Die Einhundert Energie GmbH und die Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz gehen eine Contracting-Partnerschaft ein. Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von fast 400 Kilowatt (kW) werden bei den Sanierungsarbeiten installiert. Somit sollen jährlich 250 Tonnen CO2eingespart werden. Die Fertigstellung in Hannover ist im Jahr 2023 geplant. Einhundert ist ein Energieunternehmen mit Firmensitz in Köln. Es installiert und betreibt Solaranlagen, Wärmepumpen und E-Ladesäulen für Immobilien- und Energieunternehmen und unterstützt sie dabei mit Software für die Abrechnung von Verbrauch und Kosten.
Mithilfe des Contracting-Partnerschaftsmodells gibt die Wohnungsgenossenschaft den Aufwand der Installation der Solaranlagen an Einhundert ab. Wobei die Genossenschaft die Sanierung ihrer Gebäude selber übernimmt, Einhundert klinkt sich in Folge dessen ein, übernimmt aber nur die Installation der Solaranlagen, keine anderen Sanierungsarbeiten.
Bei der Kooperationsform Contracting wird zwischen dem Auftraggeber und dem Dienstleistungsunternehmen ein Vertrag geschlossen, der die Bereitstellung von Betriebsstoffen und den Betrieb der Anlagen gewährleitet. Somit werden Pacht, Installation, Finanzierung und Betrieb durch das Energieunternehmen vollzogen. Auch der Verkauf des erzeugten Stroms an die Mieter wird übernommen. Ebenso wird für die Lieferung von Strom gesorgt, wenn die Leistung der Anlagen nicht ausreicht.
Die Laufzeit für den Dachpachtvertrag beläuft sich auf 20 Jahre. Dabei ist eine beidseitige Kündigung des Contractings nur aus besonderen wirtschaftlichen Gründen möglich. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn der Bau der Solaranlagen sich drastisch verspäten würde. Nach Ablauf des Vertrages lassen sich die Vertragsteilnehmenden verschiedene Möglichkeiten offen. Dazu gehören die Verlängerung des Vertrages, die Übernahmemöglichkeit der Photovoltaikanlage durch die Wohnungsgenossenschaft oder der Abbau durch Einhundert. Außerdem besteht keine Grunddienstbarkeit für Einhundert. Nach Erfahrung des Energieunternehmens wird mit einer Amortisationszeit zwischen 15 und 18 Jahren für das Projekt gerechnet.
Für Mieter sollen die Strompreise langfristig unter den Marktpreisen bleiben, zumal Netzentgelte und Stromsteuer entfallen. Für das Contracting ist zudem keine Preisänderungsklausel bestimmt worden. Somit darf der Strompreis erhöht werden, liegt jedoch unter dem lokalen Grundversorgertarif. Das Mieterstrom-Contracting und die Aufwertung der Wohnhäuser hat auch keinen Einfluss auf die Mietkosten. Wartungs- und Betriebskosten werden durch Einhundert übernommen. „Unsere Mieter haben durch die Installation der Anlage also keinerlei finanziellen Nachteil. Ganz im Gegenteil: Unsere Mieterinnen und Mieter können von dem günstigen Strompreis der PV-Anlage sogar profitieren“, sagt Christian Petersohn, Vorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz. Durch eine digitale Plattform von Einhundert wird Mietern die Möglichkeit gegeben, ihren Stromverbrauch tagesaktuell einzusehen. Damit erfolgt auch die Abrechnung jederzeit, sodass keine Abschläge, sondern der genaue Verbrauch bezahlt wird. Das gesamte Angebot und die Umstellung des Stromangebots ist für die Bewohner freiwillig.
Wie Kosten und Nutzen bei Modernisierungen von Immobilien zwischen Mietern und Vermietern aufgeteilt werden sollte, beleuchtet das Forschungsprojekt Flamme des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Universität Kassel. Die Forschenden untersuchen rechtsökonomisch und rechtsethisch die Umlagesysteme des deutschen Mietrechts sowie neue Umlagemodelle. Die Untersuchung läuft vor dem Hintergrund des Bundesklimaschutzgesetzes. Bis 2045 sollen so Gebäude treibhausgasneutral werden. Die Studie soll sich unter anderem die Frage klären, ob Sanierungskosten durch Vermietende getragen werden sollen, da die Bausubstanz den Energieverbrauch bestimmt oder durch Mietende, da Heizkosten in Zukunft gespart werden.