Um in Mehrfamilienhäusern den Eigenverbrauch von Solarstrom, der auf dem Dach produziert wird, zu erhöhen, bietet sich – wie im Einfamilienhaus – ein Speicher an. Doch diese Speichersysteme verlangen nach hohen Investitionskosten, die sich in einem solchen Mieterstromprojekt amortisieren müssen. Schließlich sind die Rahmenbedingungen für solche größeren Anlagen schlechter als für den Eigenverbrauch im Einfamilienhaus.
Auf der anderen Seite steigt der Eigenverbrauchsanteil und vor allem der Autarkiegrad. Wie unabhängig die Mieter in Mehrfamilienhäuser werden, wenn zusätzlich zur Photovoltaikanlage ein Gewerbespeicher im Keller installiert ist, hat der Münchner Ökoenergiedienstleister Polarstrom im Rahmen mehrerer Mieterstromprojekte gemessen. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Durch den Speicher erreichten die beobachteten Mehrfamiliengebäude in den vergangenen Sommermonaten zum Teil Autarkiegrade von über 90 Prozent.
80 Prozent vor Ort verbraucht
Eines der Gebäude ist mit einer Solaranlage mit einer Leistung von 79 Kilowatt ausgestattet. Dazu kommt noch ein Speicher mit der gleichen Leistung. Die Bewohner der 55 Mietwohnungen haben von Januar bis Juli dieses Jahres 65 Prozent ihres Strombedarfs mit dem Solarstrom vom Dach gedeckt. Dabei floss ein großer Teil des produzierten Stroms durch den Speicher. Damit konnten sie im gleichen Zeitraum immerhin 80 Prozent des produzierten Solarstroms vor Ort nutzen. Nur 20 Prozent mussten ins Netz eingespeist werden. „Wir gehen ganzjährig von einem Autarkiegrad in Höhe von 70 Prozent aus“, sagt Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern. „Für die Mieter bedeutet das auf das Jahr gesehen Stromkosten, die etwa 16 Prozent unter dem Grundversorgertarif liegen.“
Mieterstromspeicher hat sich bewährt
Einen mit 96 Prozent noch höheren Autarkiegrad erreichten die Bewohner der 21 Wohnungen eines Mehrfamilienhauses im nordrhein-westfälischen Pulheim. Dort betreibt Polarstern ein Mieterstromprojekt, das aus einer Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 38,4 Kilowatt und einem Speicher mit einer Kapazität von 35 Kilowattstunden besteht. Allerdings wurde dieser hohe Autarkiegrad in den Monaten Juli und August geschafft. Bisher fehlen noch Werte für weniger sonnenreiche Zeiten. Doch schon jetzt ist klar: „Die Erfahrungen hinsichtlich des Ertrags und der Autarkie bestätigen uns darin, dass die Kombination von Photovoltaikanlage und Speicher im Mieterstrommodell die richtige Entscheidung war“, wie Martin Schmitt, Geschäftsführer von Enerix Pulheim, betont. Das Unternehmen hat das System geplant und installiert.“
Eigenverbrauch wird lukrativer
Die Installation eines Speichers ist Voraussetzung für die Förderung KfW 40 Plus, ein Energiestandard, der in beiden Fällen erreicht wurde. „Angesichts der sinkenden Kosten für Photovoltaikanlage und Speicher und der weiteren Möglichkeiten, den erzeugten Solarstrom auch in der Wärmeversorgung und bei Elektromobilitätsangeboten zu nutzen, rechnet sich die Integration eines Speichers immer schneller“, betont Polarstern.
Bisher stehen vor allem die administrativen Hürden und die schlechten Rahmenbedingungen einem breiten Einsatz von Speichern in Mieterstromprojekten im Wege. „Das Delta zwischen selbst erzeugtem und genutztem Strom und Strom aus dem öffentlichen Netz war lange zu klein, sprich die Zusatzrendite verglichen zu einer reinen Photovoltaikanlage zu gering“, erklärt Florian Henle. „Mit steigenden Netzentgelten und steigenden Börsenstrompreisen ist die eigene Stromversorgung zuletzt immer lukrativer geworden. Der Preisvorteil je Kilowattstunde von Netzstrom zu Lokalstrom liegt aktuell bei Mieterstromprojekten bei 15 Prozent – bei einem typischen Haushalt in München mit 2.200 Kilowattstunden im Jahr sind das rund 120 Euro brutto. Das macht einen hohen Eigenverbrauch attraktiv und wirkt für die Mieter nachhaltig wie eine Strompreisbremse.“
Das macht aber auch den Einsatz von Speichern selbst unter den jetzigen Rahmenbedingungen lukrativer. Wenn damit auch noch weitere Geschäftsmodelle wie die Spitzenlastkappung zur Netzentlastung erschlossen werden können, rechnen sich solche Kombinationen noch schneller. Außerdem sind die Fördersätze für Mieterstromanlagen mit einer Leistung über 40 Kilowattstunden in diesem Jahr rasant gesunken, so dass solche Projekte immer mehr auf einen hohen Eigenverbrauchsanteil angewiesen sind.