Die Photovoltaikbranche sucht immer mehr nach konkreten Anwendungen, die für die Versorgung mit Solarstrom in Frage kommen. Die Einspeisung ins Stromnetz stößt immer wieder an ihre Grenzen, weil die fossil-atomare Energiewirtschaft die Kapazitäten im Netz mit ihren unflexiblen Kraftwerken blockieren. Die Lösung: Unternehmen direkt mit Solarstrom zu versorgen. Die Ertrags- und Lastkurve stimmt bei den meisten Unternehmen überein. Die hohen Eigenverbrauchsraten minimieren die Stromkosten der Unternehmen, weil in der Regel der Solarstrom inzwischen billiger ist als der Strom vom Versorger. Profitieren können davon nicht nur die Produktionsbetriebe, sondern vor allem Bergbauunternehmen. Diese sind meist noch auf einen Dieselgenerator angewiesen, wenn es um die Stromversorgung geht. Das ist nicht nur klimaschädlich, sondern auch teuer.
Der Boom steht bevor
Um bis zu 70 Prozent günstiger können Solar- und Windkraftanlagen den Strom für die Bergbauunternehmen bereitstellen. „Dies gilt besonders für abgelegene Gebiete, wo der Transport einen großen Bestandteil der gesamten Dieselkosten ausmacht“, erklärt Thomas Hillig. Er ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens THEnergy. Das Münchner Unternehmen hat sich unter anderem auf die Etablierung der erneuerbaren Energien im Bergbau spezialisiert und jetzt eigens dafür eine eigene Plattform angelegt. „Traditionell wird der Bergbau nicht unmittelbar als gutes Einsatzgebiet für erneuerbare Energien angesehen“, sagt Hillig. Ein genauerer Blick zeigt, dass dies nicht mehr richtig sein muss. Zahlreiche Wind- und Solaranlagen liefern bereits heute Strom für Bergwerke und Experten aus beiden Welten – Bergbau und erneuerbaren Energien – stimmen darin überein, dass in diesem Gebiet ein Boom bevorsteht.“
Bauxit mit Solarstrom gefördert
Das jüngste Beispiel einer solchen Anlage entstand jetzt in Südamerika. Fünf Megawatt leistet die nagelneue Anlage. Sie steht in Suriname, dem ehemaligen niederländisch kolonisierten Teil von Guyana. Das Land verfügt neben Gold- und Ölvorkommen vor allem über riesige Bauxitlagerstätten. Suriname ist derzeit der weltweit achtgrößte Lieferant des Erzes, aus dem sowohl Aluminium als auch Gallium gewonnen wird. Das jetzt fertig gestellt Photovoltaikkraftwerk wird einen Großteil des Strombedarf des Bergwerks decken, berichtet ET Solar. Der chinesische Hersteller hat die polykristallinen Module für die Anlage geliefert. „Wir sind stolz, dass wir bei einem so spannenden und herausfordernden Projekt in Suriname mitwirken können“, kommentierte Dennis She, Präsident und Geschäftsführer von ET Solar. „Das ist unser erstes Bergbauprojekt in Südamerika. Unsere Planungsteams prüfen derzeit mit Bergbauunternehmen der Region Möglichkeiten, netzunabhängige Hybridanlagen zu entwickeln. Insbesondere im chilenischen Markt können wir ein ganzes Paket an Lösungen und Dienstleistungen anbieten, von EPC-Services bis hin zur Mitentwicklung von Projekten.“
Erneuerbare Energien bedienen die Hauptlast
Auch Thomas Hillig sieht die Chancen vor allem in der Projektierung von Hybridanlagen, bei denen die Photovoltaik oder die Windkraft die Hauptlast bedienen und Dieselgeneratoren nur als Back-up bereitstehen. Die Photovoltaik hat dabei noch den Vorteil, dass die Systeme geringe Investitionen erforderten, rasch geplant und installiert sind und sich zügig amortisierten. Das ist vor allem für die Bergbauindustrie wichtig. „Denn Bergbauunternehmen sehen sich in den letzten Jahren einem großen Preisdruck ausgesetzt“, weiß Hillig. „Viele ertragreiche Bergbaugebiete sind bereits erschöpft, die Rohstoffe, die heute gefördert werden, sind schwerer zugänglich und erfordern einen höheren Energieaufwand in den anschließenden Verarbeitungsschritten. Der Energiebedarf je Rohstoffeinheit wird immer höher. Zudem steigen Strom- und Dieselpreise, wohingegen die Kosten für erneuerbare Energien, sowohl für Wind- als auch für Solaranlagen, während der letzten Jahre stetig gefallen sind. Aus diesem Grunde schenken Bergbauunternehmen erneuerbaren Energien eine immer größere Aufmerksamkeit. Der Informationsbedarf ist auf beiden Seiten groß.“ Projekte wie das in Suriname sind dabei hilfreich. „Erfolgreiche Beispiele aus derselben Branche sind häufig der Katalysator, der den Grundstein für den Durchbruch legt“, erklärt Hillig. „Sie eliminieren weitgehend bestehende Vorbehalte.“ (Sven Ullrich)