Noch steigt die Solarstromproduktion in Deutschland, weil immer mehr Photovoltaikanlagen ans Netz gehen. Doch das kann sich in absehbarer Zeit ändern, wenn die Politik jetzt nicht tätig wird. Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar), warnt vor einer Deckungslücke mit Ökostrom, wenn die Entwicklung in Deutschland so weitergeht.
Zubau gegen Rückbau rechnen
Der Grund: Ab 2020 fallen die ersten Photovoltaikanlagen aus der EEG-Förderung heraus, weil sie das Alter von 20 Jahren erreicht haben. Die Betreiber dieser Anlagen bekommen dann keine Einspeisevergütung mehr. Das heißt konkret, dass sich die Bundesregierung jetzt eine Lösung dafür einfallen lassen muss, um die Anlagenleistung, die dann vom Netz geht entweder zu ersetzen oder weiter zu betreiben. Andernfalls verfehlt die Bundesregierung nicht nur die ohnehin schon mageren Ausbauziele, sondern verliert sogar noch Anlagenleistung, was dazu führt, dass weniger Solarstrom erzeugt wird als vorgesehen. Damit werden die Anteil der Ökostromproduktion in Deutschland langsamer steigen als vorgesehen und die Bundesrepublik verfehlt auch die Energiewende- und Klimaschutzziele für das Jahr 2030. Zumal noch dazukommt, dass der Strombedarf weiter steigen wird. Allein schon die Elektromobilität sorgt dafür, dass in Zukunft noch mehr Ökostrom gebraucht wird.
Die Deckel müssen weg
Der BSW fordert die Bundesregierung deshalb auf, mehr für den Ausbau der Photovoltaik zu tun, um neben dem regulären Zubau auch den Rückbau von alten Anlagen auszugleichen. Dazu muss die Bundesregierung das jährliche Ziel für den Photovotlaikausbau von 2,5 auf mindestens zehn Gigawatt anheben. Zudem muss der 52-Gigawatt-Zubaudeckel noch in diesem Jahr gestrichen werden. „Diese Beschränkungen stammen aus einer Zeit, als Solarenergie noch teuer war“, betont Carsten Körnig. „Inzwischen ist Solarstrom bei Preisen von fünf bis zehn Cent je Kilowattstunde aber preiswerter als Strom aus vielen anderen neuen Kraftwerken. Es gibt überhaupt keinen Grund, den Ausbau noch zu deckeln, wenn wir nicht sehenden Auges das Klimaproblem weiter verschärfen.“ Auch die diskriminierende finanzielle Belastung von Mietern und Unternehmen, die sich selbst oder im ökologischen Quartiersverbund mit Solarenergie versorgen wollen, müsse verschwinden, fordert der Branchenverband.
Repowering zulassen und unterstützen
Zusätzlich müssen hier Regularien geschaffen werden, um alte Anlagen zu erneuern und damit am Netz zu halten. Das gilt vor allem für den Übergang in den Eigenverbrauch, weil die Betreiber keine Einspeisevergütung mehr bekommen. Dieser Übergang ist aber nicht so einfach. Auch wenn das EEG die Sonnensteuer von 40 auf 20 Prozent der aktuellen EEG-Umlage reduziert, ist sie dennoch eine psychologische Hürde, die von einer Investition in ein Repowering abhalten könnte. (Sven Ullrich)