Der amerikanische Modulhersteller First Solar hat auf der europäischen Photovoltaikkonferenz in Hamburg seine Ausbaupläne bekräftigt. „Wir fertigen für 75 US-Cent das Watt und wir bieten unseren Kunden ab Oktober eine zehnjährige Produktgarantie“, sagt Stephan Hansen, Deutschlandchef von First Solar. „Das Ramp-up der Fabrik in Frankfurt/Oder läuft eher an als geplant, dort werden wir bald 1.200 Mitarbeiter haben. Auch in Mainz bauen wir den Vertrieb und den Service aus, dort stocken wir unsere Mitarbeiter auf 250 auf. Alles Vollzeitkräfte, wohlgemerkt.“ Weltweit wird First Solar seine Kapazitäten auf rund 2,8 Gigawatt erweitern, vor allem durch die neuen Fertigungslinien in Deutschland, in Malaysia und in Vietnam. Auch in den USA wird die Produktion erweitert. Auch beim Wirkungsgrad legt First Solar zu. Kürzlich bestätigte das NREL den neuen Rekord von 17,2 Prozent aus einer Cadmiumtelluridzelle. Bis 2014 sollen die Kosten auf 50 bis 65 US-Cents das Watt sinken.
Projektpipeline von 4,5 Gigawatt
„Im Augenblick tobt ein Preiskampf, der kein vernünftiges Geschäftsmodell erlaubt“, urteilt Hansen. „Wir puffern unsere Position mit einer Projektpipeline von etwa 4,5 Gigawatt. Sie umfasst Projekte in den verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung.“ Nur in Frankreich hat First Solar seine Erweiterungspläne vorerst auf Eis gelegt. „Bis zur Wahl ist dort niemand in Sicht, der ein langfristiges Commitment zur Photovoltaik abgeben könnte“, meint Hansen. „Deshalb wäre es zum jetzigen Zeitpunkt unsinnig, ein langfristiges Commitment zur Produktion abzugeben. Wir entscheiden nach der Wahl in Paris, ob wir das geplante Werk bauen.“
Angriff auf solarthermische Kraftwerke
Hansen kommentiert auch die Entscheidung von Solar Millennium, sich von den kostenspieligen und riskanten solarthermischen Kraftwerken zu verabschieden. Solar Millennium hatte vor wenigen Wochen bekannt gegeben, dass es das geplante Solarkraftwerk in Blythe (960 Megawatt) in den ersten beiden Ausbaustufen (ca. 500 Megawatt) mit Photovoltaik zu realisieren. Hansen bestätigte Gespräche mit Solar Millennium, auch Sharp wurde bereits in Erlangen vorstellig. „Der Vorteil von PV-Kraftwerken gegenüber Kraftwerken mit Kohle, Öl oder auch Parabolrinnentechnik besteht darin, dass man sie stückweise aufbauen, ans Netz bringen und an die Kunden verkaufen kann“, erläutert Hansen. „Dadurch sinken der Aufwand und das Risiko zur Vorfinanzierung. Wenn man ein Parabolrinnen-Solarkraftwerk baut, kann man 500 Megawatt nur in einem oder zwei Baublöcken an einen oder zwei Investoren verkaufen. Photovoltaikkraftwerke kann man ohne weiteres an mehrere Investoren abgeben.“ Auch habe die Photovoltaik den Vorteil, dass sie bei Abdeckung der Spitzenlast zur Mittagszeit (Strombedarf für Klimaanlagen) keinen Langzeitspeicher benötigt. „Allerdings forschen wir an Kurzzeitspeichern, um minütliche Schwankungen in der Stromversorgung aus Solarmodulen zu glätten, beispielsweise, wenn Wolken über das Solarfeld ziehen“, bestätigt Hansen. „Und wir schauen uns einachsige Nachführsysteme an, denn damit könnte man die Einspeisung des Solarstroms während des ganzen Tages glätten und verbessern“. First Solar hat zu diesem Zweck die Firma Ray Tracker gekauft, um die Technologie weiter zu entwickeln. Die erste Testanlage ist 2012 in den USA geplant. (Heiko Schwarzburger)