Die bundesweite Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Ageb) hat einen Energieverbrauch von 13.427 Petajoule oder 458,2 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten bilanziert. Laut der schon Ende Dezember von der Ageb vorgelegten Auswertung waren das 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die energiebedingten CO2-Emissionen haben um 0,9 Prozent zugenommen. Emissionsdaten für die sogenannten prozessbedingten Kohlendioxid-Ausstöße – also aus der Produktion in der Industrie wie beispielsweise in Schmelzöfen von Stahlwerken – liegen noch nicht vor.
Laut der von der Ageb präsentierten Grafik zur Entwicklungskurve des Energieverbrauchs verblieb der Anstieg im Bereich der üblichen Schwankungen des in den vergangenen elf Jahren anhaltenden Trends, wonach der Energieverbrauch insgesamt zurückgeht. Seit 2006 war der Primärenergieverbrauch von seinem Hoch bei rund 14.700 Petajoule bis auf seinen bisherigen Tiefststand von 13.100 Petajoule im Jahr 2014 gesunken. In den vergangenen beiden Jahren gabe es nun wieder jeweils leichte Anstiege um 100 und 200 Petajoule. Zum Vergleich: Die 2006 bis 2014 drei Mal aufgetretenen zwischenzeitlichen Zuwächse beim Verbrauch beliefen sich auf 250 bis 700 Petajoule pro Jahr.
Aktualisierte Daten bestätigen Stagnation bei Erneuerbaren
Allerdings bestätigte Ageb-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziesing heute auf Anfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN, dass aktualisierte Daten die von anderen Instituten bilanzierte Stagnation bei der Nutzung erneuerbarer Energien bestätigten. Die AG Energiebilanzen hatte im Dezember noch angegeben, die Windenergie habe um ein Prozent mehr zum deutschen Primärenergieverbrauch beigetragen als im Jahr zuvor. Nun sagt Ziesing: „Nach vorläufigen Schätzungen muss man wohl von einem Rückgang um 2,3 Prozent der Windenergie im Primärenergieverbrauch ausgehen, weil es viel weniger Windaufkommen gab." Insgesamt betrage die Zunahme der Bedeutung erneuerbarer Energien in der Versorgung Deutschlands wohl eher 0,1 statt 0,2 Prozent wie im Dezember angenommen: Demnach stillte Deutschland 2016 seinen Energiehunger zu 12,5 Prozent aus erneuerbaren Quellen.
Wie auch beispielsweise vom Fraunhofer-Institut Ise in Freiburg ermittelt, nahm lediglich die Nutzung von Erdgas in bedeutendem Maße zu: Um 10,9 Prozent mehr Erdgas verbrauchten die Deutschen 2016 als im Vorjahr. Grüne Energie aus erneuerbaren Quellen nutzten sie um "bestenfalls ein bis zwei Prozent" mehr. Beim Mineralöl nahm der Verbrauch nochmals um 1,8 Prozent zu, während er bei Braun- und Steinkohle um 2,6 und 4,0 Prozent abnahm. Bei Kernenergie ging er um 7,4 Prozent zurück - nach der Abschaltung von AKW Grafenrheinfeld, eines weiteren Atomkraftwerks, bereits Mitte 2015.
Zum Glück nur Gaskraftwerke im Mehreinsatz: 0,9 Prozent mehr CO2
Dass die Stein- und auch Braunkohlekraftwerke 2016 weniger für diesen Verbrauch der Deutschen herhalten mussten, als im Vorjahr, ist laut Ziesing wie schon von anderen Instituten bestätigt auf einen wieder geringeren Gaspreis sowie auf den plötzlichen zahlreichen Ausfall französischer Atomkraftwerke im vergangenen Herbst zurückzuführen. Damals seien viele Kohlekraftwerke in Revision gewesen, als im Oktober plötzlich die französischen Behörden die Abschaltung von fünf AKW zur Überprüfung der Einhaltung von Sicherheitsstandards zum Abschalten zwang. Die deutschen Kraftwerksbetreiber seien deshalb mit Gaskraftwerken in die Bresche gesprungen, die damit auch automatisch ihren statistischen Anteil zur Belieferung der deutschen Verbraucher erhöhten.
Eine Kritik hat Ziesing allerdings noch: „Klimaschutzpolitisch war 2016 ein verlorenes Jahr“, sagt der Ageb-Chef beim Blick auf die wieder zugenommenen Kohlendioxid-Ausstöße. So hat sich beispielsweise der Anteil der CO2-Emissionsquelle Mineralöl am Primärenergieverbrauch Deutschlands bei 34 Prozent stabilisiert. Dies ist der exakt selbe Anteil wie 2015, allerdings eben auf dem leicht höheren Verbrauchsniveau. Beim Verkehr als Hauptnutzer des Mineralöls nimmt die prozentuale Nutzung erneuerbarer Energien seit Jahren schon nicht mehr zu.
(Tilman Weber)