Katharina Wolf
Bis 2025 fallen mehr als 12.00 Windenergieanlagen aus der gesetzlichen EEG-Vergütung. Für gut 70 Prozent davon ist ein Repowering nach derzeit geltenden Regeln nicht möglich. Damit würden bis Ende 2025 mehr als 8.700 Anlagen und damit fast ein Viertel des Windenergieanlagenbestandes in Deutschland entweder eine alternative Finanzierungsform finden müssen oder stillgelegt werden. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die das Analyseunternehmen Nefino im Auftrag der Schweizer Stromproduzentin und Energiedienstleisterin Alpiq erstellt hat. Insgesamt ist eine installierte Leistung von insgesamt rund 10,4 GW betroffen.
Nördliche Bundesländer am meisten betroffen
Für die Studie wurden mit Hilfe eines auf Geoinformationen basierenden Analysesystems die Abstände aller betroffenen Windenergie-Standorte zum nächstgelegenen Siedlungs-, Gewerbe- oder Naturschutzgebiet sowie anderen relevanten Bauwerken ermittelt. Um das Repowering-Potenzial festzustellen, legten die Autoren eine Turbine mit einer Nabenhöhe von 120 Metern zugrunde. Anschließend wurde für jede Anlage anhand der regionalen Abstandsregelungen ermittelt, ob ein Repowering möglich ist.
„Die Folgen der Abstandsregelungen sind von Region zu Region sehr unterschiedlich. Nördliche Bundesländer, in denen die Windenergie frühzeitig ausgebaut wurde, sind stärker vom Ende der EEG-Förderung betroffen als der Süden Deutschlands“, sagt Nefino-Mitgründer und Prokurist Jan-Hendrik Piel. Insgesamt 52 Prozent befinden sich allein in den vier nördlichen Bundesländern Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Repowering-Quote in Bayern: null Prozent
Wenn es allerdings um die Repowering-Quote geht, steht auch der Süden schlecht da: Angesichts restriktiver Abstandsregeln wie 10-H könnten in Bayern überhaupt keine, in Hessen 10 Prozent und in Nordrhein-Westfalen nur zwölf Prozent der Windenergieanlagen repowert werden. „Wenn sich an der Flächenkulisse nichts ändert, dann droht ein Nettorückbau von Windenergieleistung“, warnt Piel.
Auch wenn die Zahl kleiner Anlagen mit einer Leistung unterhalb 1 MW knapp die Hälfte der insgesamt aus der aus der Vergütung fallenden Anlagen ausmachen, stellen sie nur einen geringen Teil der Leistung bereit: Rund 8,2 Gigawatt Leistung entfallen auf Turbinen der Leistungsklasse über 1 MW und sind für den Weiterbetrieb mit PPA oder über die Börse interessant.
Weiterbetrieb technisch auch für kleine Anlagen möglich
„Angesichts der Skaleneffekte und die geringeren Betriebskosten pro Kilowattstunden können diese Anlagen mit einer niedrigeren Vergütung weiterbetrieben werden“, sagte Christian Wengert von Alpiq. Eine wirtschaftliche Herausforderung seien eher die kleinen Turbinen, die angesichts ihrer überdimensionierten technischen Auslegung auch 30 bis 40 Jahre laufen könnten. Wengert rechnet angesichts der aktuellen EEG-Debatte, die keine Anschlussförderung für Windenergieanlagen vorsieht, mit einer Belebung des PPA-Geschäfts.
BWE fordert Repowering-Strategie und Anschlussförderung
Der Bundesverband Windenergie fordert in der Debatte um das neue EEG, das morgen im Bundeskabinett beschlossen werden soll, eine Repowering-Strategie und für den Übergang von zwei bis drei Jahren eine Förderung des Weiterbetriebs. So soll um ein Zeitfenster für die Länder entstehen, um die Flächenplanung anzupassen und Bestandsflächen zu erhalten.
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