Das Wissen und die Expertise für die Herstellung von Komponenten für den Ausbau der Photovoltaik in Baden-Württemberg ist vorhanden und kann erweitert werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) im Auftrag des Solar Clusters Baden-Württemberg. „Der Aufbau von Produktionsstätten für Solarzellen und Photovoltaikmodule sowie weiterer Komponenten wie Wechselrichter und Montagesysteme könnte von in Baden-Württemberg ansässigen Herstellern und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden“, fasst Andreas Bett, Institutsleiter des Fraunhofer ISE, das Ergebnis der Kurzstudie zusammen.
Wichtige Technologien abgedeckt
Die Forscher:innen des ISE in Freiberg haben für ihre Studie zunächst die produzierenden Unternehmen aufgelistet die derzeit schon in der Photovoltaikindustrie tätig sind. Dabei haben sie 116 aktive Firmen in der Solarindustrielandschaft im Ländle identifiziert. Diese decken von der Solarzelle bis zur Netzeinspeisung wichtige Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Solarindustrie ab. Sie wären grundsätzlich auch in der Lage, neue Produktionsstätten für Solarzellen- und Photovoltaikmodule in Baden-Württemberg aufzubauen.
Viele Unternehmen schon vorhanden
Unter diesen 116 Unternehmen ist die stärkste Gruppe im Anlagenbau und in der Produktionstechnik tätig. In diesem Bereich haben die Forscher:innen von ISE etwa 40 Unternehmen ausgemacht. Im Bereich Materialien, Solarzellen und Photovoltaikmodule sind 20 Firmen tätig. Dazu kommen noch weitere 23 Hersteller und Zulieferer von Montagetechnik und Unterkonstruktionen. Außerdem haben 22 Unternehmen in Baden-Württemberg ihren Sitz, die die erforderliche Elektrotechnik und Elektronik herstellen können.
Konzerne könnten einsteigen
Doch damit ist das Potenzial längst nicht ausgeschöpft. Denn die Autor:innen der Studie haben zusätzlich zu bereits in der Solarbranche aktiven Firmen analysiert, welche bestehenden großen Unternehmen in die Wertschöpfungskette für Photovoltaik neu einsteigen könnten. Hier bietet sich vor allem für die im Ländle starke Automobilindustrie sowie Maschinen- und Anlagenbauer durch die bestehenden Kompetenzen ein Quereinstieg in Herstellung von Elektronik für Solarwechselrichter, Getriebe für Solartracker oder Unterkonstruktionen für die Photovoltaikanlagen an.
Investitionen attraktiv machen
Schließlich sei die Photovoltaik inzwischen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden: Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien steigt stark, ausreichend Ökostrom vor Ort ist zudem ein Argument für Unternehmen bei der Wahl ihres Standortes. „Diese Bestandsaufnahme ist ermutigend und zeigt, dass in der Solarindustrie für Baden-Württemberg viel Potenzial steckt. Jetzt müssen politische Weichen für eine schnelle und massive Skalierung gestellt werden, um Investitionen attraktiver zu machen“, betont Andreas Schlumberger, Geschäftsführer des Solar Clusters Baden-Württemberg. „Baden-Württemberg soll und kann künftig eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau einer europäischen Photovoltaikproduktion in engem Schulterschluss mit der Bundesebene und der EU spielen. Auch lokale Produktionskapazitäten für Photovoltaikmodule in Multi-Gigawatt-Skalen sind möglich und erstrebenswert“, ist sich Andreas Schlumberger sicher.
Bis zu vier Gigawatt werden gebraucht
Dann könnte der Ausbau der Solarleistung in Baden-Württemberg stärker mit einheimischen Komponenten gestemmt werden. Denn das Marktpotenzial ist da. Bis 2037 müssen nach Angaben des Solar Clusters in Baden-Württemberg jedes Jahr Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 2,8 bis 3,5 Gigawatt installiert werden. Der Branchenverband beruft sich dazu auf Zahlen aus dem Netzentwicklungsplan, den die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber erstellt haben. Doch der Bedarf könnte auch auf bis zu vier Gigawatt steigen, wie das Solar Cluster ausgerechnet hat.
Die komplette Studie finden Sie auf der Webseite des Solar Clusters Baden-Württemberg. Wie sich die europäischen Hersteller auf dem Solarmarkt in den nächsten Monaten aufstellen werden, lesen Sie in der Jahresumfrage 2024 in der Solarbranche. Diese erscheint in der Januar-Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschnuppern. (su)