Seit dem 24. Oktober gehört das 210-Megawatt-Projekt Deutsche Bucht einem ausländischen Investor. Der anonyme angelsächsische Käufer, „eine bekannte Unternehmerpersönlichkeit aus England“, versichert Windreich-CEO Willi Balz auf Anfrage, „sportlich sehr erfolgreich“, wird sich allein auf den Besitz des Windparks beschränken. Windreich soll den Windpark schlüsselfertig errichten, in Betrieb nehmen und später betreiben. Ein dreistelliger Millionenbetrag ergebe sich aus dem Verkauf des Projekts zusammen mit den späteren Erlösen aus Installation und Betrieb der Anlagen für den Projektentwickler.
Dass das eine Milliarde Euro schwere Projekt nach seiner Fertigstellung – der Bau beginnt 2014 – tatsächlich Strom in das Stromnetz einspeisen kann, war bis zuletzt unklar. Erst einen Tag nach dem Verkauf von Deutsche Bucht meldete Windreich eine erfolgreiche Einigung mit Netzbetreiber Tennet. Tennet, zuständig für den Anschluss der Windparks in der Nordsee, wird den Windpark über eine temporäre Anbindung an die Hochspannungsgleichstromautobahn Borwin 2 mit dem Festland verbinden. Sobald die ursprünglich für den Park vorgesehene Leitung Borwin4 in Betrieb ist, endet diese Übergangslösung. Borwin2 hat eine Kapazität von 800 Megawatt (MW) und wird nach der Fertigstellung 2013 den Strom des 400-MW-Parks Global Tech 1, ebenfalls ein Windreich-Projekt, abnehmen. Außerdem ist die Leitung für den Bard-Windpark Veja Mate vorgesehen – die Daten für Baustart und -ende dieses Parks sind derzeit allerdings nicht absehbar.
Missbrauchsverfahren eingestellt
Mit dem alternativen Netzanknüpfungspunkt legten Windreich und Tennet auch einen zweimonatigen Rechtstreit nieder: Im August leitete der Projektentwickler bei der Bundesnetzagentur ein Missbrauchsverfahren gegen Tennet ein. Das sei nötig gewesen, um die „festgefahrenen Gespräche mit Tennet“ in Schwung zu bringen, hieß es in einer Unternehmensmitteilung. Balz selbst würdigt das Milliardenengagement Tennets generell, musste den Rechtsstreit allerdings im Sinne seines Projekts führen, heißt es auf Anfrage.
Der Ausgang der Netzanbindungsfrage war dagegen kein Muss für den Verkauf des Windparks an den englischen Sportsmann. „Wir haben im Vertrag variable Regelungen gefunden, die sowohl einem termingerechten als auch einem verzögerten Netzanschluss Rechnung tragen“, sagt Balz.
(Denny Gille)