Die Inbetriebnahme der Vestas V25 am 10. Oktober 1989 auf dem Fischland-Darß in der Nähe des Ortes Wustrow ist jetzt genau 25 Jahre her.
In diesem Oktober trennte noch die Mauer den Osten vom Westen Deutschlands.
Am 11. Oktober 1989 hatte die abendliche Nachrichtensendung des DDR-Fernsehens zwei Meldungen: Die Regierung Stoph ist zurückgetreten und in Wustrow auf dem Fischland-Darß wurde ein Windrad in Betrieb genommen.
“Im historischen Rückblick haben beide Ereignisse einen inneren Zusammenhang, nämlich die wirtschaftliche Schwäche der DDR und das Bemühen, diese zu überwinden. Denn die erste Windkraftanlage an der Ostseeküste wurde aus der Not geboren – und aus dem Enthusiasmus einiger Betroffener, ihre Welt zu verbessern, “ sagt Dr. Klaus Jürgen Beel, einer der “Macher” hinter dieser Anlage und fügt hinzu: ”Eigentlich wie heute auch!”
Die “abenteuerliche” Geschichte dieser Anlage:
Dr. Beel, damals Betriebsdirektor des VEB Holzhandel Rostock, bekam im Jahr 1988 den Auftrag, Spundbretter an die BRD zu liefern, um Devisen zu beschaffen.
“Wenn wir die Spundbretter möglichst teuer verkaufen wollten, dann mussten diese getrocknet sein. Das Problem war: das Heizen der Trockenkammern mit Strom, mit Öl, mit Gas das war alles verboten. Nur Braunkohle wäre möglich gewesen. Aber wir wollten keinen Berg “dreckiger” Kohle und keinen Berg Asche auf unserem Holzplatz haben. Ich habe in dieser Zeit im Westfernsehen einen Beitrag über dänische Experimente mit Windrädern an der Nordseeküste gesehen. Das erschien mir als gute Alternative und ich machte mich auf den Weg erst zum Seewetterdienst in Warnemünde und dann durch die Instanzen der DDR-Verwaltung”, sagt Dr. Beel.
Bald stellte sich heraus, dass die Idee, eine Windkraftanlage direkt auf dem Gelände des Holzhandels Rostock zu installieren, nicht realistisch war. “Eine Anlage muss dorthin, wo der Wind weht”, machte ihm der Generaldirektor des Energiekombinats schnell klar und erklärte sich damit einverstanden, sollte eine Windkraftanlage jemals beschafft werden, als Ausgleich für ins Netz eingespeisten Windstrom dem VEB Holzhandel zu erlauben, das Holz für den Westen mit Strom zu trocknen. Außerdem schlug er als Standort für eine Windenergieanlage, die Halbinsel Fischland-Darß vor und sagte: “Hier muss jetzt der Jörn ran.”
Otto Jörn und Dr. Klaus Jürgen Beel lernten sich kennen
Jörn, Jahrgang 1923, der schon zum Windkraftexperten der DDR ernannt war und mit der “Dierkower Anlage” auch in Regierungskreisen für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, war inzwischen beim Energiekombinat in den Vorruhestand getreten.
Dr. Beel sagte mutig zu ihm: “Ich kaufe eine Windenergieanlage! Für die Finanzierung sorge ich. Sie müssen die Anlage aussuchen und die technische Installation übernehmen.”
Als Ruheständler durfte Otto Jörn in den Westen reisen und fuhr im Auftrag des Energiekombinats für eine Woche nach Dänemark.
Unterstützt von der Handelsvertretung der DDR in Kopenhagen, besuchte er nicht nur zum ersten Mal in seinem Leben eine westliche Nachtbar, sondern auch einige dänische Hersteller für Windenergieanlagen. Seine Wahl fiel auf Vestas und die zu dieser Zeit leistungsstärkste Anlage Vestas V25 mit 200 kW Leistung, einem Rotordurchmesser von 25 Metern und einer Nabenhöhe von 30 Metern.
“Ich war beeindruckt von der Vestas Fertigung in Lem in Dänemark. Hier wurde sehr sauber und bis auf einen Zehntelmillimeter genau gearbeitet”, berichtet der Ingenieur Jörn noch heute begeistert.
(Gudrun Kromrey)
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