Seit 2009 weiß Friedrich Klose: Biogas kann Existenzen retten. „Auf die Idee mit der Biogasanlage bin ich durch eine finanzielle Krise in der Milchwirtschaft gekommen“, sagt der Landwirt aus der Gemeinde Trittau im Nordosten Hamburgs. Eigentlich verdient er sein Geld in der Molkereiwirtschaft, doch vor fünf Jahren war der Milchpreis für ihn und seine Familie zu niedrig, um über die Runden zu kommen. So fasste Klose den Entschluss, die zwei Millionen teure Biogasanlage zu bauen.
Seit 2011 fließt das Biogas komplett in das Netz der Eon Hanse. Die Anlage mit 580 Kilowatt (kW) Leistung wird mit Maissilage und Rindergülle aus Eigenproduktion betrieben. Sie speist zwei Blockheizkraftwerke, die die Gemeindehaushalte mit Strom und Wärme versorgen.
Komplikationen beim Freibad
Aber nicht nur die: Das Freibad wird seit 2012 ebenfalls durch die Biowärme – im Jahr insgesamt fünf Millionen Kilowattstunden (kWh) – bei konstanten 21 Grad gehalten. Das war anfangs ein schwieriges Unterfangen. Die Einwohner Trittaus wollten 2011 keine Biowärme in ihrem Schwimmbad, da sie bereits eine Solarthermieanlage auf dem Dach der Badeanstalt installiert hatten. Sie dachten, das würde reichen. Doch sind die norddeutschen Frühjahre oft sehr kalt. Auch 2012: Die Sonne schien so wenig, dass das Freibadwasser nur 18 kühle Grad hatte. Zu kalt zum Baden. Klose las das in der Zeitung und beschloss daraufhin, noch einmal an die Verwaltung heranzutreten, um für seine Biogasanlage zu werben. Mit Erfolg: Seitdem wird das Wasser mit Biowärme geheizt. Erdgas und Biogas werden durch zusätzlich gelegte Leitungen separat voneinander gemessen.
Im August wurde Trittau für die nachhaltige Wasserheizung vom Fachverband Biogas mit einem Infoschild ausgezeichnet. Das nahm auch der bis dato amtierende Bürgermeister der Gemeinde, Walter Nussel, in Empfang. „Trittau war schon immer sehr energiebewusst“, so Nussel. Schon in den 1970er Jahren unter einem seiner Vorgänger wurde das Schwimmbad durch das erhitzte Kühlwasser einer naheliegenden Molkerei beheizt.
Nun ist das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft. Was bedeutet das für Klose? „Wir haben uns entschlossen, nichts zu verändern, da die Finanzierung für flexiblen Strom im Fokus stand und unsere Wärmeabsätze dafür zu hoch sind.“ An Strom produziert die Anlage im Jahr 4,8 Millionen kWh, 0,2 Millionen kWh weniger als Wärme. Würde die Anlage über Nacht abgestellt, könnte man am Tag mehr Strom produzieren. Die Wärme, mit der Klose hauptsächlich Geld verdient, wird aber auch in der Nacht gebraucht. Die flexible Stromlieferung nach dem neuen EEG wäre letztlich ein Verlust. Aus diesem Grund würde er bei der jetzigen Gesetzeslage auch nicht noch einmal eine Biogasanlage bauen, da die Ausbeute zu gering sei.
(Helen Wolfgramm)
Dieser Artikel ist in der Printausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN von September 2014 erschienen. Gefällt er Ihnen? Holen Sie sich jetzt ein kostenloses Probeabo unseres Magazins.