Das Indische Ministerium für Erneuerbare Energien (MNRE) führt Einspeisetarife (generation-based incentives, GBI) für die ersten netzgekoppelten Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von jeweils zwischen 100 Kilowatt und zwei Megawatt ein. Insgesamt gibt es Geld für solche Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 100 Megawatt. Zusätzlich dazu sind kleine Anlagen mit einer Leistung bis 33 Kilowatt in das GBI-Programm eingebunden.
Die Fördermittel aus Neu-Dehli zahlt die Indian Renewable Energy Developenment Agency (IREDA) an die staatlichen Stromversorgungsunternehmen aus, wenn sie ihren Strom von den ausgewählten Projektentwicklern beziehen. Insgesamt fördert die IREDA den Solarstrom mit 12,41 Indischen Rupien (etwa 18 Euro-Cent) pro eingespeiste Kilowattstunde. Dieser Preis ergibt sich aus der Differenz zwischen dem von der Zentralen Energie-Regulierungsbehörde (CERC) für 2010 und 2011 festgelegten Tarif von 17,91 Indischen Rupien (etwa 25 Euro-Cent) pro Kilowattstunde und einem Referenztarif von 5,5 Rupien (0,78 Cent) für jede Kilowattstunde.
Weitere Fördermaßnahmen
Neben den begrenzten Einspeisetarifen verteilt die indische Regierung noch andere Fördermittel für Solaranlagen. Vor allem den Bau von netzfernen Anlagen zur Elektrifizierung der Dörfern ohne Anschluss an das Stromnetz läßt sich Neu-Dehli einiges kosten. Immerhin zahlt das MNRE wenigstens 90 Prozent der Kosten für eine solche Solaranlage. Familien, die unter der Armutsgrenze leben, bekommen sogar die gesamte Anlage vom Staat bezahlt. Die Förderung ist allerdings auf 18.000 Indische Rupien (etwa 263 Euro) pro Haushalt gedeckelt. Alle anderen Solaranlagen – sowohl Photovoltaik als auch Solarthermie – unterstützt die Regierung mit einem Zuschuss von 30 Prozent der Systemkosten sowie einem mit fünf Prozent verzinsten Kredit.
Ein Stück vom Kuchen
Derweil dementiert die IREDA chinesische Berichte, über die Einführung von Schutzzöllen auf importierte Solarkomponenten aus dem Reich der Mitte. „Unsere Regeln sind nicht China-spezifisch“, erklärt Debashish Majumdar, Direktor der IREDA. Er vermutet, dass die chinesische Solarbranche überreagiert, aus der Angst heraus, dass man trotz enormer Produktionskapazitäten vom aufstrebenden Solarmarkt in Indien nicht profitieren könnte. „Wenn sie ein Stück vom Kuchen in Indien haben wollen, können sie gern hierher kommen und Produktionslinien aufbauen“, erklärt Debashish Majumdar.
In China sieht man das aber anders. Der Handel mit Solarprodukten zwischen Indien und China ist mit 300 bis 400 Millionen Dollar pro Jahr sehr gering und wird kaum Auswirkungen auf die chinesische Solarbranche haben. So sieht Tang Xiaodong, Analyst beim chinesischen Marktforschungsunternehmen CEBM in Shanghai die Diskussion als Sturm im Wasserglas. Schließlich ist Indien auch weiterhin auf Importe von Solarkomponenten angewiesen. „Die Produktionskapazitäten in Indien sind ziemlich gering, aber längerfristig könnte der Markt wachsen“, sagt Tang Xiaodong. „Indien fordert jetzt ausländische Unternehmen auf, in Indien Fertigungslinien aufzubauen. Das könnte eine Weg sein, um die einhemische Solarindustrie und die Arbeitsplätze im Inland zu schützen.“ (Sven Ullrich)