Das nach Angaben des Umweltministeriums deutschlandweit einmalige Zertifizierungsverfahren für Windenergieanlagenbauer und -projektierer wurde im Herbst vergangenen Jahres eingeführt und soll helfen, eine frühzeitige Ansprache der Gemeinden und Bürger zu erreichen. Ziel ist, so das Ministerium, die Interessen der Menschen vor Ort stärker einzubringen und beispielsweise eine finanzielle Beteiligung zu ermöglichen.
Ausgezeichnet wurden die ABO Wind AG, die Energiegenossenschaft Rittersdorf eG, die eno energy GmbH (Büro Dresden), die EnBW Energie Baden-Württemberg AG, die BürgerEnergieSaale-Holzland eG, die Green Energy 3000 GmbH sowie die Sabowind GmbH.
Mehr Wertschöpfung für den Freistaat
„Wir wollen die Chancen der Energiewende nutzen und Thüringens Kommunen und Bürger stärker als bisher an der Wertschöpfung durch den Ausbau der Windenergie beteiligen. Wir wollen die Wertschöpfung im Land halten und die nach wie vor hohe Akzeptanz der Bevölkerung für die Energiewende sichern“, betonte Umweltministerin Anja Siegesmund (Bündnis 90/Die Grünen) bei der Verleihung des Siegels. Die Ministerin verwies darauf, dass nur 10 Prozent der Projektierer und Betreiber von Windenergieanlagen aus Thüringen kommen. Durch die stärkere Beteiligung von Kommunen und Bürgern an Windenergieprojekten profitieren diese unter anderem von höheren Gewerbesteuereinnahmen und den Einnahmen aus der klimafreundlichen Energieproduktion. Bereits mehr als 30 Unternehmen hätten Interesse an der Vergabe des Siegels „Faire Windenergie“ bekundet.
Zu den Leitlinien gehören unter anderem die frühzeitige Beteiligung aller Interessengruppen im Umfeld eines geplanten Windparks während der gesamten Projektierungsphase sowie ein transparenter Umgang von Projektierern mit projektrelevanten Informationen vor Ort. Unternehmen, welche das Siegel „Faire Windenergie“ erhalten wollen, sollen laut Leitlinien außerdem eine faire Teilhabe aller Betroffenen und Anwohner, darunter auch die nicht unmittelbar profitierenden Flächeneigentümer, gewährleisten und finanzielle Beteiligungsmöglichkeit für Kommunen, Bürger und Unternehmen entwickeln.
„Ich freue mich sehr über das Zertifikat ", so Urta Steinhäuser, Bereichsleiterin für Windkraftplanung in Deutschland bei ABO Wind. „Wir beziehen die Menschen vor Ort mit ein, informieren kontinuierlich über unsere Windenergieprojekte und schaffen Beteiligungsmöglichkeiten, wo immer es geht."
„Durch das Siegel fühlen wir uns in unserer bisherigen Arbeitsweise bestätigt und verpflichten uns in Zukunft zur Einhaltung der Leitlinien. Ein fairer Austausch auf Augenhöhe mit allen am Projekt Beteiligten war uns schon immer wichtig“, so Mandy Bojack, Geschäftsführerin der Sabowind GmbH.
Vergeben wird das Siegel von der der „Servicestelle Windenergie“ der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA), die auch die Leitlinien für faire Windenergie im Auftrag der Landesregierung aufgestellt hat. Weitere Informationen bei der „Servicestelle Windenergie“ der ThEGA unter www.wind-gewinnt.de
Wind in Thüringen
Laut Koalitionsvertrag vom November 2014 plant die Landesregierung, zukünftig ein Prozent der Landesfläche als Vorrangflächen für die Produktion von Windstrom bereitzustellen. Derzeit sind es laut ThEGA 0,3 Prozent. Die Produktion von Windstrom soll sich im Vergleich zu 2010 auf 2.900 GWh pro Jahr verdreifachen.
Laut Statistik der Deutschen Windguard waren zum Stichtag 31. Dezember 2015 insgesamt 1.199 MW Windleistung in Thüringen installiert, das sind drei Prozent der Gesamtleistung in Deutschland. Der Zubau im vergangenen Jahr betrug 76 MW und damit deutlich weniger als im Rekordjahr 2014 (148 MW). Nach Angaben der ThEGA werden 11 Prozent des Thüringer Bruttostromverbrauchs durch Wind gedeckt. 2.390 Arbeitsplätze gibt es in der thüringischen Windbranche. (Katharina Wolf)