Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Gerüchte, dass der indische Windturbinenhersteller Suzlon Energy sich von seiner Tochter, dem Hamburger Windkraftanlagenbauer Repower, trennen muss. Bisher konnte dieser Schritt vermieden werden. Nach internationalen Medienberichten schienen die Verkaufsabsichten zuletzt konkreter geworden zu sein. Nun meldete das Unternehmen allerdings einen Erfolg aus Verhandlungen mit mehreren Banken um frisches Leihkapital. Laut dem in der Windbranche kundigen Finanzmarktanalysten Bloomberg dürften die Gerüchte damit begründetermaßen erst einmal wieder aus der Welt geschafft sein. Bloomberg hatte Mitte März die Verkaufsgerüchte mit einer eigenen Berichterstattung wieder angeheizt, nachdem die erste Gerüchtewelle schon zu Beginn des Jahres gerollt war. Nun blies Bloomberg die Story mit Verweis auf befragte indische Marktkenner wieder ab.
Grund für die Gerüchte sind wirtschaftliche Schwierigkeiten des Mutterkonzerns. Dieser muss von Suzlon bestätigten Zeitungsberichten zufolge eine Anleihe in Höhe von 500 Millionen Dollar zurückzahlen. Verschärfend wirkt sich der zunehmende Konkurrenzkampf der Turbinenhersteller auf dem Weltmarkt aus. Laut Suzlon-Geschäftsbericht für 2010/2011 blieben die Geschäfte insbesondere in den USA und in Europa unter den Erwartungen. Eine Dividende für 2012 wurde nicht empfohlen. Der Kurs für Suzlon-Aktien war im vergangenen Jahr binnen sechs Monaten ab Jahresmitte um fast 70 Prozent gefallen. Nun liegt er nach einem Zwischenhoch immer noch um gut 60 Prozent tiefer als vor einem Jahr.
Frisches Kapital in Sicht
Ein Verkauf von Repower, an dem Suzlon erst seit 2007 die Mehrheit der Anteile hält, könnte die Kassen des Konzerns wohl tatsächlich wieder füllen. Intern soll den Berichten zufolge Suzlon-Chef Tulsi Tanti von 1,5 Milliarden Euro an Erlösen gesprochen haben. Die Inder sollen Gespräche zumindest mit dem französischen Industriekonzern Alstom geführt haben.
Andererseits würde mit einem Verkauf von Repower die wichtigste Geschäftssparte von Suzlon wegbrechen: Die Hamburger sorgen für einen ganz großen Teil aller Aufträge, im Geschäftsjahr 2010/2011 brachten sie mit rund 1,2 Milliarden Euro fast die Hälfte des Gesamtkonzernumsatzes ein.
Wie ein Suzlon-Sprecher ERNEUERBARE ENERGIEN telefonisch bestätigt, verhandelt der indische Konzern noch mit verschiedenen Banken, um frisches Kapital zu bekommen. Angeblich mit Aussicht auf Erfolg: 300 Millionen US-Dollar seien bereits zugesagt worden, heißt es. „Wir werden in der Lage sein, dieses Leihgeschäft abzuschließen“, sagte der Sprecher. Zunächst gehe es um umgerechnet gut 200 Millionen Dollar, die im Juni zurückzuzahlen seien. Angebliche vorangegangene Verkaufsgespräche dementiert das Unternehmen wie in vergangener Zeit auch: Dies sei „alles Spekulation“. Ein Verkauf mache keinen Sinn, so ist immer wieder zu hören. Die Gespräche mit den Banken seien hingegen weit fortgeschritten.
Sebastian Hoff/Tilman Weber