Beim zahlungsunfähigen schwäbischen Entwickler deutscher Offshore-Windparks, Windreich, übernimmt nach einem neunmonatigen Gerangel um die Macht wieder Firmengründer Willi Balz die Führung. Den Bauabschluss des ersten Windreich-Meereswindparks Global Tech 1 nehmen Balz und das mit dem Insolvenzverfahren beauftragte Stuttgarter Anwaltsbüro dabei ausdrücklich zum Anlass und melden die Erarbeitung eines Insolvenzplans bis November an.
Die Stimmungskurve der Offshore-Windbranche zieht wieder nach oben – vermutlich nicht zufällig kurz nach dem Inkrafttreten des novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Deutschland. Der Chef des deutschen Meeresturbinenherstellers Senvion, Andreas Nauen, sieht den Offshore-Markt nun „wieder in Bewegung“ und andere Turbinenbauer rüsten sich beispielsweise mit Kapitalerhöhungen.
Offshore-Windturbinenhersteller Areva hat begonnen, die Anlagen für die Nordsee-Windfarmen Global Tech 1 und Borkum zu installieren. Die beiden Windparks, 110 Kilometer vor der Festlandsküste von Cuxhaven sowie 45 Kilometer vor Borkum, werden aufgrund Verzögerungen beim Netzausbau erst 2014, Global Tech 1 sogar erst Ende 2014 voll funktionsfähig sein. Doch im Probe- und Teilbetrieb dürften sie noch in diesem Jahr ersten Strom einspeisen.
Das Projektierungsunternehmen mit dem größten Anteil am geplanten Windkraftausbau der deutschen Nordsee, Windreich, will mit Anlagenbauer Areva zwei Ostseewindparks errichten. Wie die Partner bekannt gaben, wollen sie Baltic Eagle, 500 Megawatt (MW), und Ostseeschatz, 250 MW, mit Areva-Typ M5000-135 bestücken. Die Stuttgarter setzen auf eine kurze Schlussphase des fortgeschrittenen Genehmigungsprozesses – und Erträge auf dem Niveau von Nordseewindparks.
Ein Ablenkungsmanöver? Warum versandte die Stuttgarter Windreich AG am Montag wie nur Tage zuvor eine Pressemitteilung, bloß um auf ihre Rolle als Mittelständler zu verweisen? Windreich projektiert Offshore-Windparks, der Regenerativenergiebereich wird wie kein anderer von Konzernen dominiert. Vor Monaten geriet Windreich in Verdacht, sich hier finanziell zu übernehmen. Und doch ist richtig: Der Mittelstand treibt die Windkraftindustrie technologisch weit mehr voran als oft wahrgenommen.
Die mangelnden Haftungsfragen beim Netzanschluss machen den Entwicklern von Offshore-Windparks zu schaffen. Aber sie sind nicht unlösbar. Während Dong Energy das Projekt Borkum Riffgrund 2 wegen fehlenden Datums für den Netzanschluss auf unbestimmte Zeit verschiebt, konnte die Windreich AG mit Netzbetreiber Tennet eine Alternative aushandeln. Einen Tag nach dem Verkauf des Projekts Deutsche Bucht war ein neuer Einspeisepunkt gefunden.
Der in Bremerhaven fertigende Windturbinenhersteller Areva arbeitet derzeit ein gesichertes Auftragsvolumen von 120 Windturbinen für die deutsche Nordsee ab. Neben Siemens und Repower ist die Windenergietochter des französischen Energiekonzerns Zulieferer für die nächsten Offshore-Windparks hierzulande. Areva-Wind-CEO Jean Huby spricht mit ERNEUERBARE ENERGIEN über kurzfristige Sicherheiten im Geschäft und über Kostendruck.
Die Windreich AG erzielt durch den Verkauf von sieben Anlagen mit einer Gesamtleistung von 16,1 Megawatt einen Liquiditätsüberschuss von 14 Millionen Euro. Das verdanken sie ambitionierten eidgenössischen Investoren. Aus dem Nachbarland fließt bereits häufig Kapital in deutschen Turbinenausbau.
Die Hochtief-Dienstleistungstochter Hochtief Solutions hat mit der Private-Equity-Gesellschaft Ventizz Capital Partners zum Februar 2012 ein Joint Venture gegründet, das Offshore-Windparks planen und projektieren wird. Beide Unternehmen halten jeweils 50 Prozent an der neu gegründeten Hochtief Offshore Development Solutions S.à.r.l.