„Viele Länder planen Windenergieprojekte, gerade in der Nordsee. Insofern ist Nordenham als Standort optimal“, meint Pressesprecherin Ute Engel. Zumal das Tochterunternehmen Steelwind Nordenham direkt an der Küste liegen wird. Damit hat es eine strategisch gute Lage – sowohl für die Anlieferung der Bleche aus den Produktionsstätten im Saarland und in Dünkirchen, als auch für die Auslieferung der fertigen Fundamentstrukturen auf See. Das Werk wird über eigene Kaianlagen, große Lagerflächen sowie über einen Bahn- und LKW-Anschluss verfügen. 2014 soll es fertiggestellt sein, die volle Kapazität wird jedoch erst drei Jahre später erwartet, so Engel. Spätestens dann werde die Offshore-Industrie boomen, glaube man den Marktanalysen und den Aussagen der großen Energieversorger. Nach Erreichen der vollen Kapazität sollen 100 Monopiles pro Jahr in Nordenham gefertigt werden. Der Vorstandsvorsitzende Karlheinz Blessing rechnet mit einem Jahresumsatz von 150 bis 200 Millionen Euro.
Derzeit liefert die Dillinger Hütte rund 300.000 Tonnen an Grobblechen für Offshore-Windanlagen, was rund 14 Prozent der Jahresproduktion entspricht. Die Bleche haben eine Dicke bis zwölf Zentimeter und werden in dem neuen Werk rundgewalzt und zusammengeschweißt. Mit dem Tochterunternehmen Steelwind Nordenham wird die Hütte nicht mehr nur das Vormaterial liefern, sondern zum Komplett-Anbieter für Monopiles werden. Mehr als 300 Mitarbeiter will die Stahlhütte dafür einstellen. „Alle Marktanalysen sagen der Offshore-Branche ein großes Wachstum voraus. Das Nadelöhr wird dabei beim Stahl liegen – die heutigen Produzenten werden den enormen Bedarf, der für den Offshore-Bereich nötig wird, nicht decken können. Dem wollen wir strategisch entgegensteuern“, so Engel. Deswegen will man neben dem Werk in Nordenham auch die Kapazitäten in Dillingen um eine neue Stranggießanlage und eine weitere Blechkantenfräsmaschine erweitern - und damit auch die Stellung als Stahllieferant im Offshore-Segment ausbauen.
Blessing will mit der Gründung jedoch nicht mit seinen bisherigen Kunden in Wettbewerb treten, was er angesichts des erwarteten hohen Bedarfs an Stahlblechen für möglich hält: „Wir denken, der Markt ist groß genug für alle Anbieter“, sagt er. Mit der Neugründung an der Küste zielt Blessing zugleich darauf ab, die Arbeitsplätze in den Werken Dillingen und Dünkirchen zu sichern, von denen Nordenham das Blech beziehen wird.
(Regine Krüger)