Die Investitionen in die erneuerbaren Energien weltweit sinken.Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, sie sinken unter anderem, weil die Anlagen preiswerter werden. Zumindest sehen die Marktanalysten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) in den preiswerter werdenden Solaranlagen einen Hauptgrund, warum die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen. Zu den sinkenden Kosten für die Solarmodule und die Installation der Anlagen ist es auch die Marktveränderung hin zu größeren Anlagen, die die Investitionen sinken lässt. Schließlich sind die großen Anlagen preiswerter als kleine Dachanlagen und damit sinken auch die notwendigen Investitionen für das gleiche Zubauvolumen.
Rekordwerte des Vorjahres nicht erreicht
Tatsächlich sind es vor allem die sinkenden Investitionen in die Solarenergie, die auf die gesamten Investitionen in die Erneuerbaren durchschlagen. Aber auch die Investitionen in die Windenergie waren in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres rückläufig. Dabei sind die ersten drei Monate dieses Jahres – wie im vergangenen Jahr – schlechter gelaufen als das zweite Quartal. Allerdings blieb der große Aufschwung des letzten Jahres aus. Denn die Investitionen im ersten Quartal 2015 betrugen 61 Milliarden Dollar. Zwischen April und Juni 2015 trieb der gute Zubau an Windkraft- und Solaranlagen die weltweite Investitionssumme auf satte 90 Milliarden Dollar. Im gleichen Zeitraum dieses Jahres wurden in die erneuerbaren Energien mit 61,5 Milliarden Dollar fast 32 Prozent weniger investiert.
Die weltweite Investitionssumme lag aber immer noch 12 Prozent höher als in den ersten drei Monaten, als in die erneuerbaren Energien 54,9 Milliarden Dollar gesteckt wurden, zehn Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dadurch sanken in den ersten sechs Monaten die Investitionen in die Erneuerbaren um fast 23 Prozent – von 151 auf 116,4 Milliarden Dollar. „Es sieht jetzt ganz sicher so aus, dass in diesem Jahr die Werte des Rekordes aus dem vergangenen Jahr, der als Ausreißer gesehen werden kann, nicht erreicht werden“, betont Michael Liebreich, Beiratschef von BNEF. „Chinas Investitionen in Windkraft- und Solarprojekte waren im vergangenen Jahr sogar noch größer als erwartet und der Rückgang in diesem Jahr ist vor allem auf eine sinkende Stromnachfrage und politische Veränderungen zurückzuführen, die in China heftiger ausfallen als anderswo.“
China bleibt größter Einzelmarkt für Erneuerbare
Trotzdem bleibt das Reich der Mitte der größte Einzelmarkt für Erneuerbare. Mit 33,7 Milliarden Dollar floss aber immer noch die Hälfte aller Investitionen in den Ausbau von Anlagen im Reich der Mitte. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres investierte China aber noch 34 Prozent mehr in die erneuerbaren Energien.
Aber auch der Zubau von Solaranlagen in Japan geht in diesem Jahr nicht mehr ganz so schnell wie 2015. Die Japaner steckten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 66 Prozent weniger Geld in Photovoltaikanlagen als noch im Vorjahreszeitraum. Die Investitionssumme sank von 23,5 auf 4,6 Milliarden Dollar. Vor allem deshalb sanken die Investitionen in die erneuerbaren Energien im gesamten Asien-Pazifikraum – ohne China – im ersten Halbjahr 2016 Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 47 Prozent auf 12,1 Milliarden Dollar. In ähnlicher Größenordnung gingen auch die Investitionen im Nahen Osten und in Nordafrika zurück. In diesen Ländern wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2015 46 Prozent weniger in die erneuerbaren investiert – ein Rückgang um 3,6 Milliarden Dollar. Den heftigsten Einbruch hat aber Amerika – ohne die USA und ohne Brasilien – zu verzeichnen. Dort gingen die Investitionen um satte 63 Prozent zurück. Da diese Länder aber ohnehin noch wenig zum Weltmarkt beitragen, fällt der Rückgang von 3,9 Milliarden Dollar nicht so drastisch zu Buche. Auch der Rückgang der Investitionen in den USA um fünf Prozent schlägt nur moderat zu Buche. Das einzige Land, in dem sich mit einem Prozent Rückgang kaum Veränderungen ergeben haben, ist Indien. Dort haben die Investoren auch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wieder 3,8 Milliarden Dollar in den Ausbau der erneuerbaren Energien gesteckt.
Investitionen in Brasilien steigen
Gute Nachrichten kommen aus Europa. Hier stiegen die Investitionen um ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent von 32,2 auf 33,5 Milliarden Dollar. Treiber war vor allem die abschließende Finanzierung von einigen Offshore-Windprojekten in Großbritannien, Deutschland und Dänemark. Aber auch in Brasilien verzeichnen die Analysten von BNEF einen Anstieg der Investitionen im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres 2015 um satte 32 Prozent von 2,7 auf 3,7 Milliarden Dollar. (Sven Ullrich)