Die erneuerbaren Energien haben in diesem Jahr wieder zugelegt. Der Anteil des Ökostroms in den Netzen in Deutschland beträgt inzwischen schon 30 Prozent. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion in Deutschland noch 25,9 Prozent. Insgesamt flossen in diesem Jahr 194,1 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom durch die deutschen Netze. Im vergangenen Jahr waren es noch 162,5 Milliarden Kilowattstunden. Insgesamt ist die Stromerzeugung in Deutschland von 627,8 auf 647,1 Milliarden Kilowattstunden gestiegen. Das teilt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auf der Basis vorläufiger Hochrechnungen mit.
Photovoltaik und Windkraft mit steigenden Anteilen
Der Zuwachs ist vor allem der Onshore-Windkraft zu verdanken, die in diesem Jahr noch einem mit erklecklichen Ausbauzahlen punkten konnte. Deren Anteil an der Stromerzeugung stieg in diesem Jahr von 8,9 auf zwölf Prozent. Mit 6,8 Prozent ist der Anteil der Biomasse aufgrund des zusammengebrochenen Marktes wegen der weggefallenen Förderung leicht gesunken. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil dieser Technologie noch 6,9 Prozent. Die Technologie mit dem drittgrößten Anteil an der Ökostromerzeugung ist die Photovoltaik. Sie trug mit einem Anteil von 5,9 Prozent zum Strommix in Deutschland bei. Damit stieg deren Anteil um zwei Prozentpunkte. Der Anteil der Wasserkraft ist von 3,1 auf drei Prozent gesunken.
Konventionelle Stromerzeugung geht weiter zurück
Der Zuwachse der erneuerbaren Energien geht – wie kann es anders sein – zu Lasten der konventionellen Stromerzeugung. Zwar bleiben die Braunkohlekraftwerke immer noch die bedeutendste Einzeltechnologie, doch sank deren Anteil am Strommix von 24,8 Prozent im vergangenen Jahr auf glatte 24 Prozent in diesem Jahr. Auch die anderen Technologien mussten Federn lassen. Die Stromerzeugung aus Steinkohle trug mit 18,2 Prozent zur gesamten Stromproduktion in Deutschland bei. Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch bei 18,9 Prozent. Der Anteil der Kernkraft sank von 15,5 auf 14,1 Prozent und auch die Erdgaskraftwerke trugen mit einem Anteil von 8,8 Prozent weniger zur Stromproduktion in Deutschland bei als noch im Jahr 2014. Damals lag der Anteil der Erdgaskraftwerke noch bei 9,7 Prozent.
In der alten Energiewelt schrillen die Alarmglocken
Die Zahlen lassen die Alarmglocken beim BDEW als Interessenvertretung der alten Energiewirtschaft aufschrillen. Reflexartig fordert Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, mittelbar, die erneuerbaren Energien endlich in ihre Schranken zu verweisen. „Es ist erfreulich, dass die Erneuerbaren Energien immer mehr an Bedeutung für den deutschen Strommix gewinnen. Damit wird aber auch klar, dass sich die regenerativen Anlagen zunehmend dem Wettbewerb stellen müssen“, sagt sie nicht ganz ohne Hintergedanken und fordert mehr Ausschreibungen. Müller nennt dies einen „marktorientierten Ansatz“.
Sie vergisst dabei aber, dass es dann darum gehen muss, alle Technologien auf den Prüfstand des Wettbewerbs zu stellen und die versteckten Subventionen für Braun- und Steinkohle sowie die horrende Unterstützung für die Kernkraft mit in den Strompreis einzurechnen. Dann bräuchten weder Photovoltaik noch die Onshore-Windkraft eine Einspeisevergütung. Außerdem sollte der Gesetzgeber auch alle Hürden aus dem Weg räumen, wie die Sonnensteuer oder Zubaukorridore. Als dritter entscheidender Punkt wäre noch ein neues Strommarktdesign zu nennen, das die erneuerbaren Energien nicht benachteiligt. Mit dem Grünstrommarktmodell stand ein solches Design längst zu Verfügung. Doch die Bundesregierung hat es mit fadenscheinigen Argumenten abgeschmettert. (Sven Ullrich)