Über 90 Prozent aller in Deutschland existierenden Energiegenossenschaften investieren ihr Geld in Photovoltaikanlagen. Das geht aus einer gemeinsamen aktuellen Studie des Deutschen Genossenschafts- und Raifeissenverbandes (DGRV) und des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) hervor. Für die Untersuchung befragten sie alle 509 seit 2006 gegründeten Energiegenossenschaften in ganz Deutschland, von denen immerhin 290 antworteten. Die anderen Energiegenossenschaften investierten ihr Kapital in Biomasse- oder Biogasanlagen und in den Netzbetrieb. In letzter Zeit sind aber auch genossenschaftliche Bürgerwindparks im kommen.
Privatpersonen engagieren sich in Genossenschaften
Insgesamt investierten die 80.000 Personen, die sich in den Energiegenossenschaften zusammengefunden haben, bisher 800 Millionen Euro in die Energiewende. Dabei handelt es sich zu 91 Prozent um Privatpersonen. Mit vier Prozent der Investoren spielen Unternehmen und Banken bei den Energiegenossenschaften nur eine marginale Rolle. Auch die Kommunen, öffentlichen Einrichtungen und die Kirchen halten sich aus der genossenschaftlichen Beteiligung bei der Energiewende heraus. Ihr Anteil an den Investoren beträgt gerade mal 1,5 Prozent. Landwirte investieren lieber in eigene Anlagen, statt sich mit anderen in einer Genossenschaft zusammen zu tun. Sie stellen die restlichen 3,5 Prozent der genossenschaftlichen Investoren.
Beteiligung schon ab 50 Euro
Es ist zu vermuten, dass der Reiz einer genossenschaftlichen Organisation in der geringen Höhe des Minimalbeitrags liegt. Immerhin ermöglichen mehr als zwei Drittel der Energiegenossenschaften eine Beteiligung für weniger als 500 Euro, bei einem Viertel der Genossenschaften liegt die Mindestbeteiligung sogar unter 100 Euro. Nur zwei Prozent aller genossenschaftlich organisierten Betreiber von erneuerbare Energieanlagen verlangen eine Mindestbeteiligung von mehr als 3.000 Euro. Die tatsächliche Beteiligung liegt aber mit durchschnittlich 3.172 Euro weit über dem Minimalbeitrag. Das durchschnittliche Investitionsvolumen der Energiegenossenschaften liegt bei über 1,5 Millionen Euro. Dabei bringen die Genossenschaftsmitglieder das Startkapital bei der Gründung zum überwiegenden Teil selbst auf. Weniger als die Hälfte des Startkapitals kommt von Banken. Die Hälfte des Fremdkapitals stammt wiederum von Genossenschaftsbanken.
Doch in der Realität sind die hauptsächlichen Gründe der Menschen, sich an einer Energiegenossenschaft zu beteiligen, die Förderung der erneuerbaren Energien, Umweltschutz, Atomausstieg und die Förderung der regionalen Wertschöpfung. Gründe wie Erwirtschaftung von Gewinnen oder eine kostengünstige Energieversorgung sind für die Beteiligung nur zweitrangig.
Solarstromanlagen brauchen nur geringe Investitionen
Photovoltaikanlagen liegen mit einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 1,165 Millionen Euro weit unter dem Gesamtdurchschnitt. „Solartechnik und Genossenschaftsmodelle ergänzen sich prima“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Sie demokratisieren die Energieversorgung in Deutschland und machen sie auch bei kleinem Geldbeutel für Jedermann zugänglich. Auch ohne eigenes Hausdach kann so jeder Bürger zum Gewinner der Energiewende werden.“ Das vergleichsweise geringe Investitionsvolumen resultiert aber auch daraus, dass die durchschnittliche Anlagengröße von 440 Kilowatt noch im übersichtlichen Bereich liegt. Nur acht Prozent der Anlagen haben eine Gesamtleistung von mehr als einem Megawatt. Im Durchschnitt erzeugen die genossenschaftlich realisierten Solarstromgeneratoren 570 Megawattstunden Strom pro Jahr. „Damit versorgen die Genossenschaften rein rechnerisch schon heute die Haushalte ihrer Mitglieder vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien“, sagt Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender des DGRV. (Sven Ullrich)