Endlich regt sich was in der Groko. Die Parteien der Regierungskoalition übertrumpfen sich derzeit gegenseitig mit Vorschlägen zur Energiewende. Doch die Frage ist, ob und wie die Anregungen auch in die Tat umgesetzt werden. Ein Vorschlag, der derzeit ganz vorn dabei ist, ist die Abwrackprämie für alte Heizungen – vor allem der mit Öl befeuerten Uraltkessel.
Eine Studie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kommt zu dem Ergebnis, dass 30,4 Prozent der Gebäude in Deutschland mit Öl beheizt werden. Das sind 5,8 Millionen Häuser. Doch der Ausstieg aus der Ölheizung sollte planvoll umgesetzt werden, der uns dem Ziel einer Klimaneutralität in der Wärmeversorgung auch einen großen Schritt näher bringt. Denn mit dem Vorschlag, den Eon jetzt gemacht hat, die alten Ölheizungen durch Gas-Brennwertkessel zu ersetzen, gerät die Energiewende auf der Kriechspur, wenn nicht sogar aufs Abstellgleis.
Erneuerbare Heizsysteme einsetzen
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) will da mehr Konsequenz. „Eine Abwrackprämie für alte Ölheizungen kann eine sinnvolle Maßnahme sein, um die Energiewende in den Heizungskellern voranzutreiben. Sie hat aus unserer Sicht allerdings nur dann einen wirkungsvollen Effekt für die langfristige Minderung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor, wenn statt des Ölkessels erneuerbare Heizungssysteme eingesetzt werden“, weiß Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP. „Dies muss am Wärmemarkt unterstützt werden – sowohl durch Förderung, also auch durch eine faire CO2-Bepreisung und eine deutliche Senkung der Strompreise.“
Mit Wärmepumpen weniger CO2 ausstoßen
Denn die Benachteiligung des Stroms als Heizenergie gegenüber dem Gas ist schon seit langem offensichtlich. Das sind nicht nur die Abgaben, die für den Wärmepumpenstrom aus dem Netz fällig werden. Auch die anteilige EEG-Umlage auf Strom für Wärmepumpen, der mit Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mehr als zehn Kilowatt erzeugt wird, benachteiligt die klimaneutrale Heizart gegenüber der Gasheizung. Diese stößt zwar weniger CO2 aus, doch klimaneutral ist sie trotzdem nicht. Das bedeutet, dass sich mit der Wärmepumpe deutliche CO2-Einsparungen erzielen lassen, zumal der Strom im Netz immer grüner wird.
Investitionskosten minimieren
Vor allem im Bestand hat es die Wärmepumpe schwer. Doch in vielen Fällen könne der alte Ölkessel gegen eine Wärmepumpe getauscht werden, auch ohne dass eine Flächenheizung vorhanden ist, wie das in Neubauten mit Wärmepumpe üblicherweise gemacht wird. Häufig könne dabei sogar vorhandene Heizkörper weiterverwendet werden oder es würden geringinvestive Maßnahmen ausreichen, um das alte Gebäude fit zu machen für eine klimaschonende Heizung, betont der BWP. Das verringert die notwendigen Investitionskosten für den Umstieg auf eine Wärmepumpenheizung.
Preis für erneuerbaren Strom sinkt
Dazu kommt noch, dass die eigentliche Investition gefördert wird.
„Außerdem gehen wir davon aus, dass im Rahmen der Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung der Preis für erneuerbaren Strom im Verhältnis zu Öl und Gas deutlich sinken wird“, sagt Sabel. „Das ist auch dringend erforderlich, damit Investitionen in Wärmepumpen auch im Gebäudebestand attraktiver werden und die allgemein geforderte Sektorenkopplung im Wärmemarkt endlich voran kommt.“
Technologien stehen zur Verfügung
Die Technologien sind längst ausgereift und stehen sofort zur Verfügung. „Deshalb sollte immer zunächst geprüft werden, ob es wirklich notwendig ist, erneut auf fossile Energien zu setzen“, sagt Sabel mit Blick auf die Gaslobby, die ihre Brennwertkessel in den Ring wirft. „Auch hybride Systeme stellen eine gute Alternative dar.“ So kann die Wärmepumpe durchaus mit einem Holzkessel oder einer Solarthermieanlage kombiniert werden.
Biomethan braucht noch eine Weile
Zwar betont Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des BDEW, dass mit dem Einbau eine Gaskessels später auch Biomethan aus der Power-to-Gas-Technologie genutzt werden könnte. Doch zum einen steht derzeit nur sehr wenig Biomethan oder Wasserstoff zur Verfügung. Andererseits weißt Martin Sabel darauf hin, dass durch die hohen Energieverluste bei der Herstellung Wasserstoff und Biomethan nur zu einem hohen Endkundenpreis zu haben sind. Zudem sei es zu schade, um es bei 1.000 Grad Celsius zu verbrennen und in Gebäuden zu nutzen, die nur auf 24 Grad Celsius aufgeheizt werden müssen.