Heizungshammer, Windwahnsinn oder Flatterstrom: Angesichts der öffentlichen Diskussion zur Energiewende konnte man in den vergangenen Monaten den Eindruck gewinnen, dass dem wichtigsten Projekt unserer Zeit die Unterstützung abhanden kommt. Doch weit gefehlt: Wie das aktuelle KfW-Energiewendebarometer zeigt, unterstützen neun von zehn Haushalten (88 %; Vorjahreswert: 89 %) das Projekt Energiewende.
4.000 Haushalte wurden befragt
Für das Barometer befragt KfW Research jedes Jahr rund repräsentativ ausgewählte 4.000 Haushalte in Deutschland über ihre Einstellung zum Thema Energiewende sowie ihre Ausstattung mit und geplante Anschaffungen von Energiewendetechnologien. Außerdem werden Daten zur Motivation und zu Hemmnissen bei der Anschaffung dieser Technologien erhoben. Danach zeigt sich, dass Fast jeder dritte Haushalt (32 %; Vorjahr: 29 %) bereits ein „Energiewender“ ist und mindestens eine entsprechende Technologie nutzt. In absoluten Zahlen sind das rund 13 Millionen Haushalte – 1,2 Millionen mehr als im Vorjahr. Vorreiter sind dabei einkommensstarke Haushalte (42 % im obersten Einkommensquartil), aber die einkommensschwächeren holen allmählich auf (25 % im untersten Einkommensquartil).
Jede achte Haushalt hat eine PV-Anlage
Am häufigsten genutzt werden aktuell Photovoltaikanlagen (12 %; Vorjahr: 9 %), Wärmepumpen und Solarthermieanlagen (jeweils 10 %; Vorjahr 9 % bzw. 10 %). Ein Elektroauto ist in sechs Prozent (5 %) der Haushalte vorhanden. Die Anschaffung einer Energiewendetechnologie im laufenden Jahr haben sich sieben Prozent der Haushalte vorgenommen. Am häufigsten sind dabei PV-Anlagen (7 %) und Batteriespeicher (6 %) geplant. Bei den Elektroautos zeichnet sich ebenfalls eine Zunahme ab: drei Prozent der Haushalte wollen 2023 eines anschaffen. Der relative Zuwachs ist bei den Elektroautos mit +50 % sogar am größten.
„Die Ergebnisse des KfW-Energiewendebarometers zeigen, dass die Menschen auch in Zeiten hoher Energiekosten der Energiewende eine sehr große Zustimmung entgegenbringen und viele von ihnen sich aktiv daran beteiligen wollen“ , sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Das ist auch zentral, denn die privaten Haushalte verantworten fast 40 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland und wir brauchen sie für das Gelingen der Transformation.“ Nun gehe es darum, die positive Einstellung und Akzeptanz zu erhalten und noch mehr Haushalte für die erforderlichen Maßnahmen und Investitionen zu gewinnen.
Problem Nummer eins: die Preise
Und da gibt es noch einiges zu tun, ermittelte das Energiewendebarometer. Ein Problem sind die Preise. So gaben 41 Prozent der Immobilienbesitzer unter den Befragten an, sich die Investition nicht leisten zu können (Vorwert aus 2021: 29 %). Gleichzeitig spüren 60 Prozent aller Haushalte bei der Wärme- und Stromversorgung einen großen oder sehr großen Kostendruck.
Als Folge wollen viele Eigentümer eine energetische Sanierung in Erwägung ziehen. Fast ein Drittel gab an, darüber nachzudenken. Unter den Mietern haben übrigens immerhin 13 Prozent der Haushalte ihre Vermieter auf eine energetische Verbesserung der Immobilie angesprochen. Und fast zwei Drittel der befragten privaten Vermieter (64 %) sehen auch selbst aktuell oder in den kommenden zehn Jahren einen Sanierungsbedarf bei ihrer vermieteten Immobilie. Immerhin 26 % dieser Vermieter mit Handlungsbedarf gaben sogar an, bereits für das laufende Jahr Dämmmaßnahmen oder den Austausch der Heizung zu planen. (kw)
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