„Das Gefühl, ein Start-up zu sein, wird manwohl nie los“, lacht Geschäftsführer Daniel Schauer. „Aber per Definition gilt das nur drei Jahre. Und uns gibt es nun schon seit 2013.“ Er erzählt, wie es zu der Firmengründung kam: „ee technik ist gegründet worden, weil wir damals als Windparkplaner unzufrieden waren mit der Regelungstechnik. Ich habe mir einfach gesagt, das muss nutzerfreundlicher sein, und damit begonnen, einen eigenen EZA-Regler zu entwickeln.“
Hocheffiziente Steuerung
Der Elektrotechnik-Ingenieur mit Erfahrungen in der Automatisierungstechnik ist vertraut mit unterschiedlichsten Steuerungskomponenten. Das Buch „Kopf schlägt Kapital“ war für ihn der Anstoß, mit einer Komponentenidee ein Unternehmen zu gründen. „Ich wollte eine schlanke und hochflexible Steuerungsmöglichkeit für Energieerzeugungsanlagen schaffen mit dem besten Kundenservice“, so Schauer. Aus diesem Ansatz ist inzwischen eine neue Regelungstechnik hervorgegangen, die die Schwächen anderer Produkte überwindet. So haben Investoren und Betreiber von erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen nun etwa die Möglichkeit, Anlagen unterschiedlichster Hersteller zu bauen und zu betreiben.
„ee technik ist gegründet worden, weil wir damals als Windparkplaner unzufrieden waren mit der Regelungstechnik.“ Daniel Schauer, Geschäftsführer ee technik
Wenn Erzeugungsanlagen verschiedener Hersteller einen gemeinsamen Einspeisepunkt teilen, wird ein herstellerneutraler Energieerzeugungsanlagen-Regler benötigt. ee technik bietet hier mit dem dezentralen Erzeugungsanlagen-Regler (DEA) eine Lösung, die dem Stand der Technik entspricht und alle technischen Anforderungen erfüllt. Für Betriebsführer, Servicedienstleister und Betreiber von Wind- oder Solarparks mit mehr als 20 Anlagen gibt es das energy service portal von ee technik. Diese Anlagen sind zum Teil von unterschiedlichen Herstellern und nicht immer kompatibel. Sie haben unterschiedliche Datenschnittstellen, was einen standardisierten Zugriff auf die Daten erschwert. Mit dem energy service portal lassen sich alle Erzeugungsanlagen – herstellerunabhängig – auf einer Plattform überwachen. In den sogenannten Added Services bündelt das Unternehmen für seine Kunden komplementäre Ergänzungen zu seinem Produktportfolio. Zum Leistungsangebot gehören unter anderem technischer Support bei der Umstellung von Analog- auf IP-Telefonie und vielschichtige IT-Sicherheitslösungen für Windenergieanlagen und Mischparks sowie der Anschluss an virtuelle Kraftwerke.
Weitere Informationen: www.eetechnik.de
Zukunftsbüro
Daniel Schauer, Geschäftsführer der ee technik gmbh, im Gespräch
Daniel Schauer, Geschäftsführer der ee technik gmbh, erklärt, warum der Firmen- Umzug in ein neues Gebäude viel mit der Energiewende zu tun hat.
ee technik hat 2016 ein neues Gebäude in Husum bezogen. Was hat es damit auf sich?
» Daniel Schauer: Wir sitzen jetzt mit einem befreundeten Windparkprojektierer, Henning Holst, unter einem Dach. Er brauchte ebenso wie wir eine größere Bürofläche. Das Niedrigenergiehaus wurde 2015 gebaut und ist, was Heizung und Licht betrifft, mit einer speziellen Steuerung ausgestattet. Außerdem gibt es eine PV-Anlage und einen Lithium- Ionen-Speicher mit 111 Kilowattstunden.
E-Ladestationen gibt es auch vor dem Haus. Ist das alles gekoppelt?
» Daniel Schauer: Genau, die Mitarbeiter vom Ingenieurbüro Henning Holst fahren mehrere Elektroautos und die ee technik mittlerweile ebenfalls. Das Gebäude ist unser kleines Demonstrationsprojekt, in dem mit dem Speicher und der PV-Anlage der Lastfluss so geregelt wird, dass Energie weder aus dem Netz gezogen noch eingespeist werden muss. Alles soll selbst verbraucht werden – entweder über die E-Mobilität oder über den Speicher für Licht in den Abendstunden und Heizung. Wir heizen elektrisch per Infrarotheizung.
Wie weit ist denn der kleine Demonstrator inzwischen?
» Daniel Schauer: Da sind wir in der Entwicklungsphase. 80 Prozent sollen zur HUSUM Wind umgesetzt sein. Wir wollen die Photovoltaik und Batteriespeicher so managen, dass sich das Büro möglichst autark mit Strom versorgt. Wenn man die E-Autos außen vor lässt, haben wir dann sogar einen Überschuss an Strom.
Wie hängt die Autarkie-Idee mit Ihrem Geschäftsmodell zusammen?
» Daniel Schauer: Wir regeln Wirk- und Blindleistung in Windparks. Das Einzige, das heute in den meisten Parks noch fehlt, sind Speicher. Wir wollen den unstetigen Wind- und Solarstrom durch die Regelung von Speichern verstetigen und auf die Lastgänge der Verbraucher anpassen. Momentan gibt es nur den Hinweis von Netzbetreibern, wie viel Wirkleistung eingespeist werden darf. Entsprechend setzen wir das dann in den Regenerativparks um. Das, was anhand des neuen Gebäudes in Husum demonstriert wird, soll langfristig mit einem leistungsstarken Windpark und einem systemrelevanten Speicher ausgerollt werden. Dazu führen wir erste Gespräche, aber es stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit. Wenn die Netze überlastet sind, fehlt es an Verbrauchern und die Anlagen werden abgeschaltet. Das ist die Phase, wenn wir einen Speicher künftig betanken wollen. Denn dann wird der Strom an der Börse günstig sein.
Anderes Thema: Seit einiger Zeit muss sich die Windbranche um negative Strompreise an der Börse Sorgen machen, weil nach sechs Negativstunden keine EEG-Vergütung mehr gezahlt wird. Was kann man da tun?
» Daniel Schauer: Bisher wird der gesamte Windpark geregelt. Aber da hat man keinen Durchgriff auf die einzelne Windturbine. Unser Ansatz ist jetzt, dass wir nicht nur einen Setpoint pro Park haben, sondern für jede Windturbine einen. So können wir gezielt über die einzelnen Parksignale jede einzelne Windturbine runterregeln. Wenn ich zum Beispiel auf 60 Prozent regeln soll, können die Anlagen, die eine bessere Einspeisevergütung haben, länger einspeisen oder mit mehr Leistung.
Was kann denn bei negativen Strompreisen auf Betreiber zukommen?
» Daniel Schauer: Der Betreiber, mit dem wir zusammenarbeiten, spricht von zwei bis drei Prozent des Jahresertrags pro Windenergieanlage für 2016. Mit unserer Neuentwicklung können wir diesen Verlust deutlich reduzieren.
INTERVIEW: NICOLE WEINHOLD