Die Wechelsrichterlandschaft hat sich in den vergangenen sechs Jahren grundlegend gewandelt – zumindest was die Anbieter betrifft. Dieser Wandel hängt ganz klar mit den sich verschiebenden Märkten zusammen. Während vor sechs Jahren vor allem die europäischen und amerikanischen Hersteller wie SMA, Power One, Kaco, Fronius und Refusol den Markt bestimmten, sind es jetzt die chinesischen Anbieter Huawei, Sungrow, Sineng und TBEA Sunoasis, die den Leistungselektronikmarkt bestimmen. Viele dieser Anbieter waren vor sechs Jahren noch gar nicht in der Branche vertreten. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Marktforscher von GTM Research in Boston, Massachusetts.
Heimatmärkte sind die besten Absatzmärkte
Diese Verschiebung der Anbieterstruktur – nur SMA und ABB bleiben als einzige europäische Anbieter unter den größten Wechselrichterherstellern – hängt ganz eng mit der Verschiebung der Photovoltaikmärkte zusammen. Denn der größte Teil der Wechselrichterleistung wird am Heimatmarkt abgesetzt. Deshalb kann sich auch TMEIC auf dem fünften Platz halten, weil das Unternehmen von noch gut laufenden japanischen Markt profitieren kann. Auch die chinesischen Hersteller setzen einen großen Teil ihrer Geräte auf dem Heimatmarkt ab, wo die anderen Anbieter nur spärlich vertreten sind. So haben Huawei und Sungrow immerhin 90 Prozent ihrer Geräte in China verkauft. Nur zehn Prozent gingen in andere Länder. Immerhin hat sich SMA mit Sungrow als Tochter einen erklecklichen Anteil am üppigen Zubau in China gesichert.
Wenn es um die Umsätze und nicht um die abgesetzte Leistung geht, sieht die Wechselrichterwelt aber schon ganz anders aus. Hier führt weiterhin SMA. Die Hessen können sich gegen Huawei durchsetzen. Das chinesische Unternehmen kann, wie auch der einheimische Mitbewerber Sungrow, viel weniger Umsätze generieren, weil die Geräte preiswerter sind. Dabei hat das Unternehmen mit der Möglichkeit der Powerline Communication eine Funktion integriert, die kein anderen Hersteller bisher anbietet. Dabei geht es darum, dass die gesamte Kommunikation in einem großen Solarpark nicht mehr über separate Leitungen erfolgt. Vielmehr werden die Signale zwischen Wechselrichter und Trafostation über das ohnehin vorhandene Wechselstromkabel übertragen.
Preise sinken weiter
Diese zusätzlichen Funktionen kann sich Huawei aber nicht teuer bezahlen lassen. Denn mehr Anbieter auf dem Markt bedeutet auch mehr Druck, die Preise in einem Rahmen zu halten, in dem die Geräte auch noch verkauft werden können. Hier können die europäischen Hersteller mit Erfahrung und Zuverlässigkeit punkten, während sie aus China einen immensen Preisdruck spüren. Die Preise für Zentralwechselrichter sind in diesem Jahr um etwa zehn Prozent gefallen. Als Grund nennen die Analysten von GTM Research den Druck, den Huawei auf die Preise macht. Dazu kommt noch die größere Verbreitung der 1.500-Volt-Technologie, die im Vergleich zu den bisher verwendeten Wechselrichtern mit 1.000 Volt Eingangsspannung preiswerter sind. Damit sinken die Kosten für die Leistungselektronik, die in einer Solaranlage verbaut ist und so auch die Preise für die Anlagen. Die Bostoner Analysten gehen davon aus, dass diese Preisentwicklung im kommenden Jahr weitergeht.
Herstellerkonzentration erreicht den Wert von 2010
Der Wandel in der Wechselrichterbranche hat einen neuen Höhepunkt erreicht. In den vergangenen fünf Jahren die Konzentration auf wenige Anbieter geringer geworden. Neue Hersteller sind auf den Markt gekommen und haben sich dort auch aufgrund der Verschiebung des Photovoltaikmarktes etabliert. Inzwischen beanspruchen diese neuen Anbieter einen großen Teil dieses Marktes für sich. Auf diese Weise ist die Konzentration des Absatzes auf wenige Hersteller wieder größer geworden und hat in diesem Jahr wieder die Dimension des Jahres 2010 erreicht. Damals deckten die zehn größten Hersteller 80 Prozent des gesamten Marktes ab. Dies ist auch in diesem Jahr der Fall, nur dass inzwischen andere Hersteller zu diesen zehn größten Anbietern gehören. Die vier Hersteller mit dem größten Absatz an Wechselrichterleistung – Huawei, Sungrow, SMA und Sineng – haben in diesem Jahr mehr als die Hälfte der insgesamt neu installierten Geräte geliefert. Weitere 30 Prozent der neu verbauten Wechselrichterleistung wurden auf den Produktionslinien von TMEIC, TBEA Sunoasis, ABB, K Star, General Electric und Solar Edge hergestellt. Weiter ganz vorn mit dabei sind aber auch der spanische Hersteller Power Electronics und der französische Anbieter Schneider Electric. Wie ABB und General Electric können diese vor allem vom üppigen Solarmarkt in den USA profitieren, der vor allem von der Installation von große Solarparks geprägt ist. Dort wird für dieses Jahr ein Zubau von 14,1 Gigawatt erwartet. Allein im dritten Quartal haben die Installateure über 4,1 Gigawatt neue Photovoltaikleistung montiert. Das entspricht einem Zubau von zwei Megawatt pro Stunde.
Die großem Märkte schrumpfen
Die Analysten von GTM Research erwarten, dass diese Konzentration noch nicht abgeschlossen ist. Sie gehen davon aus, dass aufgrund des Preisdrucks weitere Hersteller unter die Räder kommen. Übernahmen und Zusammenschlüsse einzelner Anbieter wird weitergehen. Zumal der Markt im kommenden Jahr um fünf Prozent schrumpfen wird. Dies liegt hauptsächlich an dem zu erwartenden Rückgang des Wachstums des Photovoltaikmarktes in China und Japan. Dadurch werden diese Hersteller gezwungen sein, sich immer stärker auf die internationalen Märkte zu konzentrieren. Auch Amerika wird im kommenden Jahr einen leicht rückläufigen Photovoltaikzubau erleben. Dies liegt allerdings weniger an der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten, sondern vielmehr an der kurzzeitig geringer werdenden Nachfrage durch die Energieversorger.
So zumindest sehen es die Experten. „Der Markt wird sich so entwickeln, wie sich die einzelnen Energieressourcen entwickeln. Derzeit arbeitet der Markt nicht zum Vorteil der Kohle, er arbeitet zum Vorteil der Solarenergie. Wir sind überzeugt, dass diese Entwicklung so weitergeht“, sagt Dan Whitten, Sprecher des amerikanischen Solarverbandes SEIA. „Ich denke diese Entwicklung ist unumkehrbar“, ergänzt Neil Kornze, Direktor des Amtes, das mit der Verwaltung staatlichen Landes betraut ist, mit Blick auf den Ausbau der Solarenergie in den vergangenen Jahren. „Wir haben einen Weg gefunden, wie die Wirtschaft wachsen kann und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen gesenkt werden können.“
Der Markt in Europa wird kaum Veränderungen erleben, was den Zubau im Vergleich zu 2016 betrifft. Deshalb wird es für das kommende Jahr von entscheidender Bedeutung sein, welcher Wechselrichterhersteller sich auf den wachsenden Märkte in Lateinamerika und vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika (/MENA) etablieren kann. Danach werden auch der Zubau in anderen Regionen wieder Fahrt aufnehmen. Selbst Europa wird ab 2018 wieder einen wachsenden Markt erleben. (Sven Ullrich)