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Dreistete Umweltlüge des Jahres: Klimaneutraler Sprit

Die Shell Deutschland GmbH darf sich in diesem Jahr über eine wenig schmeichelhafte Auszeichnung ärgern: den Schmähpreis „Goldener Geier“. Entschieden haben das mehr als 20.000 Verbraucherinnen und Verbraucher, die online über die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“ abgestimmt haben. Zu der Abstimmung aufgerufen hatte die deutsche Umwelthilfe (DUH).

Nominiert worden war der Mineralölkonzern für seine Behauptung, dass Autofahrer:innen für nur 1,1 Cent zusätzlich pro Liter getanktem Benzin oder Diesel die CO2-Emissionen der eigenen Fahrt ausgleichen könnten. Aus Sicht der DUH und der großen Mehrheit der Abstimmenden signalisiert Shell damit, Auto fahren sei ohne schlechtes Gewissen und Klimaschäden möglich.

1,1 Cent pro Liter reichen nicht zur Kompensation

Tatsächlich verursachen sie jedoch weiterhin ungemindert CO2 aus. Wie genau die klimaschädlichen Emissionen in Projekten am anderen Ende der Welt ausgeglichen werden sollen erkläre Shell nicht, kritisiert die DUH. Zudem reichten 1,1 Cent pro Liter bei weitem nicht aus. Denn demnach würden rund 225 Millionen Euro jährlich genügen, um den gesamten jährlichen Benzinverbrauch in Deutschland „klimaneutral“ zu machen – obwohl real trotzdem mit jedem Kilometer klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre gelangt.

Die Kostendimension geht jedoch nicht auf: Legt man die vom Umweltbundesamt ermittelten tatsächlichen Klimakosten einer Tonne CO2 zugrunde, ergibt sich für den gesamten Benzinverbrauch in Deutschland die Summe von rund 9,7 Milliarden Euro pro Jahr.

CO2 wird in Aufforstungsgebieren nicht lange genug gebunden

Hinzu komme, dass Shell den CO2-Ausgleich durch den Ankauf von Emissionsgutsschriften für Wald- und Wiederaufforstungsprojekte im globalen Süden begründet, so die DUH weiter. Insbesondere die Kompensationswirkung dieser Projekte sei jedoch zweifelhaft, unter anderem weil CO2-Emissionen für eine sehr viel längere Zeit in der Atmosphäre verbleiben, als die Bindung von Kohlenstoff in Bäumen des Kompensationsprojekts es ausgleichen könne.

Eine Übergabe des Preises an der Firmenzentrale in Hamburg scheiterte laut DUH an der Weigerung Shells, ihn entgegenzunehmen.

Mehr als 1.200 Vorschläge wurden zur Abstimmung eingereicht

Insgesamt waren für die Abstimmung mehr als 1.200 Vorschläge eingereicht worden. Shell hat die anschließende Abstimmung mit großem Vorsprung gewonnen (32 Prozent der Stimmen). Auf den weiteren Plätzen folgen:

-  Lufthansa für das Werbeversprechen von „CO2-neutralem“ Fliegen (17 Prozent)

- McDonald’s für die BetterM-Kampagne (15 Prozent)

- HelloFresh wegen Verpackungswahnsinn (14 Prozent)

- Edeka für Schummel-Mehrwegtüten (12 Prozent)

- Volvic von Danone für Einweg-Plastikflaschen (10 Prozent)

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„Mehr als 1.200 eingereichte Vorschläge machen deutlich: Greenwashing von Unternehmen ist kein Einzelfall und ein echtes Aufregerthema für die Menschen – verständlicherweise“ sagte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. (kw)

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