Deutschland sei „nicht ausreichend vorbereitet auf den Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft“, resümierte das Unternehmen am Mittwoch. Dies habe eine eigene Analyse mittels Daten des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) ergeben, teilte Eon mit. Alle bisher bis 2030 geplanten Projekte zum Bau von Elektrolyseuren zur Erzeugung grünen Wasserstoffs in Deutschland reichten für einen Aufbau von 5,6 Gigawatt (GW) H2-Produktionskapazität. Das „ist nur etwas mehr als die Hälfte der nationalen Erzeugungskapazität, die laut Bundesregierung bis 2030 erreicht werden soll“, teilte RWE richtigerweise mit. Die aktuelle Version der Nationalen Wasserstoffstrategie von 2020 der Bundesrepublik sieht bisher einen Ausbau der Elektrolysekapazität bis 2030 auf fünf GW vor. Doch die neue Parteienkoalition der Bundesregierung aus SPD, FDP und Bündnis 90/die Grünen hat in ihrem Koalitionsvertrag einen Ausbau von Elektrolysekapazitäten bis 2030 auf zehn GW vereinbart. Die Regierung hatte angekündigt, dieses Ziel noch bis zum Jahresende 2022 in der Nationalen Wasserstoffstrategie nachzutragen.
„Wenn der Aufbau von nationaler Wasserstoffproduktion nicht schneller voranschreitet, erhöht sich der vorhandene Importbedarf noch weiter“, erklärt das Energieunternehmen. Die H2-Bilanz lasse hier „eine große Lücke“ erkennen, taxiert Eon die Bedeutung der eigenen Berechnungen mit Verweis auf eine Prognose der Deutschen Energie-Agentur (Dena) zum Bedarf an grünem Wasserstoff im Jahr 2030 in Deutschland: „Ausgehend von der dena-Leitstudie, die einen Wasserstoffbedarf von 66 Terawattstunden bis 2030 zugrunde legt, beträgt die Importlücke Stand heute 50,5 Terawattstunden. Das entspricht etwa dem monatlichen Erdgasverbrauch in Deutschland im September 2022.“ Die Nationale Wasserstoffstrategie geht von einem jährlichen Wasserstoffbedarf im Jahr 2030 von insgesamt 90 bis 110 Terawattstunden (TWh) aus – weshalb die heutige Produktion von rund 55 bis 60 TWh sogenannten grauen nicht klimaneutralen Wasserstoffs aus Erdgas zusätzlich zu den 66 TWh grünen Wasserstoffs erforderlich bliebe.
Eon-Vorstand Patrick Lammers mahnte indirekt zu einem raschen Design eines Marktes für grünen Wasserstoff durch die Bundesregierung. Auf Ebene der Europäischen Union stehe zudem immer noch eine einheitliche Definition aus, was als grüner Wasserstoff gelten darf. Auch die noch fehlende Infrastruktur, um künftig importierten Wasserstoff „von den Grenzen des Landes – insbesondere den Häfen – bis zu den Kunden zu transportieren, die für ihre Umstellung auf grüne Technologien darauf angewiesen sind“ fehlten. Es gebe in Deutschland „erst 417 Kilometer Wasserstoff-Netze – das sind weniger als 0,1 Prozent des deutschen Gasnetzes“, teilte Eon mit. Damit legt der Energiekonzern das Maß für den Bedarf an eine Transportinfrastruktur allerdings vor allem an den Importchancen aus. Über den Transportbedarf für grünen Wasserstoff aus heimischer Erzeugung mittels überschüssigen Sonnen- und Windstrom äußerte sich das Unternehmen nicht.
Eon kündigte an, die Studien nun regelmäßig zu wiederholen. Das Unternehmen wolle die „H2-Bilanz“ alle sechs Monate vorlegen.