit veröffentlicht und diskutiert nun mit Regierungen weltweit über den weiteren Ausbau der Meereswindkraft. In dem Report wird die Bedeutung einer stabilen Gesetzgebung fokussiert ebenso wie ein gesunder Wettbewerb und eine positiv eingestellte Öffentlichkeit. Laut Stephen Bull sei es nun wichtig, keine Zeit zu verlieren. Zudem müssten sich Kooperationen bilden. Die signifikante Erhöhung der Stückzahl sei nur möglich, wenn die Offshore-Industrie global gemeinschaftlich agiere.
21 Prozent CO2-Reduktion
Als Ergebnis könnte saubere Energie vom Meer 21 Prozent der CO2-Reduktion erreichen, die bis 2050 umgesetzt werden muss, um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. 2,3 Milliarde Tonnen CO2 pro Jahr ließen sich so einsparen. Die Hälfte davon könnte Offshore-Windkraft erzielen, die andere Hälfte entfiele auf andere Meeresenergie, wenn diese kommerzialisiert würde - etwa Wellen- und Gezeitenkraftwerke. Außerdem würden laut Autoren des Berichts 78 Milliarden Liter Wasser jährlich gespart werden. Sollten die 1.400 GW umgesetzt werden, könnte das rund 1,88 Billionen Dollar an medizinischen Kosten sparen, die durch Umwelt- und Luftverschmutzung realität würden.
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