In der Studie „Wege zur 100 Prozent erneuerbaren Stromversorgung“ schlägt der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) eine jährliche Obergrenze der neu installierten Solarstromleistung in Deutschland vor. Der SRU misst in seinen Szenarien der Photovoltaik an der gesamten Stromversorgung nur wenig Bedeutung bei. Nach Auffassung der Gutachter soll die Windenergie bis 2050 bis zu drei Viertel der Stromerzeugung übernehmen.
Kritik aus der Solarbranche
Unterdessen hält die Solarbranche an der flexiblen Förderung je nach Marktentwicklung fest. Einen Deckel für den Zubau lehnt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) rigoros ab. Er verweist auf die Vereinbarung mit dem Bundesumweltminister aus der vergangenen Woche. Sie hatten vereinbart, die Einspeisevergütung für Solarstrom je nach Marktentwicklung zwischen März und Juni abzusenken. Damit könnte sich der jährliche Zubau auf drei bis sechs Gigawatt einpendeln. Gleichzeitig sinkt die EEG-Umlage für Solarstrom auf rund zwei Cent pro Kilowattstunde. Der Anteil der Solarenergie an der Stromversorgung in Deutschland soll bis 2020 auf etwa zehn Prozent steigen. Dann werden sich auch „die in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen volkswirtschaftlich auszahlen“, sagt Carsten Körnig, Geschäftsführer des BSW-Solar. „Aufgrund fehlender Investitionsperspektiven ist der spanische Solarmarkt 2009 durch einen starren Marktdeckel gänzlich zusammengebrochen.“
Deckel vernichtete in Spanien 25.000 Jobs
Daraufhin gingen in Spanien im letzten Jahr 25.000 Arbeitsplätze in der Solarbranche verloren. Auch Udo Möhrstedt, Vorstandsvorsitzender von IBC Solar in Bad Staffelstein, warnt vor den verheerenden ökonomischen Folgen eines Deckels: „Das Beispiel Spanien hat gezeigt, dass ein Deckel den Markt schnell zum Erliegen bringt. Eine Wind-Offshore-Monokultur kann nicht die Zukunft der erneuerbaren Energieversorgung in Deutschland sein.“ Er verweist darauf, das die Windkraft aufgrund der hohen Investitionen nur ein Geschäft für die finanzstarken Energieversorger ist, also eine zentralistische Versorgungstechnologie wie andere Großkraftwerke. „Das Oligopol bei der Stromversorgung bliebe bestehen und würde sogar noch auf die erneuerbaren Energien ausgeweitet“, kritisiert Möhrstedt. „Demgegenüber steht Photovoltaik mit ihrem dezentralen Ansatz: Sonnenstrom wird dort verbraucht, wo er erzeugt wird. Der Vorteil für die Verbraucher: Sie können selbst zu Stromproduzenten werden und die dringend notwendige Energiewende aktiv mit gestalten.“
Widerspruch von den Grünen
Kritische Stimmen kommen auch aus der Politik. Hans-Josef Fell, der energiepolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wirft dem Sachverständigenrat akademisches Denken vor. Fell warnt vor einem massiven Arbeitsplatzabbau in der Solarwirtschaft und vor steigenden Stromgestehungskosten. „Zudem wird Solarstrom in Deutschland schon bald günstiger sein als Strom aus Offshore-Windanlagen“, hält er dem Vorschlag des SRU entgegen. (Heiko Schwarzburger/Sven Ullrich)