Bei der Druckleitung des Wasserkraftwerkes Taschinas 2 bei Grüsch/Seewis setzt man dank geringem Innendruck aber auf dieses natürliche Material. Projektleiter Marcus Alig: «In der Druckleitung Taschinas 2 herrscht rund 50 Meter Druck, was in etwa dem Druck einer Trinkwasserleitung entspricht. Dies erlaubt, anders als bei Hochdruckanlagen von über 100 Metern, den Einsatz von Holz als Werkstoff auch zu berücksichtigen.»
Holzdruckleitungen sind heutzutage äusserst selten. Der Anbieter Repower hatte bereits im Jahr 2003 in Campogologno (Kanton Graubünden) eine neue Holzdruckleitung erstellt und eine über 80 Jahre alte Holzleitung gibt es auch in Davos. Der Bau von Holzleitungen ist ein altes, bewährtes Handwerk so war z.B. auch die Leitung des Thermalwassers von der Quelle von Bad Pfäfers bis nach Bad Ragaz mit einer Länge von 4.5 km und einem Innendurchmessser von 18 cm vom Jahr 1840 bis in die 1960er Jahre in Betrieb. Eine erstaunliche hohe Lebensdauer mit sehr geringen Unterhaltskosten.
Wirtschaftlichstes Angebot
Nicht nur der Einsatz von Holz im leitungbau ist einzigartig, sondern auch der Preis. «In unserem Fall war das Angebot mit der Holzdruckleitung klar das wirtschaftlichste», begründet Marcus Alig die Entscheidung. Der Einsatz von Holz im Leitungsbau dürfte also künftig auch zu einer Marktaufmischung bei Preisen von Alternativ-Werkstoffen wie Glasfaser, Guss oder Stahl führen. Aber Holz ist ein ökologisches Produkt und bezüglich der Kohlendioxidbilanz den anderen üblichen Werkstoffen überlegen. Auch die hydraulischen Eigenschaften der Holzleitung sind sehr gut. Dank des Bio-Films, der in der Holzleitung entsteht sind die Reibungsbeiwerte ideal. Wichtig ist, dass die Leitung immer gefüllt, also benetzt bleibt. Auch Reparaturen an der Holzleitung sind relativ einfach möglich indem man durchaus einzelne Bretter auswechseln kann. Die Wertschöpfung für die Herstellung einer Holzdruckleitung ist auch viel grösser, so wird vom Unternehmer lediglich das Baumaterial eingekauft. Der Zusammenbau erfolgt dann aber unter der Leitung eines Spezialisten ausschliesslich mit Personal der schweizerischen Bauunternehmung.
„Ikea-mässig"
Die Holzdruckleitung Taschinas hat eine Länge von 1550 Metern und einnen Innendurchmesser von 1,60 Meter. Anders als bei Druckleitungen aus anderen Technologien wird das Holzrohr nicht als Rohr geliefert, sondern gelangt „ikea-mässig" auf die Baustelle. Konkret werden gehobelte Holzbretter aus feinfasrigem Kiefernholz mit einer Länge von ca. 4,30 Metern, einer Breite von 150 mm und einer Stärke von 64 mm zusammen mit den Stahlringen einzeln auf die Baustelle geliefert. Diese werden dann vor Ort direkt im Graben von den Mitarbeitern zusammengebaut. Es bedingt eine sehr sorgfältige und exakte Arbeitsweise. Auch das Spannen der Stahlringe braucht Erfahrung. Die Holzbretter werden mit einer Lehre versetzt. Die Stahlringe nehmen den Innendruck und die Stärke der Holzbretter nimmt den Erddruck auf. Ende August wurde mit dem Leitungsbau begonnen. Momentan arbeitet eine Leitungsbaugruppe bestehend aus 6 Personen am Projekt und erreicht eine Tagesleistung von rund 15 Metern. Mit der Holzleitung werden Kurven ohne Formstücke mit Radien bis zu 40 m gebaut. Ab Ende September wird eine zweite Leitungsbaugruppe zum Einsatz gelangen, damit pro Tag bis zu 35 m Leitung gebaut werden kann. Die Aushubarbeiten für den Graben, der Leitungsbau sowie das Verfüllen des Grabens laufen Hand in Hand. Voraussichtlich wird demnach die Holzdruckleitung Ende Jahr fertig gestellt sein. (jw/pi)