Bereits zum zweiten Mal führt London eine Ausschreibung für Anbieter von Photovoltaiksystemen für Privathaushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen durch. Es ist ein sehr eigenwilliges System. Dieses basiert darauf, dass sich Hauseigentümer und Gewerbetreibende auf einer speziell für das Förderprogramm eingerichteten Internetseite registrieren, wenn sie am Kauf einer Photovoltaikanlage interessiert sind. Diese ist beim Bürgermeister der britischen Hauptstadt angesiedelt.
Die Interessenten müssen einige Fragen zu ihrem Gebäude und vor allem zur Struktur und Ausrichtung ihres Daches beantworten. Danach bekommen sie eine Bestätigung, dass sie an der Ausschreibung teilnehmen können. Sie müssen allerdings eine Sicherheitsgebühr von 150 Pfund hinterlegen. Damit soll sichergestellt werden, dass nur tatsächlich interessierte Hauseigentümer und Unternehmen Bewerbungen abgeben. Schließlich hat sich schon in der ersten Auktion im vergangenen Jahr gezeigt, dass die Nachfrage riesig ist. Deshalb wurde die Ausschreibung in diesem Jahr auch von einst vier auf zwölf Stadtteile ausgeweitet.
Qualität wird vorher geprüft
Gleichzeitig können sich Systemanbieter auf der gleichen Internetseite als potenzielle Lieferanten der Anlagen registrieren. Diese geben ein Angebot ab, wie viel das Kilowatt Anlagenleistung kostet, das sie mit Blick auf die Anzahl der Registrierungen liefern. Dabei muss sichergestellt sein, dass sich in der Lage sind, innerhalb von sechs Monaten mindestens 600 Solarsysteme liefern zu können. Die Bandbreite reicht dabei von Anlagen mit gut einem Kilowatt, also vier Solarmodulen, bis hin zu Generatoren mit neun bis zehn Kilowatt. Hier liegt die Grenze bei 36 Modulen, die in dem System verbaut sind.
Außerdem muss er genau angeben, welche Komponenten in seinen Systemen verbaut werden sollen. Das wird während des Registrierungsprozesses überprüft. So müssen Module nachweislich den internationalen Qualitätsstandards entsprechen eine Mindesteffizienz von 16,5 Prozent haben. Sie müssen von einen der sechs größten Modulhersteller der Welt stammen. Diese sind in der Silicon Module Super League gelistet. Das sind derzeit Canadian Solar, Hanwha Q-Cells, Ja Solar, Jinko Solar, Trina Solar, Longi und GCL. Der Systemanbieter muss auch sicherstellen, dass die Module über eine Recyclingorganisation wieder sachgerecht entsorgt und die Materialien entsprechend wiederverwendet werden. Ähnliche Vorgaben gelten auch für Wechselrichter und die Montagesysteme. Zudem muss der Systemanbieter eine Risikoprüfung – eine sogenannte Due Dilligence Prüfung – bestehen.
Konkretes Angebot unterbreiten
Die eigentliche Auktion findet am 22. August dieses Jahres statt. Derjenige Lieferant, der den niedrigsten Preis anbietet, gewinnt alle Aufträge. Er kann dann also sämtliche Bewerber um eine Solaranlage beliefern. Allerdings muss er bis zum 10. September jedem Hauseigentümer und Unternehmer, der sich um eine Solaranlage beworben hat, ein konkretes und auf die Bedingungen vor Ort zugeschnittenes Angebot unterbreiten. Das muss eine konkrete Anlagenplanung, aber auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung beinhalten. Dann haben die Bewerber bis zum 19. Oktober Zeit zu entscheiden, ob sie dieses Angebot annehmen wollen. Tun sie das, dann muss der Systemanbieter sicherstellen, dass sich jedes Dach, das mit einer Solaranlage belegt werden soll, auch dafür eignet. Deshalb muss er alle Dächer entsprechend begutachten und eine geeignete Solaranlage planen. Dafür kann er Installationsunternehmen als Subunternehmer beauftragen, die sich ebenfalls auf der Internetseite Programms Solar Together London bewerben können. Hier kommen auch nur qualifizierte Installtionsbetriebe zum Zuge. Denn die Hauseigentümer bekommen eine üppige Garantie nicht nur auf die Komponenten, sondern auch auf die Installationsarbeit.
Sollte sich dabei herausstellen, dass sich die Anlage nicht rechnet oder aufgrund der Situation auf dem Dach nicht installierbar ist, kann der Hauseigentümer seine Bewerbung zurückziehen. Er bekommt dann seine Sicherheitsgebühr zurück. Andernfalls wird die Anlage innerhalb von sechs Monaten installiert.
Gut mit Arbeit versorgt
Für die Hauseigentümer hat die Teilnahme an der Auktion den Vorteil, dass sie die Solaranlagen zu einem niedrigeren Preis bekommen, als wenn sie diese jeweils einzeln kaufen würden. Schließlich bekommen sie aufgrund des großen Auftragspakets einen besseren Preis vom Lieferanten. Der Systemanbieter wiederum hat den Vorteil, viele Aufträge in die Bücher zu bekommen. Auch die Installateure werden auf diese Weise gut mit Arbeit versorgt.
Mit diesem Programm will der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, die Photovoltaik in der Metropole an der Themse vorantreiben. Schließlich liegt das Ziel bei einem Gigawatt, das an Solarstromleistung in London bis 2030 installiert sein soll. Im Jahr 2050 sollen es sogar zwei Gigawatt sein. Da liegt vor den Briten noch viel Arbeit. Denn derzeit beträgt die installierte Solarstromleistung in London gerade mal 108 Megawatt. Zudem will Khan mit der Initiative den Ausbau auch nach April 2019 am Leben erhalten. Denn dann laufen die Einspeisetarife für Solarstrom in Großbritannien aus. Der Markt muss dann vollständig auf den Eigenverbrauch drehen, sollte sich die Regierung nicht eines Besseren besinnen. (Sven Ullrich)