Energiepolitisch seien einige Ding passiert, eröffnete Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, seine Rede auf der 7. Rostock Wind von Eno Energy. Zunächst nimmt er Bezug auf einen Bericht in der Zeitung Die Welt, in welchem von Klimahysterikern die Rede ist. Darin geht es darum, dass dieser Tag aufgrund der Hitze viel über den Klimawandel diskutiert wird. "Wer einmal die Klimastatistik gesehen hat, den Anstieg seit 1950, der tut sich schwer damit, eine solche Herangehensweise an das Thema in einer großen Zeitung zu finden." Durchschnittlich sei die Temperatur um 1,3 Grad seit 1950 gestiegen. Entsprechend fragt der Verbandschef, wo Deutschland in der Klimafrage überhaupt stehe, wenn das Thema auf diese Weise abgewürgt wird. ir eigentlich in dieser Debatte? Ähnlich wie in der Debatte über Asyl halte Populismus Einzug. Die Politik tue sich schwer, Entscheidungen zu treffen für außerhalb der Legislaturperiode. Dabei sei Generationenverantwortung gefragt. Ähnlich wie beim Generationenthema Rentenpolitik brauche es Mut und Abkehr von Populismus. Doch das Gegenteil geschehe. "Medien spitzen zu. Gefühlt findet täglich ein Wahlkampf statt Dank Twitter und Co.
Bezüglich der von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier angekündigten Netzreise ist Albers sekptisch: "Angekündigt hat Altmaier, die Netze würden nicht reichen für den weiteren Ausbau der Windenergie. Ergebnis der Netzreise sollte aber sein zu zeigen, was machbar ist. Nicht umgekehrt. Konstruktiv sollte man die Weichen stellen." Dabei habe alles gut angefangen. "Zunächst hieß es: Wir wollen die Ziele 2020 einhalten, dann wurde das revidiert. Man hat uns Hoffnung gemacht und gesagt wir wollen das Ziel aufarbeiten und erreichen. Das neue Ziel heißt nun 65 Prozent Regenerativstrom für 2030. Windenergie ist dabei die Leitenergie auch für Wärme und Mobilität."
Bezüglich der Kohlekommission betont Albers, der BEE sei mit einem Mandanten dort vertreten. Bezüglich der Arbeitsplätze in der Kohle erklärt er: "Wir reden über rund 18.000 Mitarbeiter in der Kohle." Fachlich festgestellt sei, dass wegen der Altersstruktur bis 2030 rund 75 Prozent die natürlich Altersgrenze erreichen. "Wir haben die Aufgabe, den restlichen 20 bis 25 Prozent ein Angebote zu machen." Eine gemeinsame Ausbildungsplattform zum Mechatroniker sei eine Möglichkeit. Batterie- und Speicherproduktion ebenfalls.
Albers betont, 2019 und 2020 werde es für die Windkraft ein großes Delta des Zubaus geben wegen anfänglicher Fehler in den Ausschreibungen, "worauf wir 2016 hingewiesen hatten, weil es große Unschärfen schafft." Die Rede ist von der zunächst für Bürgerenergievereinigungen nicht erforderlich BimschG-Genehmigung. Um die so entstehende Lücke in den. Jahren 2019 und 2020 aufzufüllen, wurden Sonderausschreibungen für diese Zeit beschlossen. Doch wann diese kommen, will Altmaier nicht sagen. Gleichzeitig sind Genehmigungen 2018 erheblich zurückgegangen, denn durch viel Hin und Her seien Unsicherheiten entstanden. "Nach der Sommerpause müssen Entscheidungen fallen. 2019 sieht düster aus. Das können wir mit Zahlen belegen." Aber es gehe auch um mehr: das Bekenntnis zur Sektorenkopplung. Mehr Markt, weniger Förderung, Entwicklung von Speichertechnologie. "Wir hatten dafür geworben, das Volumen von Innovationsausschreibungen zu vergrößern."
"4,5 bis 5 GW Zubau brauchen wir jährlich, wenn wir unsere Zusagen gegenüber der EU und Paris einhalten wollen. 2.800 MW ist die falsche Debatte. Wenn wir nicht in dieser Legislatur beginnen, die Ziele anzuheben, lassen wir nachfolgenden Regierung kaum noch eine Chance, oder der Pfad wird drastisch. Lassen Sie uns einen flachen Anstieg in die Zielsetzung aufnehmen. Wir werden wohl insgesamt 2018 3.300 MW Zubau haben: Das ist ein Rückgang um 40 Prozent. Nach allem was wir wissen, wird 2019 unter 2.000 MW enden." Die Regierung habe die Branche gefragt: Könnt ihr nicht die zwei oder frei Jahre durchziehen, bis der Ausbau wieder voran geht. In Mecklenburg-Vorpommern hätten Zulieferer aber schon längst gesagt, wir haben Aufträge verloren und entlassen Mitarbeiter. Enercon, Siemens und Senvion haben Entlassungen angekündigt. Das Offshore-Ziel müsse die Regierung anheben von 15 auf 20 GW. "Bezüglich 100-Tage-Gesetz wurde uns gesagt, das werden wir nachholen. Wir wäre schon froh, wenn etwas zu den Volumen gesagt würde."
160.000 Mitarbeiter hat die Branche, aber 10.000 seien bereits verloren gegangen. "Wir haben das Ziel von 200 GW, wir müssen den Markt vervierfachen, wir brauchen diese Leute. Durch starken Zubau der vergangenen Jahre und mehr Personalbedarf in Service und Wartung wurde das etwas abgefedert." Der Branche geht es also schlecht, sie ist verunsichert. In diesem Zusammenhang zitiert Albers den Grüne Hans-Josef Fell. "Fell hat einmal zu unserer Branche gesagt: Ihr könntet daran sterben, dass ihr nicht bereit seid, Geld für eure politische Arbeit in die Hand zu nehmen."
Akzeptanz ist dabei ein wichtiges Thema. Die Regierung wolle sich der Sache für diesen Herbst annehmen. "Aber die Regierung hat nicht viele Ideen. Bürgerbeteiligung. Leider kommen nicht immer Bürger zum Zuge. Mir ist der Bürgerwindpark aus dem Dorf der liebste. Wenn das nicht geht, müssen wir andre Wege finden. Wir haben Ideen für Akzeptanz." (Nicole Weinhold)