Die neue, direkt angetriebene SWT-6.0-120 Windturbine, die bereits seit März angekündigt ist, unterscheidet sich äußerlich zunächst nicht von ihrem 3,0 MW starken Vorgängermodell. Den 120-Meter-Rotor hat sie vorerst von der 3,6-MW-Getriebeanlage geliehen. Das scheint im Vergleich zu Offshore-Windanlagen von konkurrierenden Unternehmen wie Gamesa (138 Meter), Nordex und Alstom (beide rund 150 Meter) oder Vestas (164 Meter) eher wenig. Dabei ist die Anlage laut dem Unternehmen für einen größeren Rotor entwickelt worden.
So gilt die vergleichsweise kurze Rotorlänge nur für den Prototyp. Dadurch können bisher schon in den Vorgängermodellen verwendete und damit leicht verfügbare Anlagenbauteile und Komponenten ohne weiteren Entwicklungsaufwand verbaut werden. Liegen ausreichend Erfahrungswerte mit der neuen Sechs-MW-Anlage vor, sollen die Flügel auf mehr als 150 Meter verlängert werden, teilte eine Sprecherin mit. Was hier möglich sei, werde in den nächsten Jahren im Detail getestet.
In den kommenden zwei Jahren wird das Unternehmen zunächst weitere Prototypen an Land aufstellen. Gleichzeitig sollen laut Siemens Energy in einer Vorserie 20 bis 50 Turbinen produziert werden und in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien teilweise auch schon auf See installiert werden. Ab 2014 soll die neue Windturbine dann unter anderem für Projekte der dritten Ausschreibungsrunde Round 3 in Großbritannien eingesetzt und dort auch ab demselben Jahr produziert werden.
Weniger als 350 Tonnen Gesamtgewicht
Das Gesamtgewicht der Windkraftanlage von weniger als 350 Tonnen für Maschinenhaus und Rotor ist verhältnismäßig gering, doch im Vergleich mit der Konkurrenz kein neuer Leichtbau-Rekord: Areva (vormals Multibrid) hat bereits eine Fünf-MW-Anlage mit einem eigenen, komprimierten Getriebekonzept und einer Turmkopfmasse zwischen 300 und 315 Tonnen entwickelt. Im Vergleich mit anderen Anlagen liegt die SWT-6.0-120 Windturbine allerdings vom Gewicht pro MW Leistung her weit vorne.
(Daniel Seemann)