Die Internationale Handeslkommission der USA (ITC) und das US-Handelsministerium geben bekannt, dass sie die Handelspraktiken chinesischer Modul- und Zellenhersteller überprüfen werden. Welche Gegenmaßnahmen daraufhin eingeleitet werden können, ist noch nicht klar. Eine Entscheidung wird für Anfang 2012 erwartet.
„Wir begrüßen den Beginn der Untersuchung in den USA“, sagt Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender von Solar World. „Es geht um die Wiederherstellung fairen Wettbewerbs. Dabei begrüßen wir jede Kostensenkung, die Solarstrom billiger macht und auf Forschung und Innovationen beruht. Wir wehren uns aber gegen Dumpingpreise, die erkauft werden durch chinesische Milliardenkredite, Materialsubventionen und die massive Missachtung von Umwelt- und Sozialstandards."
Hohe Kreditsummen vom Staat
Die von Solar World geführte Coalition for American Solar Manufacturing (CASM) hatte gegen Dumpingpreise der chinesischen Konkurrenten eine Petition bei der ITC und beim US-Handelsministerium eingereicht. Man fordert die Einhaltung internationaler Handelsstandards und spricht sich gegen die staatliche Subventionierung chinesischer Hersteller aus. Den Konkurrenten in Fernost hatte man vorgeworfen, durch massive Unterstützung aus Peking die Preise künstlich niedrig zu halten und damit das Geschäft mit Solarzellen und Modulen zu beeinflussen. So berichtet das Marktforschungsunternehmen Mercom Capital LLC in Austin, Texas, dass im Jahr 2010 sieben chinesische Photovoltaikunternehmen Kredite mit einem Volumen von 34 Milliarden Dollar (24,6 Milliarden Euro) von staatlich kontrollierten Banken im Reich der Mitte erhalten haben. „China verfolgt mit massivem Druck eine industriepolitische Strategie zulasten der USA und auch Europas“, kritisiert Asbeck diese Praxis. „Den unfairen Praktiken muss nicht nur im Interesse der weltweiten Solarindustrie, sondern im Interesse der gesamten Wachstumsbranche der Umwelttechnologien Einhalt geboten werden.“
Niedrige Preise durch Wettbewerb
Das von der CASM ins Rollen gebrachte Verfahren stößt aber nicht nur auf die Zustimmung der Solarunternehmen auf dem nordamerikanischen Kontinent. So hat sich am 8. November mit der Coalition for Affordable Solar Energy (CASE) in den USA eine Gegengruppe gebildet, die gegen jegliche Form von Protektionismus eintritt. „Nur der internationale Wettbewerb macht die Solarenergie in Amerika und in der Welt erschwinglich“, heißt es in einem Statement von CASE. „Die Aktion von Solar World, die Importe von Solarzellen aus China zu blockieren oder dramatisch zu kürzen, stellt dieses Ziel in Frage. Auch Canadian Solar wehrt sich gegen die Petition der CASM. Sie sei übertrieben und ohne Grundlage. „Wir bitten die US-Behörden, das Interesse hunderttausender amerikanischer Bürger und Unternehmen, die von bezahlbarer Solarenergie genauso profitiert haben, wie die US-Solarindustrie, an die erste Stelle zu setzen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Modulherstellers, der sowohl in Kanada als auch in China produziert. „Wir halten die Petition für kontraproduktiv für die Entwicklung der Solarindustrie, inklusive der sinkenden Preise für die Produkte, die man braucht, um die Solarenergie als ökonomisch attrraktive Alternative zu den traditionellen Energiequellen zu etablieren."
Derweil vergibt Peking weiter billige Kredite an die Solarunternehmen im Land. So bekommt die ET Solar Group in Nanjing innerhalb der nächsten fünf Jahre Kredite in Höhe von 1,27 Milliarden Dollar (923 Millionen Euro) von der staatlich kontrollierten CITIC Bank. „Diese strategische Vereinbarung hebt unsere Geschäftsbeziehung mit der CITIC Bank auf eine höhere Stufe“, lobt Dennis She, Vorstand von ET Solar. „Sie stärkt unsere Position zur Teilhabe am allgemeinen Marktwachstum und beschleunigt unsere Dynamik in der Systementwicklung in Europa“, macht er deutlich. (Sven Ullrich)