Stromspeicher sind als Teil der künftigen Energieinfrastruktur nicht mehr wegzudenken. Schließlich wird ohne sie das Potenzial der volatil erzeugenden Ökostromanlagen nicht ausgeschöpft und die Energiebranche wird immer mit Abregelungen von Kraftwerken konfrontiert sein. Denn die Ertüchtigung des Netzes für die Integration der Erneuerbaren hinkt der Energiewende weit hinterher.
Deshalb führt kein Weg am schnellen Ausbau von Speichern vorbei. „Die Weiterentwicklung von Netzen und Speicherkapazitäten ist entscheidend – und muss neben dem Produktionsaufbau stärker priorisiert werden“, betont Markus W. Voigt, Geschäftsführer des auf erneuerbare Energien spezialisierten Asset- und Investmentmanagers Aream Group. „Der produzierte Strom muss bedarfsgerecht zur Verfügung stehen.“
Spanien hat Speicherstrategie
Voigt verweist auf das Beispiel von Spanien, wo schon eine umfangreiche Ausbaustrategie für Speicher vorliegt, die sich Deutschland zum Vorbild nehmen kann. Immerhin ist Spanien das Land mit der fünftgrößten Stromproduktion in Europa. Der Anteil der Erneuerbaren liegt inzwischen bei 56 Prozent. „Allerdings ist Spanien nur sehr wenig in das große europäische Stromnetz eingebunden“, erklärt Voigt. „Die spanischen Regierungen egal welcher Farbe haben deshalb bereits früh eine Strategie zum Aufbau von Speicherkapazität erarbeitet.“
So werde Spanien bis zum Jahr 2030 eine Speicherkapazität von 20 Gigawatt aufbauen. Bis 2050 sollen 30 Gigawatt zur Verfügung stehen. „Das sind enorme Volumen, die dann bei einer Leistung von 60 Gigawattstunden den Bedarf von circa 17.500 Haushalten für ein Jahr decken können“, rechnet Voigt vor.
180 Gigawattstunden Speicherkapazität
Damit wäre Spanien aber schon gut ausgestattet. Deutschland produziert im Vergleich zu Spanien gut doppelt so viel Strom. Der Anteil der Erneuerbaren liegt inzwischen nach Angaben der Bundesregierung bei 52 Prozent. Entsprechend groß ist der Bedarf an Speicherkapazitäten, um den Ökostrom in die schwachbrüstigen Netze zu integrieren. „Wir gehen von einer Nachfrage nach Speichern von derzeit rund 4,1 Gigawattstunden aus“, sagt Voigt. „Diese Nachfrage steigt bis 2030 auf 104 und bis 2045 auf mehr als 180 Gigawattstunden.“ Kommerziell interessant seien dabei vor allem Batteriespeicher auf Basis von Lithium-Ionen- oder Lithium-Eisenphosphat.
Regelenergie für stabile Netze
Der Aream-Chef sieht dabei vor allem zwei Anwendungen, die derzeit kommerzielles Potenzial haben und als Investment wirtschaftlich sind: Regelenergie und Trading. Bei der Regelenergie geht es um eine Reserve, die Schwankungen der Netzfrequenz ausgleicht. Die Speicher können hier sowohl Strom aus dem Netz entnehmen, wenn die Frequenz zu hoch ist, als auch einspeisen, wenn sie zu weit unter die vorgegebenen 50 Hertz sinkt. „Vor allem für Netzbetreiber sind solche Speicher wichtig, um die Stabilität jederzeit gewährleisten zu können“, sagt Voigt.
Abritragehandel stabilisiert Strompreise
Bei Trading geht es darum, die Preisschwankungen am Spotmarkt aufgrund des steigenden Anteils an Erneuerbaren im Stromnetz zu nutzen und auszugleichen. Dadurch verdienen sie sich eine Marge. Voigt prognostiziert, dass sie eine neue Form des Stromhandels herausbilden wird. Intraday-Trader kaufen zukünftig Strom ein, wenn er günstig zu haben ist, und verkaufen ihn dann, wenn die Preise mit der Nachfrage steigen. „Solche Transaktionen und damit auch das Laden und Entladen der Speicher können dabei theoretisch im Minutentakt erfolgen, realistisch sind einige Male pro Tag“, beschreibt Voigt das Geschäftsmodell, das mit steigenden Ökostromanteilen immer interessanter wird.
Diese Form des Stromtradings befinde sich derzeit allerdings noch in der Anfangsphase, könne aber schnell relevant werden. „Die Trader erfüllen mit ihren Speichern einen wichtigen Zweck, indem sie Fehlmengen und Überschüsse minimieren und auf diese Weise auch extreme Preisschwankungen verringern“, erklärt Voigt. Er sieht mit dieser Form des Arbitragehandels das Ende der Zeit stark schwankender Strompreise kommen.