Tilman Weber
Dass 2019 eine Durststrecke droht, ist längst nicht ausgemacht für die Unternehmen, die im deutschen Windenergiemarkt bisher einen Großteil ihrer Geschäfte abwickeln. Das ergibt die Jahresumfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN in unserer neuen Ausgabe 08/2018 zu den Erwartungen für das kommende Windenergiejahr. Mehr als 30 Marktakteure haben sich dieses Mal beteiligt – und geben einen Überblick über die Erwartungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Unternehmen und Experten aus Bereichen von der Technologieforschung oder der Ertragsvorausschau zu den ausgeguckten künftigen Windparkstandorten über die Finanzierung, Einzelkomponentenherstellung oder beispielsweise Marktberatung bis hin zum Windturbinen- und Windparkbau.
Weitere Innovationen und Vorfinanzierungen: Vorbereitungen auf 2020
Klar ist, dass in Deutschland das Zubauvolumen für neue Windparks im kommenden Jahr einbrechen wird. Außerdem haben Bundes- und Landesregierungen 2018 wichtige Entscheidungen über die nicht mehr zu stoppende Energiewende im Land auf 2019 verschoben. Doch viele Akteure bereiten sich mit weiteren technologischen Entwicklungen, mit Vorfinanzierungen, mit vorläufigen Gutachten sowie mit der Anbahnung von Kooperationen mit Bündnispartnern auf neue Windparkprojekte vor. „Wir alle entwickeln heute Projekte, für deren Umsetzung wir die Gesetzesgrundlage noch nicht kennen. Das zeugt von viel Vertrauen darin, dass wir das Richtige tun … Wir werden 2019 … wie bisher neue Projekte voranbringen“, sagt beispielsweise die Geschäftsführerin des ostdeutschen Windpark-Projektentwicklers Sabowind, Mandy Bojack.
Export und politische Initiative
Viele Akteure werden zudem wohl im kommenden Jahr erstmals in einem annähernd ausreichenden Umfang auch im Exportgeschäft so viel verdienen, dass sie die in Deutschland zwischenzeitlich wegbrechenden Umsätze ausgleichen können. Andere schließen sich zugleich auch zusammen, um hierzulande der Politik das Wegschauen auszureden: Sie machen auf vernachlässigte und unbegründete Hindernisse aufmerksam, an denen auch die Politik kein Interesse mehr haben kann. Hierzu gehören die übertrieben großräumige Verbannung von Windpark-Projektierungen im Umfeld von Flugsicherungsanlagen oder die Klageflut von gut organisierten Anti-Windkraft-Initiativen.
Lesen Sie in unserem Dezemberheft ab sofort die vollständige und analysierende Zusammenfassung der Umfrage! Sie liefert Ihnen überraschende Einblicke in die breite Erwartungsvielfalt einer offensichtlich längst gereiften Branche (Falls Sie es nicht abonniert haben können Sie die Ausgabe hier beziehen. Natürlich empfehlen wir Ihnen auch ein Abonnement).
Bevor wir Ihnen aber Anfang 2019 an dieser Stelle wie gewohnt zusätzlich alle O-Töne der Umfrage nachliefern, präsentieren wir Ihnen hier schon einmal vorab zwei beispielhafte Stellungnahmen:
Jens Edler-Krupp, Leiter Wind Onshore Deutschland bei Innogy SE
„innogy sieht in Deutschland nach wie vor den europäischen Wachstumsmarkt für Wind Onshore. Das liegt im Vergleich zu anderen Märkten an der hohen Verlässlichkeit bei den Ausbauzielen. Eine Kehrtwende, wie wir sie beispielsweise in Großbritannien, Polen oder Spanien schon gesehen haben, ist hier nicht zu erwarten. Jedoch wird es mehr und mehr zu einem Glückspiel, ob geplante Projekte auch wie geplant realisiert werden können. In den Regionen oder Gemeinden wird darüber entschieden, ob ein Windprojekt letztendlich auch im Planrecht berücksichtigt und genehmigt wird. Hier werden viele Projekte ausgebremst oder zumindest beträchtlich verzögert. Die Rahmenbedingungen für einen Ausbau müssen stimmen und dürfen nicht auf regionaler oder lokaler Ebene blockiert werden. Die Genehmigungsverfahren müssen verlässlich sein, um Klagen gegen Genehmigungen gar nicht erst zur Regel werden zu lassen. Kernfrage ist auch, wie hoch oder gering die Akzeptanz tatsächlich ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine Projektbeteiligung kommunaler Partner die Akzeptanz vor Ort fördert, ebenso wie die Zusammenarbeit mit Bürgergesellschaften und frühzeitige Kommunikation. Das gilt auch für Windparks, die aus der Vergütung fallen. Hier sind verschiedene Optionen denkbar. Wir unterstützen dabei, die Fläche wo möglich schnellstmöglich für Repowering zu nutzen oder sorgen bei Weiterbetrieb für Lieferverträge zu wirtschaftlich vernünftigen Konditionen.“
Alexander Jäger-Bloh, Geschäftsführer Dean-Gruppe
„Die Genehmigungsverfahren für Windenergieprojekte werden in Deutschland immer anspruchsvoller. Insbesondere die Belange der Transparenz, Akzeptanz und Rechtssicherheit bekommen immer größere Bedeutung. Derzeit herrscht ein Genehmigungsstau, der auch durch immer anspruchsvoller werdende Verfahren begründet ist. Diese müssen immer öfter zur Erreichung hoher Rechtssicherheit, als öffentliche Verfahren geführt werden. Das Erstellen von Bebauungsplänen erhöht zudem die Sicherheit am Standort und schützt vor konkurrierenden Projekten. Auch Transparenz und Maßnahmen zur Akzeptanz brauchen ihre Zeit. Letztlich verhindert aber auch diese Sorgfalt im Vorfeld nicht, dass viele Genehmigungen angegriffen werden und dadurch auf die lange Bank geraten. All dies sind Herausforderungen denen sich die deanGruppe stellt.
Konkret gibt es Probleme, die dringend eine Lösung von ganz oben erfordern.
Die Deutsche Flugsicherung DFS und das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung BAF blockieren seit Jahren Projekte im Bereich von Funkfeuern der DFS, in einem Radius von 15 km und mehr. Konkret werden unsere und die Projekte anderer Unternehmen durch das Drehfunkfeuer VOR Nienburg massiv behindert. Inzwischen sind viele Gutachten gefertigt worden, die die falschen Berechnungen der DSF belegen. Außerdem könnten einige VOR-Anlagen entweder ganz entfallen oder durch andere Technik, die keinen Konflikt mit Windenergieanlagen begründen, ersetzt werden. Dennoch hält die DFS nach eigenen Aussagen aus politischen Gründen an ihrer Ablehnungspraxis fest. DFS greift damit, ohne vernünftigen Grund und ohne dass ein Bauschutzbereich durch öffentliches Verfahren festgesetzt wurde, in die Regionalplanung, Bauleitplanung und das Eigentumsrecht auf jeweils einer Fläche von über 700 Quadratkilometer ein. Das ist für unseren Rechtsstaat ein schriller Fakt, den es auszuräumen gilt. Es ist Aufgabe der Bundespolitik, hier endlich einzugreifen und Vernunft einkehren zu lassen.
Der Luftverkehr ist einer der größten Emittenten klima- und gesundheitsschädlicher Stoffe. Durch Konflikte wie der geschilderte wird das Errichten klimaschützender Windenergieanlagen zusätzlich verhindert. Das zeigt einmal mehr, dass es noch viel zu tun gibt, um das Handeln von Behörden auf umwelt- und klimaschützende Entscheidungen auszurichten.“