Der Solarmarkt in Indien kommt in Fahrt, wie das Beratungsunternehmen Bridge to India in Mumbai in seinem aktuellen Indian Solar Handbook darstellt. Bridge to India geht von einem Zubau von fast 230 Megawatt für dieses Jahr aus. Am Ende des Jahres sollen es insgesamt 250 Megawatt sein. „Mit 46 Megawatt Mitte dieses Jahres lag die Solarenergie weit hinter der Windenergienutzung, die mit 14.980 das Gros der erneuerbaren Energien stellt“, sagt Kadampat Punnan Philip, Manager bei der Indian Renewable Energy Developement Agency (IREDA). Die National Solar Mission (NSM), ein Förderprogramm für den Ausbau der Solarenergie in Indien, strebt für das Jahr 2022 eine Gesamtkapazität von 20 Gigawatt an. Bridge to India geht aber davon aus, dass dieses Ausbauziel weit übertroffen wird und bis 2022 in Indien 33,4 Gigawatt Solarenergiekapazität installiert sein werden. Für das Jahr 2018 erwartet das Beratungsunternehmen eine Ausbau von 14,15 Gigawatt. Zu diesem Zeitpunkt wird der Solarstrom in Indien die Netzparität erreichen. Denn die Kosten für fossile Energieträger werden weiter steigen und auf der anderen Seite die Subventionen am Energiemarkt gesenkt, was zu einer allgemeinen Verteuerung des Strompreises führen wird.
Großer Bedarf an netzunabhängigen Anlagen
Als Grund für das schnelle Wachstum nennt die Studie vor allem die Verringerung des Investitionsaufwands. Der ist in den letzten zwei Jahren um 16 bis 20 Prozent gesunken. Dieser Trend wird sich auch in den nächsten drei Jahren weiter fortsetzen. Denn steigende Produktionskapazitäten und technologische Weiterentwicklungen wirken sich positiv auf die Preisentwicklung für Photovoltaikanlagen aus.
Das größte Potenzial liegt derzeit in großen und netzgekoppelten Photovoltaikkraftwerken, denn sie sind die Hauptprofiteure der staatlichen Subventionen. Dieser Trend werde sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Für solarthermische Kraftwerke fehlt es an Anreizen über die Förderung hinaus, eine solche hohe Investition zu tätigen. Auch für den Bau kleiner netzunabhängiger Photovoltaiksysteme fehlen derzeit noch die Anreize. Obwohl diese Anlagen in Indien notwendig wären. „Es gibt einen großen Bedarf an off-grid-Anlagen, denn 40 Prozent der Bevölkerung lebt derzeit ohne Netzanschluss“, weiß Kadampat Punnan Philip. „Doch auch für die Dörfer, die an das Netz angeschlossen sind, kann die Solarenergie wichtig sein, da das Netz in Indien sehr instabil ist.“ Der Ausbau der netzunabhängigen Anlagen hängt laut Studie von staatlichen Förderungen in Form von Grünstromzertifikaten ab. Bridge to India geht davon aus, dass die netzunabhängige Photovoltaik ein Potenzial von 15 Gigawatt hat. (Sven Ullrich)