Am 18. Mai gab Biomass Secure Power (BSP) bekannt, dass das Unternehmen eine Liefervereinbarung mit dem zweitgrößten südkoreanischen Mischkonzern, LG International Corp, abgeschlossen hat. Die Vereinbarung sieht Lieferungen von Holzpellets an LG durch Biomass Secure ab 2012 vor. Der Kontrakt läuft über zehn Jahre und stellt Biomass Secure Power ein jährliches Auftragsvolumen in Höhe von 37,5 Mio kanadischen Dollar in Aussicht. Über die konkrete Menge, die BSP den Koreanern liefern wird, ist nichts bekannt. Eine Anfrage bleibt bisher unbeantwortet.
Kulminationspunkt Vancouver Island
Doch auf dieser wie auch immer ausgestalteten Grundlage hat Biomass Secure mit dem Bau eines Pelletwerks in Cowichan Lake auf Vancouver Island in der Provinz British Columbia begonnen. Das gab das Unternehmen jetzt bekannt. Die Fabrik soll 250.000 Tonnen Holzpellets pro Jahr produzieren. Geplant ist, die Produktion Stück für Stück auf die Produktion von bis zu 100 Prozent torrefizierte Pellets einzurichten.
Weiß, Braun oder Schwarz
In der Pelletbranche werden diese Pellets als die nächste Generation von Industriepellets für den globalen Kraftwerksmarkt gehandelt. Die großen Energiekonzerne wie E.on, RWE, Electrabell (GDF Suez) sind sehr interessiert daran. Man spricht gewöhnlich von weißen, braunen und schwarzen Pellets. Weiße Pellets sind Holzpellets für den Wärmemarkt wie in Deutschland oder Österreich beispielsweise in Kleinfeuerungen eingesetzt. Sie markieren die höchste am Markt verfügbare Qualität. Braune Pellets sind solche mit einem höheren Rinden- und damit Ascheanteil. Sie können nicht mehr in den empfindlichen Kleinfeuerungen verheizt werden und werden als Industriepellets eingesetzt. Die schwarzen Pellets sind die neue Generation von Holzpellets für die Industrie.
Favorit der Stromkonzerne
Die Späne, aus denen torrefizierte Pellets hergestellt werden, die als schwarze Pellets in der Branche bezeichnet werden, werden vor der Pellettierung thermisch behandelt. Es gibt verschiedene Verfahren, torrefizierte Pellets herzustellen. Die Produktion im Industriemaßstab ist erst in den Anfängen. Doch sie sind Hoffnungsträger für die großen Stromkonzerne im internationalen Pelletbusiness, die Holzpellets vermehrt im Rahmen von Co-Firing (Mitverfeuerung) in Kohlekraftwerken einsetzen.
Ein Drittel höhere Energiedichte
Denn durch den Prozess der Torrefizierung erhöht sich die Energiedichte im Vergleich zu herkömmlichen Pellets um bis zu 30 Prozent, da energetisch nicht nutzbare Bestandteile im Holz verflüchtigt werden. Für Kraftwerksbetreiber ist die erhöhte Energiedichte natürlich auch aus Transportkostengründen interessant. Ein Schiff mit torrefizierten Pellets über den Atlantik kann bis zu 30 Prozent mehr Energie transportieren als herkömmliche Pellets. Genau das wird in Zukunft geschehen.
Robuste Pellets
Die Torrefizierung erzeugt außerdem deutlich festere und unempfindlichere Pellets gegenüber mechanischen Belastungen des Transports. Zudem sind sie feuchteunempfindlich, ein großes Plus. Herkömmliche Pellets quellen auf, wenn sie mit Feuchte in Berührung kommen. Sie müssen also partout vor Feuchte geschützt werden. Nicht so torrefizierte Pellets. Die kaffebraunen Presslinge können praktisch im Freien gelagert werden. Versuche diesbezüglich laufen. Das macht sie sehr gut handhabbar und außerdem im großen Maßstab lagerbar ohne dass große Kosten entstehen, da auf Überdachungen verzichtet werden kann, und sie gegebenenfalls wie Kohle einfach im Freien gelagert werden können. Auch hier zeichnet sich eine Analogie zur Kohle ab, die nicht nur optisch, bezogen auf die Farbe, besteht.
Pläne in der Schwebe
BSP plant standardisierte Fabriken, die sich multiplizieren lassen. Biomass Secures Pläne sehen vor, dass sie eine Million Tonnen torrefizierte Pellets pro Jahr produzieren wollen, in vier Fabriken an verschiedenen Standorten in British Columbia. Welches Verfahren sie zur Herstellung torrefizierter Holzpellets einsetzen werden, bleibt bislang unbeantwortet.
Allerdings sind diese Pläne in der Schwebe, da das Unternehmen noch keine Käufer für seine Pellets in Aussicht hat. Man werde mit dem Bau der Pelletwerke davor nicht beginnen, heißt es. Die Pläne sind groß. In Europa ist man beim Thema torrefizierte Pellets erst im Markteinführungsstadium. So hat RWE Innogy angekündigt, gemeinsam mit dem niederländischen Entwickler Topell Energy in Duiven ein Pelletwerk für torrefizierte Pellets in Duiven mit einer Kapazität von 60.000 Tonnen pro Jahr in Betrieb zu nehmen. Die Kanadier stellen jetzt eine Million Tonnen in Aussicht.
Utopische Pelletschmiede?
Biomass Secure Power sitzt in Abbotsford, ein rund 100 Kilometer östlich von Vancouver gelegener Ort. BSP wurde 2002 gegründet. Die kanadischen Player im Holzpelletsbusiness aber sind Pinnacle Pellets und Pacific Bioenergy, BSP ist noch gar nicht in Erscheinung getreten. Das Unternehmen ist ein Newcomer. Das Team besteht im Kern aus fünf Leuten. Das Unternehmensziel war ursprünglich, Biomasse-Kraftwerke zu entwickeln, die Grünstrom produzieren. Nun steigt Biomass Secure in die Produktion von Holzpellets ein. Ob das gelingt und in welchem Umfang, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen sind jedenfalls nicht schlecht.
British Columbia ist Zentrum und Herz der kanadischen Pelletproduktion. Die in Britsh Columbia agierenden Werke produzieren mindestens 80 Prozent der gesamten kanadischen Pelletproduktion. Von hier aus werden werden jährlich 500.000 bis 700.000 Tonnen Holzpellets nach Europa verschifft. Die Jahresproduktion British Columbias beläuft sich auf rund eine Million Tonnen Holzpellets. Sie geht nach Europa, USA und Fernost. Nach Europa wird über den Panama-Kanal verfrachtet. Die Geschäftsbeziehungen nach Asien sind zwar vom Volumen her noch deutlich geringer als der Fluss nach Europa, geschätzt 50.000 Tonnen, jedoch ist er genauso alt. Als der Hauptmarkt USA Mitte der 90er Jahre zurückging, mussten die Kandier neue Märkte finden. Sie streckten ihre Fühler nach Europa und nach Asien aus. Nun sind torrefizierte Holzpellets für den Industriepelletmarkt Europa – und auch Asiens – möglicherweise das nächste Kapitel, das die Kanadier aufschlagen. Allerdings stehen sie im Wettbewerb mit den Europäern.
Der Kontrakt mit LG ist für Biomass auf diesem Geschäftsfeld ein Meilenstein. Die Kanadier wollen perspektivisch torrefizierte Pellets auch nach Europa verkaufen. Doch bislang konnten noch keine Lieferverträge abgeschlossen werden.
Borkenkäfer liefert Rohstoffe en masse
Rohstoff zur Pelletproduktion gibt es in Kanada mittelfristig genug. Die kanadische Provinz British Columbia ist seit Jahren Fressfläche des Mountain Pine Beatle, des Bergkiefernkäfers. Er hat in seiner Fraßwut Totwälder in für europäische Maßstäbe unvorstellbarer Größe hinterlassen. Er wird nach Schätzungen der kanadischen Forstbehörden bis 2015 etwa drei Viertel des wirtschaftlich nutzbaren Kiefernvorrats British Columbias zerstört haben. Die kanadische Regierung will und muss das Totholz nun loswerden. Zum einen, um die Feuergefahr zu dämmen, zum anderen, um Fläche für eine Wiederaufforstung zu schaffen.
Man darf gespannt sein, wie sich Kanada im Wettbewerb um die nächste Generation Pellets zu Kraftwerkszwecken entwickeln wird. Aus Kanada und den USA kamen oftmals schon Ankündigungen großer Pläne und großer Vorhaben. (Dittmar Koop)