Er bleibe nach der Verabschiedung der EEG-Reform am 7. Juli „für die Branche und was im Land passiert optimistisch“, erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel auf der Tagung in Rostock. Auf dem mit 300 Teilnehmern gut besuchten Expertentreffen betonte der Politiker, die norddeutschen Bundesländer hätten in den entscheidenden Phasen der Reformdebatte eine überraschende Sphalanx für die Windkraft gebildet. Diese habe richtungsentscheidend gewirkt und zum Beispiel für einen eigenen Ausbaukorridor für die Windkraft im Gesetz gesorgt. Tatsächlich sieht das neue EEG 2017 einen atmenden, also flexiblen Ausbaudeckel für den jährlichen Zubau neuer Windkraftleistung an Land von rund zweieinhalb Gigawatt (GW) vor. Politiker und Gesetzesautoren im Wirtschaftsministerium hatten zwischenzeitlich der Onshore-Windkraft mittels einer Formel nur ein jährliches Ausbauvolumen belassen wollen, das nach Abzug des im selben Jahr zugebauten Leistungsplus bei Photovoltaik, Bioenergie und Offshore-Windkraft bis zur politisch gewünschten Gesamt-Erneuerbaren-Zubaugrenze eines Jahres übrig geblieben wäre. Dies hätte eine hohe Unsicherheit bei den Windfirmen erzeugt, lautete die Hauptkritik.
Nun sei „ein eigener Korridor für die Windbranche“ an Land geschaffen, sagte Pegel. Die Zubaumengen wären anderenfalls für unternehmerische Planung nicht greifbar gewesen und hätten nur etwas amorphes wie „Weichteile zwischen den anderen großen Energieerzeugern“ dargestellt.
Nun gehe es insbesondere der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern darum, die Akzeptanz der Energiewende mit geplanten Regelungen wie dem „Bürger- und Gemeinde-Beteiligungsgesetz“ zu sichern. Das früher im Jahr verabschiedete Landesgesetz verpflichtet Projektierer, nach bestimmten räumlichen Vorgaben den Bürgern der Ortschaften rings um ein Windparkprojekt faire finanzielle Beteiligungen an den Energieanlagen anzubieten. Dabei habe die Politik bereits eine Arbeitsgemeinschaft eingesetzt, die das Funktionieren der Regel überprüfe und Verbesserungsvorschläge erarbeite. Zudem werde die Regionalplanung ab kommendem Jahr die neuen Windkrafteignungsflächen vorlegen, auf denen gebaut werden darf. Auch an einem Plan zur schnellen Ausweisung von Offshore-Windkraft-Entwicklungsflächen sei in der Landeshauptstadt Schwerin für das Ostsee-Küstenland schon gearbeitet worden. Das neue EEG sieht hier im Jahr 2021 eine Einschränkung des Ausbaugebiets für Meereswindparks für ein Jahr lang einzig auf die Ostsee vor.
Auch Hermann Albers lobte Verbesserungen im Gesetz noch in letzter Minute. Der Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE) beurteilte das Prinzip der ab 2017 eingeführten Ausschreibungsverfahren als problematisch für die Akzeptanz der Windkraft bei den Bürgern. Zwar könnten die Teilnehmer am Markt in der Wertschöpfungskette noch wenig ausgebeutete Preisvorteile der aktuellen Niedrigzinsen weitergeben. Doch müsse der Politik klar gemacht werden, dass gerade eine hohe Verzinsung für die Anleger immer noch viel zur Akzeptanz beitrügen. Deshalb werde der BWE aber vor allem dafür kämpfen, dass die Windstromerzeuger ihre Energieproduktion außerhalb der Vermarktung an der Börse auch in lokalen Märkten preisgünstiger als gewöhnlichen Steckdosenstrom anbieten dürfen. Bislang ist die Vermarktung über die Börsen aber Pflicht. Eine lokale Erzeugung mit Vorzugspreisen bei lokaler Stromabnahme werde die Akzeptanz für die Windkraft ebenso fördern, betonte Albers.
Zur erfolgreichen Mitgestaltung des BWE am neuen EEG gehöre auch, dass im EEG 2017 noch eine Öffnung zu Gunsten eines möglichen wirtschaftlichen Betriebsmodells eingebaut worden sei, um überschüssigen Erneuerbare-Energien-Strom in andere Energieformen oder Energieträger wie Power-to-Gas oder Power-to-Heat umzuwandeln, sagte Albers.
Ebenfalls um Akzeptanz geht es letztlich im Forschungsprojekt Wind-Node. Hier wollen Entwickler unter Führung des Übertragungsnetzbetreibers fürs ostdeutsche Netz, 50 Hertz, ein hochflexibles, betriebs- wie volkswirtschaftlich lohnenswertes System zum Netzbetrieb entwickeln und ausprobieren. Förderer des vierjährigen Forschungsprojekts ist das Bundeswirtschaftsministerium. Starten soll es spätestens am 1. Januar, so erfuhren die Teilnehmer eines Forums zur Technik.
Die Tagung Rostock Wind ist eine ursprünglich vom Windturbinenhersteller und Windparkplaner Eno Energy aus Rostock für Kunden und Zulieferer einberufene Expertenveranstaltung. Sie findet nun schon zum fünften Mal statt und hat sich als Forum etabliert.
(Tilman Weber)