Man muss ein bisschen hinten suchen, im Koalitionsvertrag der CSU und der Freien Wähler in Bayern, doch in Kapitel V von fünf geht’s dann um Energie und Klimaschutz. „Heimatenergien“ sollen ausgebaut werden in Bayern, ein hübscher Begriff, und wenn er nicht gerade von den großen Befürwortern der Kernenergie (Seite 69) käme, könnte man sich noch mehr freuen: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien soll bis 2030 verdoppelt werden.
Das Ziel, na klar: ein Spitzenplatz
Offenbar ist es dabei auch der Regierung in München klar geworden, dass das ohne Windenergie nicht geht. Kleine Brötchen (oder Wecken) kennt man dort nicht: „Auch bei der Windkraft ist es unser Ziel, mittelfristig einen Spitzenplatz in Deutschland beim Wind an Land zu erreichen.“ Für ein Bundesland, das laut Deutscher Windguard zum Stichtag 30. Juni dieses Jahres 1.149 Windenergieanlagen insgesamt oder 0,02 pro Quadratkilometer installiert hatte (vorletzter Platz mit Baden-Württemberg vor Berlin), ist das ein ehrgeiziges Ziel. Als erster Schritt sollen bis 2030 insgesamt 1.000 neue Windenergieanlagen errichtet und damit der Bestand fast verdoppelt werden. Im ersten Halbjahr 2023 waren es fünf.
Doch nun soll es schneller voran gehen. Helfen soll dabei die zu gründende staatliche Windenergiegesellschaft „Bayern Wind“, die sich um die Nutzung der Staatsforsten für Windkraft kümmert. Potenzial sieht man zudem im bayerischen Chemiedreieck, im Frankenwald und im Privatwald. Auch die „Windkümmerer“, die Hubert Aiwanger 2020 installiert hat, sollen weiterarbeiten.
Informationskampage startet
Um dabei die Bevölkerung mitzunehmen, startet zudem eine Informations- und Akzeptanzkampagne „Bayern macht Wind – damit sich was dreht“ unter der Regie der Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK). Auf der Kampagnenwebsite werden nicht nur typische Fragen aufgegriffen( Wie viele Haushalte versorgt eine Windenergieanlage mit Strom?), sondern ein kurzes Video gezeigt: Sehr blonde Kinder loben auf bayerisch die Windkraft. „Die unvoreingenommene Sichtweise unserer Jüngsten weckt Aufmerksamkeit bei Erwachsenen und regt zu neuen Sichtweisen an“, schreibt das Wirtschaftsministerium dazu als Erläuterung in einer Presseinformation. „Ergänzend zu diesem offenen Dialog zwischen den Generationen helfen objektive Informationen, hartnäckige Fehlinformationen und Mythen rund um die Windenergie auszuräumen.“
Das kann einen natürlich nur freuen. Allerdings bleibt der Verdacht, dass die Landesregierung vor der großen Aufgabe steht, die Fehlinformationen und Mythen, die sie selbst durch ihre restriktive Anti-Wind-Politik befeuert hat (Stichwort 10-H-Regel) wieder einzufangen. (kw)
Zum Weiterlesen:
Bayerns Windkümmerer ohne Wirkung
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