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Kleinwasserkraft

Power für Entwicklungsländer

Markus Heinsdorff ist viel herumgekommen in der Welt. Für das Auswärtige Amt reist der Installationskünstler in Länder wie China oder Indien, wo er Kulturprojekte mit Leben füllt. Er gestaltet Dörfer, experimentiert mit Architektur und setzt sich dabei mit Nachhaltigkeit und sozialen Bedürfnissen auseinander. Und er lernt viel – über den Alltag der Menschen, ihre Lebensbedingungen und Sorgen.

So entstand das Projekt Rotor, ein mobiles Kleinwasserkraftwerk, das Elektrizität in die entlegensten Orte der Erde bringen soll. „Weltweit haben 1,3 Milliarden Menschen keinen Zugang zur Stromversorgung“, erklärt Heinsdorff. „Jeder Vierte von ihnen lebt an Flüssen.“

So soll der Rotor nicht einfach ein Kunstwerk sein. Er soll, als Bausatz angeliefert, zur Lösung des Stromproblems von ein paar hundert Millionen Menschen beitragen. Mit einem kleinen Projektteam und vielen freiwilligen Unterstützern arbeitet Heinsdorff nun an der Serienreife. Dabei helfen Fördermittel von Siemens, der EU und anderen Einrichtungen.

Jetzt startet die Serienfertigung

„Gerade haben wir den vierten Prototyp gebaut, jetzt folgt der Serienstart“, sagt Heinsdorff. In seiner finalen Version hat der Rotor sechs Rotorblätter mit je 60 Zentimeter Länge. Sie rotieren um eine vertikale Achse im Inneren des starren Schwimmkörpers. Den bildet ein Stahlrahmen, der mithilfe eines Traktorreifenschlauchs auf dem Wasser schwimmt. Mit Seilen wird der Rotor im Fluss gehalten, eine zusätzliche Boje soll das gut 50 Kilogramm schwere System über Wasser halten, falls einmal der Schlauch platzt.

Während das Urmodell noch per Fahrrad­dynamo Strom erzeugt hat, arbeitet der aktuelle Rotor mit einer Eigenentwicklung. Bei 1,5 Meter pro Sekunde Fließgeschwindigkeit soll er 150 Watt erzeugen. Mit Unterstützung von Studenten der TU München wollen die Entwickler den Wirkungsgrad künftig weiter verbessern – unter anderem durch Optimierung der Strömungseigenschaften der Rotorblätter. „Unser Traumziel sind 300 Watt“, erklärt Heinsdorff. Der Rotor sei prädestiniert für die Versorgung von Autobatterien, Mobilgeräten, Laptops oder zur direkten Erzeugung von Licht. So sollen die Bewohner ihre Kerzen, Petroleumlampen oder Dieselgeneratoren durch Strom aus dem Fluss ersetzen können.

Ein Team von Wirtschaftsstudenten der TU München hat schon durchgerechnet, ob sich das für die Menschen in Entwicklungsländern wirtschaftlich lohnen kann. Das Ergebnis: „Damit sich der Rotor innerhalb von drei Jahren als Ersatz von Diesel und Lampenöl amortisiert, sollte er nicht mehr als 350 Euro pro Stück kosten. Das ist unser Ziel“, sagt Heinsdorff. Verschickt wird das System als Bausatz mit vielen vorgefertigten Teilen. 2015 will das Projektteam Prototypen in Bangladesh und Kolumbien installieren. Dann kann der Rotor seine Fähigkeiten in der Praxis beweisen.

Das Projekt in Zahlen

Projektname: Der Rotor
Leistung: Bis zu 300 Watt
Gewicht: 50 Kilogramm
Geeignet für: Autobatterien, Mobilgeräte, Licht­erzeugung
Spitzentrumpf: Bringt eine zuverlässige dezentrale Energieversorgung in Regionen ohne Netzanschluss.
Kosten: 350 Euro pro Stück
Amortisationszeit: Drei Jahre
Rotor: Sechs Rotorblätter à 60 Zentimeter
Fördermittel: Siemens, EU und andere

Das Projekt stellte Denny Gille in der Mai-Ausgabe unseres Print-Magazins vor. Gefällt es Ihnen, dann holen Sie sich jetzt ein  kostenloses Probeabo   .