Der norwegische Energiekonzern Statkraft hat die Investitionsentscheidung für den Bau eines Solarparks mit angeschlossenem Batteriespeicher in der Gemeinde Zerbst, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, getroffen. Zerbst ist das aktuell größte Hybrid-PV-Batteriespeicher-Projekt Deutschlands und wird das erste deutsche Hybridprojekt des Unternehmens sein. Die Hybridanlage wird bis Ende 2025 auf einer etwa 41 ha großen Fläche einer ehemaligen Kiesgrube realisiert und erneuerbaren Strom erzeugen und speichern. Die Zerbster Solarmodule sollen in der Spitze 47 MW elektrische Leistung bereitstellen und damit rund 14.000 Haushalte versorgen können. Der angeschlossene Batteriespeicher wird bei einer Leistung von 16 MW auf eine zweistündige Stromaufnahme/-Abgabe ausgelegt. Mit dem Erhalt der Baugenehmigung rechnet Statkraft noch im Sommer dieses Jahres. Der Bau soll unmittelbar im Anschluss beginnen. Derzeit prüft Statkraft die Erweiterungen seiner laufenden Solarparkplanungen um Batteriespeicher. Bereits im vergangenen Jahr hat das Unternehmen seine Projektentwicklung in Deutschland weiter ausgebaut und um ein Team aus Storage-Spezialist:innen verstärkt, das sich um die Entwicklung sowie um die Vermarktung flexibler Kapazität kümmert. Im Interview mit ERNEUERBARE ENERGIEN erklärt Claus Urbanke, Vice President Wind, Solar & Storage Development bei Statkraft, wie sich sein Unternehmen am deutschen Markt positioniert hat:
„Wir haben in Deutschland in diesem Jahr 25jähriges Bestehen und zählen hier jetzt 700 Mitarbeiter. Ich selbst bin bereits seit 2002 dabei und habe das kontinuierliche Wachstum entsprechend begleiten können“, sagt Urbanke.
Wie bewerten Sie das Projektgeschäft mit Erneuerbaren in Deutschland?
Claus Urbanke: Wir selbst kommen ursprünglich aus der Wasserkraft. Aber seit 2018 verfolgen wir die Strategie, Wind und Solar auszubauen. Inzwischen tummeln sich auf diesem Gebiet viele, die aus anderen Technologien kommen. Das Projektentwicklungsgeschäft mit Erneuerbaren ist ein großer Trend, nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Die Projekte sind zum Teil kleinteilig und dezentral, aber es ist ein attraktives Geschäft. Allerdings sind die Projekte auch größer geworden. Denn: Selbst wenn nur zwei oder drei Turbinen projektiert werden, sind diese Anlagen mit sieben Megawatt oder etwas in dem Bereich ja viel größer geworden.
Wie beurteilen Sie den deutschen Strommarkt?
Claus Urbanke: Ein wichtiges Thema ist jetzt, wie man Flexibilität ins System bekommt. Die Nachfrageseite bietet hier einige Chancen. Wenn es für Unternehmen wirtschaftlich noch attraktiver wird, weil der Strompreis in den Spitzenlastzeiten sehr hoch ist, kann Lastspitzenverschiebung einen wichtigen Beitrag leisten. Im Mai hatten wir 87 negative Strompreisstunden an der Börse. Das sind Zeiten, in denen der Erneuerbarenstrom keine Gewinne einspielt. Deshalb müsste er idealerweise in diesen Zeiten entweder gespeichert oder anderweitig genutzt werden, etwa für Elektrolyse.
Kann Bioenergie hier einen Beitrag leisten?
Claus Urbanke: Biogas ist nur dann eine gute Technologie, wenn es aus Abfall stammt. Ansonsten wird bei z.B. Maisanbau zu viel Fläche verbraucht. Das ist schlecht für die Ökobilanz. Und ob wir außerhalb der Innovationsausschreiben viele Großspeicher sehen werden, ist ebenfalls fraglich. Man muss für die Vermarktung von Großspeichern im Handel gut aufgestellt sein und seinen Speicher vielseitig vermarkten – beispielsweise im Day-ahead-Handel, Intraday-Handel, Regelleistung - nur dann ist das Speicherthema wirtschaftlich.
Ist der Gaspreis zu niedrig?
Claus Urbanke: Der Gaspreis ist zwar nach der Energiekrise wieder stark gesunken, er ist aber immer noch deutlich höher als vor dem Gaslieferstopp Russlands. Dadurch sind die Großhandelspreise für Strom weiter erhöht, was natürlich grundsätzlich gut ist für die Erneuerbaren, aber sicher schlecht für die Elektrifizierungsbemühungen insgesamt, speziell auch für die Herstellung von grünem Wasserstoff.