Der Prognosespezialist Enercast in Kassel bietet ein neues Onlineportal an, das die Einspeiseleistung von Photovoltaikanlagen im viertelstündigen Rhythmus detailliert anzeigt und bis zu zwei Tage vorhersagt. Auf einer Erneuerbaren-Energie-Landkarte visualisiert Enercast die aktuelle Produktion von Solarstrom. Dabei greift Enercast auf die Daten des Solarmessnetzes vom Sunny Portal von SMA zurück, das Anfang Februar dieses Jahr online ging.
Verteilnetze als Kategorie
Zusammen mit den satellitengestützten Daten von EUMETSAT und den Wetterprognosen des Deutschen Wetterdienstes entwickelte man zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesysteme (Fraunhofer IWES) ein Referenzmessverfahren, um die Einspeisewerte für ganz Deutschland zu bestimmen. Im Unterschied zum Sunny Portal von SMA, dass die potenzielle Photovoltaikleistung in einem bestimmten Gebiet anzeigt, ermittelt Enercast die tatsächlich eingespeiste Solarstrommenge und zwar bezogen auf die wirklich auch in diesem Gebiet installierte Anlagenleistung. Ein weiterer Unterschied zum Sunny Portal ist, dass Enercast nicht die Postleitzahlengebiete als Kategorisierung nimmt. Die Kasseler beziehen ihr System direkt auf die Verteilnetzbetreiber.
Kraftwerke besser regeln
Mit dem Onlinedienst von Enercast sehen die Verteil- und Übertragungsnetzbetreiber genauer, wie viel Solarstrom zu welchem Zeitpunkt in welches Netz eingespeist wird. Sie können so die fossilen Kraftwerke entsprechend vorausschauend steuern. „Wir liefern den Netzbetreibern mit unserem Portal einen Planungshorizont“, sagt Thomas Landgraf, Geschäftsführer von Enercast. „Je höher der Zubau der erneuerbaren Energien wird, desto mehr müssen wir sie in die Netze integrieren. Der Planungshorizont von einem Tag ist da sehr wichtig, weil es die Zeit ist, die zum Beispiel ein Kohlekraftwerk braucht, um hoch- oder heruntergefahren zu werden.“
Nicht jede Wolke vorhersagen
Die Netzbetreiber registrieren sich bei Enercast und beziehen die Prognosedaten immer aktuell. „Es ist aber wichtig zu wissen, dass es Statistik ist“, erklärt Thomas Landgraf. „Eine genaue Wetterprognose für jede einzelne Anlage kann kein Wetterdienst der Welt liefern. Man kann nicht jede einzelne Wolke vorhersagen, aber man weiß eine Wolkenwahrscheinlichkeit. Deshalb hat man für die einzelne Anlage Unsicherheiten von 15 Prozent. Aber da wir uns Gebiete ansehen und nicht jede einzelne Anlage, kommen wir auf eine Genauigkeit von 90 bis 95 Prozent.“ (Sven Ullrich)