Er sei gern zu dem Termin gekommen, erklärte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer bei der feierlichen Inbetriebnahme eines Großspeichers mit 13,5-MW-Solarparks in Priestewitz bei Dresden. „Die letzte Woche endete mit einem Besuch in einem Braunkohletagebau. Da lernt man, wie viel CO2 durch die Verbrennung von Kohle freigesetzt wird“, berichtete der Ministerpräsident.
In Priestewitz war das Gegenteil Thema: CO2 sparen durch ein Hybridkraftwerk, das zusätzlich das Netz stabilisiert. Der Energiespeicheranbieter Intilion hat das Projekt zusammen mit seinen Projektpartnern Qair Deutschland und Stadtwerke Leipzig entwickelt. Herzstück der Anlage ist ein Großspeicher, der die Energie des Solarparks zwischenspeichert. Die Hybridanlage ist das erste Projekt aus der Innovationsausschreibung der Bundesnetzagentur, das in Sachsen ans Netz geht. Bei dem Event betonte Kretschmer, man dürfe nicht nur über Klimaschutz reden, man müsse es auch machen: „Man sieht hier, wie gut das funktioniert. Das ist eine sinnstiftende Arbeit.“ Bei den Erneuerbaren sei nicht die Frage, ob man sie ausbaut, sondern wie man das tut. Vor einem Jahr habe man in Sachsen den Plan gehabt, die Braunkohleausstieg mit Gas als Zwischenlösung zu gestalten. „Gas scheint nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Wie geht es jetzt weiter?“ Man brauche einen neuen Plan, auch für die Notwendigkeit, dass Behörden in der Lage sind Genehmigungen zu erteilen. Man brauche Zwischenziele, an denen man sich entlang bewegen könne. Im dem Projekt in Priestewitz gehe die Stadtwerke Leipzig und ihre Partner laut Kretschmer jedenfalls in die richtige Richtung. Auch die Bürgermeisterin von Priestewitz Manuela Gajewi lobte das Projekt, vor allem den Aspekt der Speicherung hob sie positiv hervor. Für sie könne es „nicht sein, dass immer mehr Wind und Solar“ gebaut würden. Der Fokus müsse auf Speicher und Verbundnetz liegen. Klartext: Sie wünscht sich weitere Projekte wie das in Priestewitz.
Stromspeicher stabilisiert Netz
Rund 36.000 Solarmodule erzeugen künftig jedes Jahr 14 Millionen Kilowattstunden Energie, was für die Versorgung von 4.000 Haushalten reicht. Dabei spart das System jedes Jahr 9.500 Tonnen Kohlendioxid ein. Der Speicher hat eine Kapazität von 3,7 Megawattstunden und ist in einem wetterfesten 40-Fuß-Container untergebracht. „Unser Stromspeicher stabilisiert das Netz, weil er Überschüsse zwischenspeichert und bei Engpässen wieder abgibt. Dadurch bringen wir die Energiewende voran“, erklärte André Haubrock, CEO der Intilion AG. Neben dem Speicher steuerte das Unternehmen den Wechselrichter und den Transformator bei und übernahm die Anbindung an die vorhandene Mittelspannungsschaltanlage. „Wir sind sehr stolz auf unser Projektteam und was es geleistet hat. Trotz widrigster Wetterbedingungen mit Starkregen und Überschwemmungen, ist es uns gelungen, das Projekt innerhalb unseres Zeitplans zu realisieren“, betonte Haubrock.
Frank Polhaus, Leiter PV bei der Qair Deutschland GmbH, ergänzte, mit der Innovationsausschreibung fördere die Bundesnetzagentur Kombinationen aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen und Speichern, die über denselben Netzverknüpfungspunkt Energie einspeisen. Der unabhängige Stromerzeuger Qair habe den Hybridbetrieb bei der Planung und Entwicklung vorangetrieben.
Marktprämie und PPA
Marcel Werner, Projektleiter bei den Leipziger Stadtwerken, berichtete, neben der Innovationsausschreibung mit fixer Marktprämie werde ein Teil der Energie mit einem fixen Tarif über das Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet. Zusammen mit der Umweltbank hätten die Leipziger Stadtwerke außerdem einen förderfreien Grünstrom-PPA mit fixierter Laufzeit und Festpreis ins Leben gerufen.(nw)