Im Sommer 2011 endete die Zitterpartie um den Heimatmarkt der deutschen Windbranche. Horrorszenarien mit 60 Prozent Markteinbrüchen, die angesichts erster Regierungs-Entwürfe zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, befürchtet wurden, konnten dank letzter Interventionen kurz vor dem Gesetzesbeschluss abgewendet werden. Für viele deutsche Unternehmen bleibt das Inland weiterhin einer der wichtigsten Märkte – nun kann es dank der Öffnung der südlichen Bundesländer sogar weiter wachsen. Osteuropa hingegen konnte die hohen Erwartungen nur bedingt erfüllen. In Polen lässt die politische Basis für einen schnelleren Windausbau länger als angekündigt auf sich warten und Bulgarien hat seine Förderung gar zurückgefahren. Bessere Aussichten liefert da Rumänien mit seinen neu eingeführten Grünstromzertifikaten, während West-Europa auch dank der bedeutender werdenden Offshore-Windenergie stabil bleibt.
Mehr Grund zur Besorgnis hätte der chinesische Markt liefern können, nun da vereinzelt europäische Projekte mit chinesischen Turbinen geplant werden. Doch schätzen Hersteller und vor allem Zulieferer die Gefahr, sich auf dem eigenen Markt allzu schnell im Absatzkampf mit chinesischen Anbietern wiederzufinden eher gering ein. Doch müsse man die Entwicklung im Auge behalten.
Statt einer großen voranschreitenden Konsolidierung wird nach einem guten Jahr in den USA auch mit einem stabilen Markt 2012 gerechnet. Doch der könnte, angetrieben durch das drohende Auslaufen des Förderinstrumentes PTC, schon im nächsten Jahr abrupt einbrechen. Mehr Stabilität erhofft man sich in Südamerika – unterfüttert vom afrikanischen Süden, der ab 2012 erstmals ein kleines Zubrot liefert.
Auf den folgenden Seiten sind die Einschätzungen der Geschäftsführer, Branchenexperten oder Gutachter aller an der Umfrage beteiligten Unternehmen dokumentiert. (Denny Gille)
Die Turbinenhersteller
Areva Wind, Jean Huby, CEO: Nach der erfolgreichen Entwicklung der der M5000-Offshore-Anlage in Deutschland ist Areva Wind nun bereit, seine Anlagen auf die großen Offshore-Märkte weltweit zu bringen. Neben Großbritannien bietet hier auch Frankreich großes Potenzial. Areva hat mit der Hafenstadt Le Havre eine strategische Partnerschaft für den Aufbau einer Industriebasis vereinbart, die die Turbinen für den französischen Markt liefern soll, wenn wir mit unserer Bewerbung in der Ausschreibung von Offshore-Projekten in Frankreich erfolgreich sind. Auch in Großbritannien positioniert sich Areva für den Produktionsstart. In den nächsten zehn Jahren wird die Offshore-Windindustrie viele Milliarden Euro in den europäischen Meerwindausbau stecken. Die größte Herausforderung für die Branche wird die Finanzierung sein, deswegen muss sie neue Konzepte entwickeln, die Investoren und Banken anlocken. Doch braucht es auch günstige regulatorische Rahmenbedingungen und die Unterstützung der Finanzinstitute.
Avantis, Ralf Breuer, Geschäftsführer: Avantis konzentriert sich in Europa vor allem auf Rumänien und Polen in Osteuropa sowie Italien. Dort werden derzeit Projekte vorbereitet. Außerhalb Europas stehen Vietnam und Australien an vorderster Stelle. Diese Länder betreut die Niederlassung in Hong Kong. Durch das Büro in Hong Kong liegen stets aktuelle Informationen über die Windbranche in Asien vor. Generell darf China nicht unterschätzt werden: Durch die neuen Anbieter gerät der Wettbewerb ein wenig unter Druck, insbesondere durch eine subventionierte Preispolitik. Kalkuliert man jedoch zu den „echten“ Herstellkosten die Logistikkosten und berücksichtigt die Qualität, so sind die chinesischen Hersteller nicht unbedingt preisgünstiger. Auch in Zukunft werden eher Qualitätsprodukte nachgefragt. Der Weltmarkt ist eher auf „Made in Europe/Made in Germany“ fokussiert. Diesen Know-How- und Image-Vorsprung werden wir speziell gegenüber den chinesischen Herstellern halten und ausbauen können.
Enercon GmbH, Hans-Dieter Kettwig, Geschäftsführer: Deutschland bleibt auch in Zukunft der wichtigste Absatz- und Vorzeigemarkt für Enercon. Für den weiteren Ausbau der Windenergie gibt es noch viel Potenzial – dies gilt nicht zuletzt für den marktverträglichen Onshore-Ausbau zum Beispiel in Mittel- und Süddeutschland, wo jetzt verbesserte Rahmenbedingungen durch Politikwandel geschaffen wurden. Mit einer effizienten Anlagentechnologie und höheren Nabenhöhen, lassen sich in Deutschland daher noch viele Standorte für die Onshore-Windenergienutzung sicher kalkulierbar erschließen. Zu den verlässlichen Rahmenbedingungen trägt auch das EEG bei. Auch wenn bei der Novelle nicht alles nach den Wünschen der Windenergiebranche umgesetzt wurde, sorgt sie doch mit vernünftigen Regelungen zum SDL- und Erneuerungs-Bonus sowie einer moderaten Degression dafür, dass die Windenergie an Land auch in Zukunft die Stütze der Energiewende sein wird, und viele sichere Arbeitsplätze in diesem Bereich geschaffen werden können.
ENO Energy, Karsten Porm, Geschäftsführer: Die erstaunlich schnelle politische Umsetzung der EEG – Novelle hat für etwas Ruhe auf dem deutschen Markt gesorgt. Für den weiteren, nachhaltigen Ausbau der Windenergie in Deutschland, bildet das deutsche EEG einen wesentlichen Baustein. Unser Geschäftsbereich in Deutschland ist und bleibt auch 2012 unser wichtigster Zielmarkt. Unsere Aktivitäten in Frankreich und Schweden bauen wir derzeit intensiv aus und erweitern zukünftig weiterhin unsere Pipeline im Bereich Verkauf von schlüsselfertigen Windparks, einzelner Windenergieanlagen (WEA) für Einzelinvestoren sowie der Planung, Projektierung und Betriebsführung, Wartung und Serviceleistungen der WEA. Der auch zukünftig steigende Personalbedarf hat bereits im letzten Jahr zu zahlreichen Einstellungen im Vertrieb, Service, Konstruktionsbereich und im Produktionsbereich geführt. Der Aufbau von Service - und Vertriebsniederlassungen wird im nächsten Jahr ebenfalls ein weiter Schritt in Richtung Wachstum der gesamten Gruppe bedeuten.
GE Renewable Energy, Stephan Ritter, Geschäftsführer: Die Verlängerung des Systemdienstleistungsbonus für Alt- und Neuanlagen im EEG 2012 setzt ein wichtiges Zeichen zur Integration der Windenergie. Die neu eingeführte Marktprämie bringt allerdings für die Windenergie nicht die angekündigte Marktintegration. Hier sollten Windindustrie und Regierung frühzeitig an Konzepten mit mehr Marktbezug arbeiten. Außerhalb Deutschlands sehen wir in einigen Ländern, dass die Schuldenkrise die Prioritäten der Regierungen ändert und teilweise sogar zu Regierungsumbildungen oder Neuwahlen führt. Hierdurch verzögern sich notwendige Gesetzesanpassungen und die daraus folgende Unsicherheit hemmt Investitionen. Wir sehen aber insbesondere die Flächenländer Rumänien und Polen als attraktive Absatzmärkte auch wenn an einigen Stellen noch Regulierungsbedarf besteht. Unsere Erwartungen wurden hier mehr als erfüllt schließlich bauen wir in Rumänien mit Fantelene derzeit Europas größten Windpark.
Kenersys Europe, Andreas von Bobart, Geschäftsführer: Mit der EEG-Novelle wurde auf Bundesebene eine große Chance verpasst, den Ausbau der Windenergie onshore aktiv voranzutreiben: Für das Binnenland wurde die Förderung im Prinzip leicht zurückgefahren. Die Dynamik, die wir auf Bundesebene vermissen, lässt sich aber auf Landes- und kommunaler Ebene in den letzten Monaten deutlich spüren. In Nordrhein-Westfalen werden allen notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um die Windkraft weiter auszubauen, ebenso in Mecklenburg-Vorpommern und vielen anderen Bundesländern. Im Süden, in Rheinland-Pfalz, in Baden-Württemberg und Bayern werden wir einen weiteren Ausbau der Windenergie erleben, mit einem hohen Anteil an Bürgerbeteiligung, ein Modell, das die Akzeptanz vor Ort fördert. Mit den neuen Anlagenklassen, mit großen Rotordurchmessern und hohen Nabenhöhen können Standorte auch weit im Süden wirtschaftlich betrieben werden.
Nordex SE, Felix Losada, Pressesprecher: Wirtschaftlich entwickelte sich das Jahr 2011 für die Windindustrie schwierig, das Konjunkturklima hat sich weltweit spürbar abgekühlt. Eine bedeutende Rolle spielt hierbei unter anderem die wachsende Unsicherheit im Finanzsektor. Hohe Abschreibungen im Zuge der Staatsschuldenkrise in Europa und erhöhte Eigenkapitalanforderungen haben viele Geschäftsbanken dazu veranlasst, bei der Kreditfinanzierung von Windparkprojekten deutlich zurückhaltender zu agieren. Das führt weiterhin zu Projektverschiebungen. Ferner bestehen beispielsweise in Italien weiterhin Planungsunsicherheit durch Diskussionen über die Tarifhöhe. In Osteuropa bilden Polen und Rumänien die Kernmärkte von Nordex. Rumänien zählt mit dem kürzlich eingeführten Zertifikatehandel mit einer Laufzeit von 15 Jahren Rumänien künftig zu den attraktivsten Märkten in Osteuropa.
Powerwind GmbH, Carsten Dickmann, Leiter Produktmanagement: Für PowerWind ist Osteuropa nach wie vor eine der wichtigsten Absatzregionen. 2011 haben wir unsere Verkaufszahlen in Rumänien, Polen und Bulgarien deutlich gesteigert. Wir haben weitere Aufträge in unseren Büchern und stehen in aussichtsreichen Verhandlungen für einen Ausbau unserer regionalen Präsenz 2012. Die Ratifizierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes in Rumänien wird der Branche zusätzlichen Schwung geben. Mit einiger Sorge sehen wir allerdings die politischen Rahmenbedingungen in Bulgarien und Polen und das überall zunehmend wieder schwieriger werdende Finanzierungsumfeld.
Repower Systems GmbH, Jens Müller-Nielsen, Geschäftsführer: Studien zeigen: Onshore-Wind alleine kann bis zu 65 Prozent des deutschen Strombedarfs decken – sofern nur zwei Prozent der Landesflächen in Deutschland genutzt werden. Stabile politische Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit sind dafür grundlegend, deshalb kommt dem EEG große Bedeutung zu. Allerdings werden in den nächsten Jahren Binnenlandstandorte in den Vordergrund rücken. Wichtig für eine wirtschaftliche Nutzung dieser Standorte sind neue Turbinen mit einer Kombination aus hohen Nabenhöhen und großem Rotor. Damit lässt sich an einem durchschnittlichen Schwachwindstandort bis zu 50 Prozent mehr Energieertrag erzielen. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren über die Hälfte der neu errichteten Anlagen Nabenhöhen über 100 Meter haben wird.
Siemens Wind Power, Michael Hannibal, Vice President Offshore Sales: Das Potenzial der Windenergie auf dem Meer ist enorm, denn dort herrschen hohe durchschnittliche Windgeschwindigkeiten. Allein in Europa sehen wir ein Potenzial von rund 40 Gigawatt bis zum Jahr 2030. Vorreiter in Sachen Offshore-Windkraft ist heute Großbritannien, wo bereits über 1.500 Megawatt Meereswindkraft in Betrieb und weitere 2.000 im Bau sind. Auch in Deutschland nimmt die Entwicklung Fahrt auf. Aber auch die Windmaerkte in den USA und Asien entdecken die Meereswindkraft. Im Juni 2011 haben wir den ersten Auftrag für ein Offshore-Projekt in China erhalten. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für unseren Markteintritt in Chinas schnell wachsenden Markt für Windenergie, wo wir in Flachwasserzonen vor den küstennahen Verbrauchszentren hervorragende Möglichkeiten für die Nutzung der Windenergie auf dem Meer sehen.
Vestas Central Europe, Andreas Eichler, Verkaufsleiter Deutschland: Wir bei Vestas sind sehr zuversichtlich, dass der weitere Ausbau der Windenergie in Deutschland deutlich zunehmen wird. Die EEG Novellierung hat Planungs- und Rechtssicherheit geschaffen, die für die Durchführung von Windprojekten unabdingbar sind. Diese Novellierung sollte jedoch stets unter dem Aspekt geprüft werden, ob sie der jeweiligen aktuellen Situation noch gerecht wird. Der Atomausstieg und die öffentliche Debatte darüber haben die erneuerbaren Energien – und hier insbesondere die Windenergie- ins Zentrum der öffentlichen Diskussion gebracht, und das ist gut so. Ein wesentlicher Indikator für die positive Bewertung des weiteren Windausbaus in Deutschland ist auch der Umstand, dass sich weitere Hersteller von Windenergieanlagen wieder, beziehungsweise erstmals dem deutschen Markt zugewendet haben. Bedingung für einen weiteren Ausbau sind aber auch die zügige Ausweisung neuer Windflächen und ein substantieller Netzausbau.
Die Projektierer
Abo Wind AG, Jochen Ahn, Vorstand: Wir erwarten alleine in Deutschland für mehr als 200 Megawatt Genehmigungen und haben unsere Planungs-, Bau- und Elektroabteilung ausgebaut, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. In immer mehr Regionen Deutschlands erkennen die politisch Verantwortlichen die Chancen, die der Ausbau der Windkraft für ihr Gemeinwesen birgt. Insgesamt bewirkt die in den Fokus der Finanzmärkte geratene Überschuldung einiger Staaten, dass Banken bei der Finanzierung internationaler Projekte zurückhaltender agieren und viele Investoren nur noch in den stabilen Ländern Kerneuropas investieren möchten. Die bereits während der vorangegangenen Bankenkrise ab 2008 aufgebaute Kompetenz innerhalb unserer Finanzierungsabteilung ermöglicht es uns, den hohen Anforderungen der Banken gerecht zu werden und auch in schwierigem Umfeld Finanzierungen zu erwirken. 15 Millionen Euro Genussrechte helfen uns zudem, Projekte vorzufinanzieren.
Energiekontor AG, Cerstin Kratzsch, Vertriebsleitung: Durch die dramatischen Ereignisse im japanischen Atomkraftwerk Fukushima gab es in Deutschlands Energiesektor noch einmal ein großes Umdenken. Dieses Umdenken hat sich zum Teil auch in der aktuellen EEG-Novelle niedergeschlagen. Zwar hätte sich die Windenergiebranche ein deutlicheres Signal gewünscht, die gesetzliche Grundlage stellt aber weiterhin eine solide Basis für den Ausbau der Erneuerbaren Energien dar. Wichtige Zeichen gab es aus Sicht der Geschäftsführung der Energiekontor-Gruppe auch auf Länderebene. Mit dem Energieerlass in Nordrhein-Westfalen und der Anpassung des Raumordnungsplans im Landkreis Cuxhaven haben sich für das Unternehmen langjährige planerische Aktivitäten positiv ausgewirkt. Besonders in diesen beiden Regionen können damit in den nächsten Jahren zahlreiche neue Planungen und Repowering-Projekte umgesetzt werden.
Juwi Wind GmbH, Marie-Luise Pörtner, Frank Finzel, Geschäftsführer: Die Voraussetzungen für den weiteren Ausbau der Windenergie in Deutschland sind auch nach der aktuellen EEG-Novelle und insbesondere vor dem Hintergrund der verstärkten politischen Bekenntnisse zur Energiewende unseres Erachtens sehr gut. Allerdings würde eine größere Spreizung der Einspeisevergütung zwischen sehr guten und weniger guten Standorten helfen, den Ausbau der Windenergie im Süden zu beschleunigen, also deutschlandweit besser zu verteilen. So könnten zusätzlich erhebliche Kosten beim Netzausbau eingespart und eine noch dezentralere Energieversorgung erreicht werden. Der stark forcierte Ausbau von Wind Offshore führt hingegen zu deutlich höheren Kosten, läuft der erforderlichen Dezentralisierung zuwider und ist gegen die Interessen von kleineren Teilnehmern im Wind-Markt.
Ostwind, Christoph Markl-Meider, Pressesprecher: Der Atomausstieg hat in Deutschland enorme Energien freigesetzt. Wir erleben bei unseren neuen Projekten, dass die Menschen vor Ort, die Kommunen, Stadtwerke und regionalen Energieversorgungsunternehmen die Energieerzeugung wieder in die eigene Hand nehmen wollen. Die Energie kehrt also dorthin zurück, wo sie ge- und verbraucht wird – in die Region. Dabei bleibt das EEG die beste Basis für eine echte Energiewende – muss aber dem dafür notwendigen Ausbau der Windkraft in küstenferneren Binnenländern besser als bisher Rechnung tragen. Schon vor 20 Jahren haben wir mit unseren Aktivitäten in Frankreich und der Tschechischen Republik auch auf europäischer Ebene eine Pionier- und Vorreiterrolle übernommen. Vom Erfolg der Energiewende bei uns hängt ab, welchen Energiekurs Europa in Zukunft fährt.
PNE Wind AG, Martin Billhardt, Vorsitzender des Vorstandes: Mit dem EEG 2012 sind Rahmenbedingungen für einen weiteren Ausbau der Windenergie in Deutschland onshore wie offshore gesetzt, auch wenn die Vorschläge für besondere Berücksichtigung von Binnenland-Standorten nicht berücksichtigt wurden. Kurz- und mittelfristig erwarten wir Impulse aus den Offshore-Projekten auf der Nordsee. Gestützt wird diese Entwicklung durch die neuen EEG-Regelungen aber auch das Kreditprogramm der KfW. Daneben kommt dem weiteren Ausbau der Windenergie onshore in Deutschland, Großbritannien, Südosteuropa und Nordamerika große Bedeutung zu, wobei sich im europäischen Rahmen vor allem der Ausbau der Windenergie in Großbritannien erfreulich entwickelt.
Unternehmensgruppe Dezentrale Energie, Alexander Jäger-Bloh, Geschäftsführer: Zwar werden wir unsere Projekte in Frankreich und anderen Ländern weiter aktiv verfolgen, aber der Schwerpunkt liegt nach wie vor in Deutschland, sowohl für Neuprojekte als auch für Repowering. Im Vergleich zum Ausland sind die Geschäfte hier doch entschieden einfacher und grundsätzlich ist unseres Erachtens mehr Rechts- und Planungssicherheit gegeben. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass Auslandsfinanzierungen nach wie vor schwierig sind. Nach derzeitigem Stand planen wir in Niedersachsen und Brandenburg neue Projekte. Es wird jedoch eine Herausforderung sein, in Niedersachsen im Kommunalwahljahr die notwendige politische Unterstützung zu bekommen. Obwohl die Widerstände gegen Windkraft heute geringer ausfallen als noch vor ein paar Jahren, ist die Realisierung eines Projektes kein einfacher Durchmarsch. Insbesondere wenn man auch höhere Anlagen bauen will, muss man versuchen, solide Überzeugungsarbeit zu leisten. Die neue Herausforderung heißt: Das Knacken der 150-Meter-Höhenbegrenzung.
Windwärts Energie GmbH, Lothar Schulze, Geschäftsführer: Bei der EEG-Novelle konnten geplante Verschlechterungen durch den engagierten Einsatz der Branche und der Parlamentarier verhindert werden. Somit besteht weiterhin eine solide Grundlage für den Ausbau der Windenergie. Uns stimmt optimistisch, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung deutlich gestiegen ist und das Erfordernis sowie die Chancen der Energiewende besonders bei den Kommunen für großes Interesse an Windenergieprojekten sorgen. Mit bedarfsgerechten und partnerschaftlichen Konzepten können wir die Nutzung der Windenergie optimieren und die essentiellen Klimaschutzziele erreichen. So werden wir unsere erfolgreiche Entwicklung 2012 fortsetzen.
WKN AG, Martinus Scherweit, Vorstandsvorsitzender: Besonders der polnische Markt erfüllt die hohen Erwartungen aus Sicht der WKN AG in jedem Fall, er übertrifft sogar die zuvor anvisierten Ziele. Vor dem Hintergrund einer sehr stabilen wirtschaftlichen Entwicklung des Landes engagieren sich institutionelle Investoren und Energieversorger derzeit in Polen. WKN entwickelt und errichtet momentan mehrere Großprojekte in Polen und ist in jeder Hinsicht zufrieden mit der Projektentwicklung im östlichen Nachbarland. Gleichzeitig spüren wir in einigen Ländern indirekte Auswirkungen klammer Staatskassen auf das Projektgeschäft. Prominentes Beispiel hierfür sind die Auswirkungen auf dem italienischen Markt. Der jüngst aufgrund der vorherrschenden Schuldenkrise erfolgte Regierungswechsel sorgt derzeit für einen Stillstand bei der geplanten Reimplementierung eines Einspeisetarifs. Der deutsche Markt ist hingegen eine sehr verlässliche Größe. Hier verzeichnen wir vor allem seitens ausländischer Investoren eine ausgesprochen hohe Nachfrage.
WPD Windmanagement GmbH amp; CO. KG, Klaus Meier, Geschäftsführer: Wir erwarten weiter starke Märkte in Deutschland, Europa und weltweit, onshore und offshore. Dabei ist für viele sicher der deutsche Onshoremarkt überraschend. Er wird durch neue Ausweisungen in den Nordländern, Repowering, die Erschließung der Mitte und des Südens Deutschlands sogar in den nächsten Jahren wachsen. Wir dürfen alle zusammen in eine gute Zukunft der Branche schauen. Die einzige dunkle Wolke, die ich derzeit sehe, ist, dass innerhalb der Erneuerbaren-Energien-Branche vereinzelt Stimmen Abgrenzungen zueinander suchen und beispielsweise Wind und PV gegeneinander ins Feld führen. Wir brauchen alle Erneuerbare und wir sollten miteinander und nicht gegeneinander kämpfen.
Die Verbände und Dienstleister
Anemos, Heinz-Theo Mengelkamp, Geschäftsführender Gesellschafter: Der positive Trend aus 2010 hat sich im Jahr 2011 nochmals deutlich verstärkt. Neben einem leichten Anstieg der Auslandsaktivitäten insbesondere in Polen und Südamerika hat sich Deutschland wieder als Schwerpunkt hervorgetan. Die Diskussion um den Windindex war das beherrschende Thema. Von Gutachtern, Planern und Betreibern wurde der Anemos Produktionsindex vielfach getestet und hat mittlerweile allgemeine Akzeptanz gefunden. Das hat uns veranlasst, einen Produktionsindex für ganz Europa anzubieten. Auch für den Offshore Bereich werden Zeitreihenanalysen zunehmend für die räumliche Korrelation von Messdaten und auch zur Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten von Starkwind- oder Schwachwindperioden im Jahresverlauf verwendet. Mit einem Umzug in ein größeres Bürogebäude Anfang 2012 wollen wir dem ansteigenden Gutachtengeschäft aber auch der wichtiger werdenden Forschung und Entwicklung im Bereich der Windenergiemeteorologie Rechnung tragen.
Anemos-Jacob, Herbert Schwartz, Inhaber: In Deutschland erleben wir einen richtigen Boom. Wie vor einem Jahr prognostiziert, nehmen Windmessungen in Deutschland stark zu. Fast jede Windmessung liefert eine Überraschung, was den Wert und die Notwendigkeit dieser Entwicklung unterstreicht. Das Interesse an Windenergie ist breit und insbesondere in Süddeutschland führt der Einfluss von privaten, lokal ansässigen Planern und regionalen Energieversorgern zurück auf den Idealismus der 1990er Jahr. Diese Initiativen sind in der Regel verbunden mit einer sehr realistischen und umsichtigen Herangehensweise. Der wichtigste Absatzmarkt für uns bleibt Europa, über viele Länder verteilt. Die Schwerpunkte verschieben sich ständig – wie schon immer. Aus Sicht des Windgutachters werden die Planungen immer besser fundiert. Außerhalb Europas ist und bleibt für uns Kanada am spannendsten, gerade auch wegen der anspruchsvollen Windverhältnisse.
Availon GmbH, Ulrich Schomakers, Geschäftsführer: Deutschland und UK werden eine führende Rolle im Offshore-Markt haben und liegen auch im Fokus der Energieversorger. Speziell hier stehen auch genehmigte Standorte zur Verfügung, die Planungen bei einzelnen Projekten sind weit fortgeschritten und die starke Unterstützung der Länderregierungen ist vorhanden. Jedoch wird nach unserer Einschätzung die Realisierung der Projekte hinter den Erwartungen und Planungen der Bundesregierung zurückliegen. Die Niederlande, Dänemark, Frankreich und skandinavischen Länder sind ebenfalls bei der Planung größerer Offshore-Projekte weit fortgeschritten, die in den nächsten Jahren realisiert werden. Die Energieversorger werden dieses Projektvolumen alleine nicht realisieren können und eine Beteiligung anderer Investoren ist sinnvoll! Es muss hier Finanzierungskonzepte geben, die sowohl die Bereitstellung von Fremdkapital als auch die Beschaffung des Eigenkapitals sicherstellen.
Bundesverband Windenergie, Hermann Albers, Präsident: Trotz einer Erhöhung der Degression hat die EEG-Novelle bei der Vergütung der Windenergie an Land weitestgehend für Kontinuität gesorgt. Daher gehen wir zwar nicht von einem Boom für die Windenergie an Land aus, erwarten aber ein stetiges Wachstum bei den Neuaufstellungen. Eine für die Windenergiebranche entscheidende Entwicklung in diesem Jahr war jedoch, dass sich in einigen süddeutschen Bundesländern endlich ein Wandel in eine Politik pro Windenergie vollzieht. Das war längst überfällig. Hier ergeben sich wichtige Chancen für die weitere Entwicklung der Windenergie in Deutschland
Deutsche Windtechnik AG, Matthias Brandt, Vorstand: Neben einem stetigen Zubau an Onshore-Leistung erwarten wir einen weiteren deutlichen Anstieg im Bereich herstellerunabhängiger Service. Es zeigt sich immer stärker, dass Windenergieanlagen wie Kraftwerke geführt werden müssen (beispielsweise Systemdienstleistung, Eisman, Direktstromvermarktung). Für diese Aufgaben werden vielfältige Lösungen erarbeitet. Das Spezialwissen und die Standards des deutschen Servicemarktes sind ebenfalls stark im Ausland nachgefragt. Hier befindet sich zusätzliches großes Expansionspotenzial. Ferner findet im deutschen als auch europäischen Ausland ein intensiver Know-how-Transfer von der Onshore- in die Offshore-Branche statt. Das drückt sich auch in konkreten Aufträgen aus. Insgesamt gibt es also eine Menge zu tun. Gut so.
Global Wind Energy Council, Klaus Rave, Vorsitzender: 2012 werden China, Indien und Brasilien die Wachstumstreiber sein, in dieser Reihenfolge mit dem "fast-20-GW-Markt" China als Lokomotive mit angekoppelten weiter wachsenden Herstellern, die die internationale Preisentwicklung zunehmend bestimmen. Erfreulich ist der Start in Südafrika mit den ersten Tendern und der Aufnahme von Produktion: Die südliche Hälfte des schwarzen Kontinents bleibt kein weißer Fleck. Größere Dynamik entfalten auch Mexiko und Kanada. Dort wird die kritische Ein-Gigawatt-Marke überschritten. Vorzieheffekte wegen des drohenden Auslaufens des Förderinstruments der Production Tax Credits stärken das Wachstum der USA auf über acht Gigawatt. Zu nennen bleiben zwei weitere sich entwickelnde Märkte: Marokko und die Ukraine. Die Bedeutung der Förderbanken steigt noch: China Development Bank, British Nordic Development Squad, International Finance Corporation (USA), Asian Development Bank (Philippinen), European Investment Bank (Luxemburg), European Bank for Reconstruction and Development (England) und die KFW (Deutschland) sind unverzichtbar.
PSM, Ian-Paul Grimble, Geschäftsführer: Das seit Jahren diskutierte Repowering nimmt nun tatsächlich Fahrt auf und ist auch für uns ein wachsendes Betätigungsfeld, sowohl in der Umsetzung als auch als Dienstleister im Bereich Demontagen. Die im Erneuerbare-Energien-Gesetz verankerten Regelungen zur Direktvermarktung, und hier insbesondere das Marktprämienmodell, bieten die Chance, auch in Sachen Vermarktung „erwachsen“ zu werden. Die Fokussierung auf regionale Banken, die bereits während der letzten Finanzkrise durch ihre zurückhaltende Strategie wenig betroffen waren, zeigt auch in der aktuellen Schuldenkrise eine positive Wirkung.
TÜV Süd Industrial Service , Alexander Heitmann, Abteilungsleiter Offshore Windenergie: Der Ausbau der Offshore-Windenergie in Europa wird in den nächsten Jahren zügig weitergehen. Praktisch alle Staaten mit einer Küstenlinie haben sich politische Ziele gesetzt. Insgesamt soll die installierte Leistung von 3.000 Megawatt (MW) im Jahr 2011 auf 44.000 MW im Jahr 2020 zunehmen. Der Schwerpunkt der Offshore-Windenergie wird in der Nordsee liegen. Bei der installierten Leistung sind Großbritannien und Dänemark im Moment führend, bei den genehmigten Projekten liegt Deutschland mit rund 8.500 MW an der Spitze. In Zukunft wird auch die Bedeutung der anderen Staaten, wie den Niederlanden und Belgien, aber auch Frankreich und Spanien, zunehmen. Die Offshore-Windenergie ist ein europäisches Thema. Bei der Erschließung von neuen Offshore-Flächen kann die deutsche Industrie aufgrund ihrer Erfahrungen mit Windparks in tiefen Gewässern eine führende Rolle übernehmen.
VDMA Power Systems, Thorsten Herdan, Geschäftsführer: In Europa ist zu befürchten, dass sich die angespannte Finanzlage einiger Mitgliedstaaten nicht positiv auf das Windenergiegeschäft auswirkt. Letztlich hängt das Projektgeschäft sehr stark von den politischen Rahmenbedingungen ab. Wir hoffen sehr, dass diese Situation die Pläne vieler osteuropäischer Staaten, die Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien zügig zu schaffen, nicht negativ beeinflusst. In vielen osteuropäischen Ländern fehlen noch die politischen Rahmenbedingungen als auch die Erfahrungen. Daher unterstützen wir die Windtec-Initiative des Bundesumweltministeriums, die helfen soll, die osteuropäischen Windmärkte zu entwickeln. In Deutschland schafft die EEG-Novelle auch nach 2011 die Grundlage für den weiteren Ausbau der Windenergie. Offen geblieben ist allerdings die effiziente Ausgestaltung des Ausbaus im Binnenland. Völlig ungenügend muss die Novelle im Hinblick auf die Marktintegration bezeichnet werden. Weder enthält das novellierte EEG eine echte Marktkomponente, noch wird die bedarfsgerechte Stromerzeugung adressiert.
Die Technologiezulieferer
PCS Power Converter Solutions GmbH, Günter Mayer, Geschäftsführer: Trotz des enormen Wachstums im Bereich Offshore und der Schwellenländer, wird das Marktvolumen weiterhin von den etablierten europäischen, asiatischen und amerikanischen Märkten definiert. Das technische Know-how und die Erfahrungen im Markt sorgen dafür, dass man die derzeitige Konsolidierungsphase positiv für sich steuern kann. 2012 steht für uns ein Top-Thema der Branche im Fokus – Netzverträglichkeit. Wir müssen uns gleichen Aufgaben stellen wie klassische Kraftwerkseinheiten: bedarfsgerechte Erzeugung, Versorgungssicherheit und Netzstützung. Für PCS ist Europa weiterhin die bedeutendste Region. Es gibt spannende Neuentwicklungen in Ländern wie den Niederlanden, Finnland und Frankreich. Zudem wird China neue Grid Codes für den Netzanschluss veröffentlichen, welche diesen sehr interessanten Markt drastisch verändern. Insgesamt wird mit steigender Qualität der asiatischen Anbieter wird das Schlagwort „Cost of Energy“ für alle Anbieter weltweit zum zentralen Maßstab.
Schaeffler Technologies, Volker Maier, Leiter Market Development Windkraft: Ungeachtet einer vorübergehenden Flaute werden Asien und insbesondere China auch 2012 und darüber hinaus der wichtigste Windmarkt bleiben. Für einen Entwicklungspartner und Zulieferer wie Schaeffler bedeutet dies, sowohl mit den deutschen und europäischen als auch mit den asiatischen Kunden gemeinsam Lösungen für diesen Markt zu entwickeln. Als Voraussetzung dafür haben wir unser Geschäft konsequent global ausgerichtet. Entscheidend wird sein, weiterhin an der Spitze der technologischen Entwicklung zu stehen – auch für Asien gilt: der Wettbewerb wird über Innovationen entschieden, die Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit weiter steigern.
SIAG Schaaf Industrie AG, Christian Adamczyk, Marketingleiter: Das Jahr 2011 hat der Windenergiebranche neuen Aufschwung verliehen, der 2012 weiter hinzugewinnen wird. Nicht zuletzt die Atomkatastrophe in Japan hat noch einmal einen Anstoß für den Einsatz erneuerbarer Energien gegeben, der bereits in Deutschland im Zuge der Energiewende gefestigt wurde. Weltweit haben sich vor allem die südamerikanischen Länder, hier insbesondere Brasilien als neue Zukunftsmärkte herauskristallisiert. Auf dem afrikanischen Windenergiemarkt hat gerade Südafrika viele Projekte für die nächsten Jahre ausgeschrieben, auch die Staaten in der MENA-Region bieten für das Jahr 2012 – sofern die politische Lage sich dort beruhigt – großes Potenzial.
SKF GmbH, Dr. Philipp Schmid, Marktanalyst Renewable Energy: Derzeit unternehmen chinesische Hersteller erste Versuche außerhalb ihres Heimatmarktes Erfolge zu erzielen. Es bleibt abzuwarten, inwiefern dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt sein wird. In Zukunft ist aber mit vermehrter Exporttätigkeit der fünf größten chinesischen Hersteller zu rechnen. Zählt man Indien zu Asien, ergeben sich dort, insbesondere für Zulieferer, gute Chancen. Aber auch in Korea werden derzeit neue Windturbinen entwickelt. Neben den europäischen Ländern sind immer noch die USA beziehungsweise die Volksrepublik China, deren Windmarkt insbesondere bis 2010 stark gewachsen ist, die wichtigsten Absatzmärkte.
Skylotec GmbH, Kai Rinklake, Geschäftsführer: Chinesische Windturbinenhersteller zeichnen nach wie vor durch günstigere Preise aus. Der Druck auf dem dortigen Markt zwingt die Hersteller die überleben wollen, ihre Produkte nicht nur auf ihrem Heimatmarkt anzubieten sondern in den Westen zu drängen. Das führt dann hier zu Preisdruck. Ob die heimischen Hersteller Ihre Kostenreduktionsziele erreichen können um mitzuhalten ist fraglich. Insbesondere ist fraglich ob sie dies unter Beibehaltung der bisherigen Qualität können oder sie an Technologie einsparen müssen. Sollten sich „low budget“-Anlagen durchsetzen, werden sich auch wieder die technischen Probleme erhöhen, was ein höheres Risiko bei Investition in die Windenergie darstellt und langfristig eher zu Finanzierungsschwierigkeiten führen kann.
Tembra, Thorsten Spehr, Geschäftsführer: Die Firma Tembra wird sich auch 2012 auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und weiterhin weltweit Windkraftanlagen im Kundenauftrag entwickeln. Bereits im Oktober 2011 wurde der Prototyp einer Zwei-Megawatt-Anlage für den chinesischen Hersteller Baoding Tianwei errichtet und in Betrieb genommen. Zu den Kunden 2011 gehörten unter anderem die koreanische Firma Han Jin und die deutsche Firma Prokon. Zurzeit führt Tembra Verhandlungen über neue Projekte in Südamerika. Damit wird auch der aktuelle Entwicklungstrend für 2012 sichtbar: Es werden weiterhin verstärkt Windkraftanlagen für Asien entwickelt – Indien, China und Korea. Aber auch in Deutschland kommen neue Hersteller auf den Markt, die die positiven Signale der Energiewende nutzen wollen. Weitere Impulse werden in den nächsten Jahren von Ländern aus Südamerika kommen, die verstärkt in die Entwicklung von Windkraftanlagen investieren.
Winergy AG, Heiko Dirlenbach, Leiter Geschäftsentwicklung: China hat in den letzten Jahren eindrucksvoll den politisch motivierten Wandel von einem unbedeutenden zum wichtigsten Installationsmarkt für Windkraftanlagen vollzogen. Ein solch rasantes Wachstum mit lokalen Marktteilnehmern hat Auswirkungen auf die Qualität. Letztendlich haben wiederholte Stromausfälle die Geschwindigkeit der Neuinstallationen abgebremst. Neue technische Richtlinien der chinesischen Regierung fordern explizit eine bessere Qualität der Windkraftanlagen im Heimatmarkt. Das bietet uns als einen der europäischen Qualitätsführer im chinesischen Markt neue Chancen. Chinesische Wettbewerber werden noch viele Hürden nehmen müssen, um nicht nur im Heimatmarkt sondern auch international Erfolge erzielen zu können. Die Qualität des Systems Windkraftanlage hängt maßgeblich von den eingesetzten Komponenten ab. Hier hat die westliche, etablierte Windindustrie noch deutliche Wettbewerbsvorteile durch Innovationen und zuverlässige Qualität.
ZF Friedrichshafen AG, Wilhelm Rehm, designierter Vorstand: Nach der Übernahme des globalen Herstellers für Windkraftgetriebe Hansen Transmissions International NV hat ZF hat seine Windkraftgetriebe-Aktivitäten in der Geschäftseinheit Wind Power Technology zusammengefasst. Mit dem Hauptwerk in Lommel (Belgien) und den weiteren Produktionsstätten in Gainesville (USA), im indischen Coimbatore und Tianjin in China ist ZF nun strategisch auf allen Weltmärkten positioniert. Diese globale Präsenz ermöglicht uns eine Gesamtproduktionskapazität von 9.600 Megawatt im Jahr, womit sich ZF unter den Top 3 der Windkraftgetriebehersteller platziert. Meiner Einschätzung nach, wird der globale Windmarkt auch in den nächsten Jahren ein stetiges Wachstum aufweisen, insbesondere in den asiatischen und amerikanischen Märkten. In Europa wird die Offshore-Technik wesentlich zum erwarteten Wachstum beitragen. Eine wichtige Rolle werden erhöhtes Qualitätsbewusstsein, Netzausbau und Netzverfügbarkeit sowie die Energiepolitik der einzelnen Regionen spielen.