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Forscher entwickeln Verfahren zur Messung von Stahlwerk-Emissionen per Satellit

Woher weiß man, wie viel CO2 ein großes Stahlwerk ausstößt? „Bisher war man weitgehend auf Angaben und Berechnungen der Stahlhersteller angewiesen“, sagt Heinrich Bovensmann vom Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen. Doch das ist vorbei: Die Forschenden haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Treibhausgas-Emissionen einzelner Stahlwerke gezielt aus dem Weltraum messen lassen. Damit sei erstmals eine unabhängige Bewertung der Treibhausgas-Menge möglich, so dass Entscheidende aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nicht mehr ausschließlich auf die Angaben der Stahlhersteller angewiesen seien, heißt es in einer Presseinformation des Instituts.

Ausschlaggebend für die Entwicklung des Verfahrens war der große Moorbrand im Emsland 2018, den die Forscher auf Satellitenbildern beobachteten. „Das war kein offenes Feuer, sondern eins, das im Boden schwelte“, so Bovensmann. „Solch ein Brand erzeugt besonders viel Kohlenstoffmonoxid, was wir dann auch mit den hochgenauen Bildern des 2017 gestarteten Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-5P sichtbar gemacht haben.“ Was aber auch zu sehen war: eine Kohlenstoffmonoxid-Abgasfahne aus dem Ruhrgebiet – die des größten deutschen Stahlstandortes in Duisburg.

Oliver Schneising aus dem IUP-Team untersuchte Satellitendaten daraufhin auch im Hinblick auf weitere deutsche Stahlstandorte mit integrierten Hüttenwerken. Hier wies er die Kohlenstoffmonoxid-Freisetzungen in Duisburg, Dillingen, Salzgitter Bremen und Eisenhüttenstadt zweifelsfrei nach. Die CO-Emissionen der Stahlstandorte wurden dann zu den CO2-Emissionen ins Verhältnis gesetzt, die von den Stahlherstellern für dieselbe Zeitperiode berichtet wurden. „Diese Analyse ergibt standortübergreifend eine sehr hohe Korrelation von CO mit CO2. Dies rechtfertigt es, aus den CO-Beobachtungen auch die CO2-Emissionen zu bestimmen“, so Schneising.

Die Arbeiten des IUP sind Teil einer umfangreichen Forschungsinitiative. Ziel ist die Entwicklung und Umsetzung eines Systems, das atmosphärische Beobachtungen vom Boden, aus der Luft und aus dem Weltraum mit hochauflösende Emissionsinventaren und hochauflösenden atmosphärischen Modellen kombiniert und zur Überwachung und Dokumentation von Treibhausgas-Quellen und -Senken nutzt. (kw)

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