Vorstand Andreas von Zitzewitz hatte im August im Streit hingeschmissen. Somit gibt es keinen Nachfolger für Ammer. Diese nicht unbedeutende Personalie passiert zu allem Überfluß auch noch vor dem Hintergrund eines lange währenden Kampfes um das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens. Die Aktionäre sind "not amused". Und im Oktober wird auch noch Finanzvorstand Jörg Spiekerkötter das Unternehmen verlassen.
Da wird die Nachricht, dass der Photovoltaikhersteller drei Quartale in Folge in den schwarzen Zahlen blieb, keine besonders große Freude hervorrufen. Die Banken warten mit ihrer Kreditlinie von einer Viertelmilliarde Euro auf das Votum der Wirtschaftsprüfer von PwC. Falls nicht, dann könnte der Konzern, der Ende Juni eine Eigenkapitalquote von rund 16 Prozent darstellen konnte und einem Nettogewinn von 6,6 Millionen Euro verbuchte, die 250 Mio. Euro im Dezember kaum zurückzahlen. Seitdem der Sommer vorbei ist und die Förderung aus dem EEG reduziert wurde zum 1.Oktober, ist der Heimatmarkt für Conergy kein besonders gutes Marktumfeld. Die Aussichten sind europaweit nicht so rosig und der asiatische Boom basiert auf günstigen Solarmodulen, die in Billiglohnländern mit modernen Fertigungslinien produzieren.
Da die gesamte Branche aktuell in einer Marktkonsolidierung begriffen ist, werden viele mittlere und kleine Anbieter auf der Strecke bleiben sofern sie nicht etwas Einzigartiges in der Schatulle haben, dass Investoren oder große Konkurrenten zur Übernahme bewegen könnte. Der scharfe Sparkurs Ammers könnte das Tafelsilber der Firma demoliert haben, auch wenn der Rechtsstreit mit einem amerikanischen Lieferanten glimpflich ausgegangen ist und somit weitere Forderungen in Milliardenhöhe aus dieser Richtung ausbleiben werden. Das Unternehmen ist international bestens vertreten, dies könnte ein Pfund sein für einen milliardenschweren Interessenten, der an die breite, weltweite Kundenbasis gelangen möchte. Oder PwC drückt nochmal ein Auge zu und Conergy gewinnt große Projekte in den Schwellenländern in 2011. Aber es bleibt offenbar, es wird in den nächsten zwei Jahren gorße tektonische Verschiebungen im PV-Markt geben. Spannend bleibt auch die Frage, ob technologische Aspekte dazu beitragen - so wie etwa der mögliche zweite Frühling der Dünnschichttechnologie seit der PVSEC in Valencia. Dieter Ammer läßt sich mit dem orakelhaften Spruch zitieren: " Wir sind über den Berg." Jetzt kommt es darauf an herauszufinden, wem der Berg gehört. (jw)