Der globale Markt für kleine Photovoltaikdachanlagen, die mit Stromspeichern gekoppelt sind, wird sich in den kommenden drei Jahren verzehnfachen. Das prognostizieren die Marktanalysten von IHS. Konkret werden im Jahr 2018 weltweit Solarstromanlagen mit integriertem Stromspeicher auf Wohngebäude mit einer Gesamtleistung mehr als 900 Megawatt installiert. Derzeit liegt der Zubau in diesem Segment bei 90 Megawatt weltweit. Die Marktforscher führen diese Entwicklung auf die steigende Attraktivität des Eigenverbrauchs zurück. Weiter steigende Stromkosten werden die Kopplung eines Stromspeichers mit einer Photovoltaikanlage schneller attraktiv machen als bisher erwartet. Das Interesse der Hauseigentümer, sich unabhängiger vom Stromversorger und damit von den steigenden Stromkosten zu machen, wird in den kommenden Jahren drastisch zunehmen.
Dazu kommen noch Förderungen, die inzwischen nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern bereitgestellt werden. So hat jüngst Oberösterreich eine Initiative ergriffen, die Stromspeicher in Verbindung mit einer Solaranlage für Privathaushalte mit einem Investitionszuschuss attraktiver zu machen. Im Rahmen dieser Förderungen können die Betreiber von Solarstromanlagen in privaten Haushalten mit einer Leistung von maximal 50 Kilowatt bis zu 800 Euro pro Kilowattstunde Nennkapazität des Stromspeichers erhalten. Dabei muss die Anlage allerdings ans Stromnetz angeschlossen und auf den Eigenverbrauch ausgelegt sein. Betreiber von Anlagen, die einen Fördertarif in Anspruch nehmen, bekommen keine Speicherförderung. Schließlich seinen die Speichertechnologien für Strom aus Photovoltaikanlagen darauf ausgelegt, dass sie die Eigenverbrauchsquote von selbst erzeugtem Solarstrom deutlich steigern. Zudem muss der neue Speicher mit einer Notstromfunktion ausgerüstet oder zumindest dafür vorbereitet sein, damit diese Funktion einfach und schnell nachgerüstet werden kann.
Autarkiewünsche treiben den Speichermarkt
Der Wunsch nach größerer Unabhängigkeit der Hauseigentümer und die diversen Förderungen haben dazu geführt, dass die Betreiber von Solarstromanlagen die Vorteile einer Speicherintegration sehen. Bisher krankte der Markt allerdings an diversen Hürden, wie die Analysten von IS betonen. Eine davon war das bisher begrenzte Wachstum des Photovoltaikmarktes selbst. „Die Aussichten für die Entwicklung des Marktes für private Dachanalgen, wo die Integration von Stromspeichern eine große Rolle spielt, sind in den vergangenen Jahren erheblich gesunken“, erklärt Sam Wilkinson, als Analyst bei IHS für den Speichermarkt zuständig. Er führt diese schlechte Prognose vor allem auf das Zurückfahren der Förderanstrengungen durch die Regierungen zurück. „Konkret hat IHS die Prognosen für den Markt der privaten Dachanlagen für die Jahre 2014 bis 2017 in Italien, Deutschland und im Vereinigten Königreich, immerhin drei große Märkte, auf etwa die Hälfte reduziert“, sagt Wilkinson.
Eine weitere Hürde sieht er in den immer noch hohen Investitionskosten für die Stromspeicher. Dazu kommen noch die Kosten für die Leistungselektronik, die bei der Integration der Batterien in eine Photovoltaikanlage notwendig ist. „Obwohl der durchschnittliche Preis für Lithium-Ionen-Batterien, die den größten Teil des Marktes der privaten Stromspeicher ausmachen, in diesem Jahr um etwa 20 Prozent sinken werden, bleibt der Preis ein Haupthinderungsgrund für die Industrie“, erklärt Wilkinson. Das Ergebnis ist, dass die profitablen Geschäftsmodelle für Speicher in Verbindung mit Photovoltaikanlagen immer noch sehr schwierig sind und es existieren nur ein paar kleine Nischenmärkte, wo die Förderungen und ein starkes Interesse der Endkunden dem Markt einen gewissen Aufschwung verliehen haben. „In Situationen, in denen die finanzielle Anreize für die Integration eines Stromspeichers in eine private Photovoltaikanlage vorhanden sind, hängen die Geschäftsmodelle sehr stark von unterschiedlichen Variablen wie die Höhe des Eigenverbrauchs, die erreicht werden kann, und die Entwicklung der Strompreise für Privatkunden in den kommenden 20 Jahren ab“, weiß der IHS-Experte. „Die Tatsache, dass diese Variablen unmöglich sicher vorhergesagt werden können und die Schätzungen sehr schwierig sind, macht die Investition in einen Solarstromspeicher relativ unsicher und behindert die Nachfrage der Endkunden nach kleinen Stromspeichern.“
Probleme rücken in den Hintergrund
Die Analysten erwarten aber, dass diese Probleme schon im kommenden Jahr in den Hintergrund rücken. IHS prognostiziert einen weiteren Preisrückgang der Lithium-Ionen-Speicher um 15 Prozent im Jahr 2015 und der Markt der privaten Dachanlagen wird in den nächsten drei Jahren wieder in die Wachstumszone kommen. Diese Faktoren werden den Markt für kleine Stromspeicher antreiben. Für das kommende Jahr erwarten die Analysten ein Wachstum von 90 Prozent. Danach wird der Eigenverbrauch der hauptsächliche Markttreiber sein. In vielen Fällen werden die Endkundenpreise für Strom im Vergleich zu den Kosten für selbst erzeugten Solarstrom steigen und die Installation einer Photovoltaikanlage attraktiver machen. Wenn dann noch die Kosten für die Stromspeicher fallen, wird es noch interessanter für die Kunden, einen Stromspeicher zu installieren und damit den Eigenverbrauch in die Höhe zu treiben, statt den Solarstrom ins Netz einzuspeisen. „Die drei Hauptvariablen, von denen die Wirtschaftlichkeit eines Stromspeichers abhängen, sind die Einspeisetarife für Solarstrom, die Kosten für Strom aus dem Netz und die Kosten für die Speicherprodukte“, fasst Wilkinson zusammen. „Alle diese Variablen entwickeln sich in die richtige Richtung. Obwohl die hohen Kosten für die Batterien in Deutschland dazu führen, dass die Anlagen ohne Stromspeicher derzeit noch wirtschaftlicher sind, als Anlagen mit eingebundenem Speicher, erwartet IHS, dass jeder dieser Schlüsselparameter sich in die Richtung entwickeln wird, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass sich die Situation schon im Jahr 2016 umkehren wird.“
Die Analysten sehen die größten Märkte für kleine Heimspeicher vor allem in Italien, Deutschland, Großbritannien und Australien. Diese Länder werden im Jahr 2018 zusammen 40 Prozent des gesamten Weltmarktes in diesem Segment ausmachen. Damit erwartet IHS, dass auch die Nachrüstung von Stromspeichern den Markt antreiben wird. Denn diese Ländern werden im Jahr 2018 nur etwa 20 Prozent des Weltmarktes für private Photovoltaikanlagen , obwohl sie nur 20 Prozent des gesamten Zubaus an Photovoltaikanlagen weltweit ausmachen.
Japan wird größter Markt
Der größte Markt wird aber Japan sein. Dort erwarten die Marktforscher für das Jahr 2018 die Installation von privaten Solarstromspeichern mit einer Gesamtleistung von 200 Megawatt. Diese Prognose ist erstaunlich. Denn die Einspeisetarife in Japan sind sehr hoch und damit der Anreiz für den Eigenverbrauch entsprechend gering. Doch die Stromknappheit in Japan hat die Regierung dazu veranlasst, die Installation von Stromspeichern zu fördern. Dazu kommen noch gelegentliche Stromausfälle und eine starke Differenz zwischen Endkundenstrompreisen im Tagesverlauf, die den Eigenverbrauch und die Integration eines Stromspeichers trotz der hohen Einspeisevergütung attraktiv machen.
Die Notstromfunktion ist hingegen in Nordamerika das einzige Argument für die Installation eines Stromspeichers. Deshalb wird der Speichermarkt dort relativ klein bleiben trotz der Tatsache, dass Nordamerika im Jahr 2018 der größte Markt für private Photovoltaikanlagen sein wird. IHS erwartet, dass Nordamerika einen Anteil von nur fünf Prozent am weltweiten Markt der kleinen Solarstromspeicher haben wird. (Sven Ullrich)